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"Brandgefährlich": Expertin kritisiert NehammerRhetorik 

Eine Innsbrucker Bildungswissenschafterin stuft die Rhetorik von Bundeskanzler Karl Nehammer in Bezug auf Flüchtlinge als "brandgefährlich" ein.

Heute Redaktion
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Karl Nehammer bei seinem Besuch in der Ukraine
Karl Nehammer bei seinem Besuch in der Ukraine
DRAGAN TATIC / APA / picturedesk.com

Am Samstag reiste Bundeskanzler Karl Nehammer in die Ukraine und besuchte dort Präsident Wolodomir Selenski. Er sicherte weitere Hilfen zu. Rund 250.000 ukrainische Flüchtlinge sind seit Kriegsbeginn bereits nach Österreich geflohen. Wie die Innsbrucker Bildungswissenschafterin Frauke Schacht in einem APA-Interview erklärt, lege der Ukraine-Krieg "festgefahrene Denkmuster" und Rassismen offen.

Expertin kritisiert "Spaltungskurs"

Schacht beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie Geflüchtete in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden - und stellt große Unterschiede zwischen der aktuellen Situation und der Flüchtlingswelle 2015 fest. Dass auch Politiker gewissermaßen zwischen "Geflüchteten erster und zweiter Klasse" unterscheiden, sei "brandgefährlich", erklärte die Expertin weiter.

Die meisten Flüchtlinge finden in den Nachbarländern Zuflucht. Die Bilder erinnern an die Krise des europäischen Grenzregimes 2015 - damals schlug die anfängliche Hilfsbereitschaft gegenüber Geflüchteten jedoch bald in Skepsis um. Waren es 2015 vor allem junge männliche Geflohene, die nach Österreich gekommen sind, sind es jetzt Menschen aus der näher gelegenen Ukraine und dabei vor allem Frauen, Kinder und betagte Personen.

"Gift für gesamte Gesellschaft"

Sowohl Bundeskanzler Karl Nehammer als auch Integrationsministerin Susanne Raab (beide ÖVP) differenzieren in ihren Stellungnahmen zwischen 2015 und der aktuellen Flüchtlingssituation. "Dass Karl Nehammer zwischen Geflüchteten aus Afghanistan und jenen aus der Ukraine unterscheidet, ist brandgefährlich", hielt Schacht, Senior Scientist an der Universität Innsbruck, gegenüber der APA fest.

Dadurch bediene er einen "Spaltungsdiskurs". "Eine Unterscheidung entlang festgefahrener und stereotyper Vorstellungen unter geflüchteten Menschen zu treffen, ist eine äußerst gewaltvolle Handlung. Es darf keine Geflüchteten erster und zweiter Klasse geben", betonte Schacht. Das sei "Gift für die gesamte Gesellschaft". "Es geht nicht darum, zu entscheiden, wem man hilft, vielmehr ist es unsere historische und globale Verantwortung", betonte Schacht.

Sie habe "von großem Unmut" unter Geflüchteten gehört, die sich schon länger im österreichischen Asylverfahren befinden, und nicht verstehen, warum Ukrainerinnen und Ukrainern weniger "Steine in den Weg gelegt" würden, sie weniger "administrative Hürden" erfahren. "Das ist natürlich nicht verkehrt, doch gerechtere Rahmenbedingungen müssten für alle gelten."

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    9. April 2022: Karl Nehammer trifft Ukraines Präsident Wolodomir Selenski in Kiew.
    9. April 2022: Karl Nehammer trifft Ukraines Präsident Wolodomir Selenski in Kiew.
    DRAGAN TATIC / APA / picturedesk.com