Wirtschaft

Experte warnt vor neuem, "ordentlichen Preisschock"

Erst ließ der russische Angriffskrieg die Energiepreise steigen, nun gehen sie nach kurzer Erholung durch den Hamas-Terror wieder steil nach oben. 

Rene Findenig
Der Berater des Klimaschutzministeriums und ehemalige E-Control-Chef Walter Boltz am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2".
Der Berater des Klimaschutzministeriums und ehemalige E-Control-Chef Walter Boltz am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Nach einem Hoch im Jänner bei 11,6 Prozent (nach europaweit einheitlicher Berechnung) ist die Inflation zuletzt wieder gesunken. Laut Quartalsbericht der Nationalbank zur Entwicklung in Österreich zeigen Detailergebnisse, dass die Verringerung des Preisauftriebs vor allem auf Energie und in einem geringeren Ausmaß auf Nahrungsmittel sowie Industriegüter ohne Energie zurückging. Doch nach der extremen Preissteigerung durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine währte die gesunkenen Energiepreise nur kurz – und wurden laut Experten zu langsam an die Kunden abgegeben.

Nun treibt der Hamas-Terror auf Israel die Gaspreise wieder nach oben. Drohen jetzt erneut sich vervielfachende Gaspreise? Die Frage beantwortete der Berater des Klimaschutzministeriums und ehemalige E-Control-Chef Walter Boltz am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Martin Thür. "So hoch glaube ich nicht", so der Experte dazu, ob der Gaspreis in Höhen steigen werde, die die Menschen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine quälten. Aber: Die Verunsicherung durch den Hamas-Terror führe momentan zu einer Erhöhung von rund 35 Prozent.

Nochmal rund 20 Prozent könne es weiter nach oben gehen, Gas also doch dramatisch teurer werden, so Boltz. Boltz rechnete indes nicht damit, dass sich die Causa auch auf den Ölmarkt auswirken werde – ein großes Zurückfahren der Ölförderung sei aktuell nicht in Sicht, auch wenn man das nicht genau vorhersagen könne. Schwarz sieht Boltz aber, was die Energiezukunft von Österreich betrifft, denn Österreich warte eher ab, als aktiv Maßnahmen zu setzen, etwa beim Wegfall des russischen Gases. Das müsse schnell geschehen, so der Experte, Zeit sei dazu noch, bisher sei das "unzureichend" gewesen.

"Dann haben wir in Österreich wieder einen ordentlichen Preisschock"

Ein Ausbau der Gasleitung von Deutschland nach Österreich sei noch gar nicht in Angriff genommen worden, genauso gebe es keine konkreten Bemühungen, Gas aus alternativen Quellen nach Österreich zu bekommen, kritisierte der Experte. Die OMV setze zwar einzelne Maßnahmen, wenn aber weiter sonst nichts geschehe, "haben wir in Österreich wieder einen ordentlichen Preisschock", so Boltz. Ausgehen würden sich die Umsetzung der Maßnahmen jedenfalls noch, zu spät sei es nicht, man müsse aber dringend an die Umsetzung gehen.

Würden künftig generell die Energiepreise, also auch für Strom, auf Dauer weiter sinken oder wieder steigen? Es könnte alles schon noch weiter steigen, so der Experte, wer sich von den Anbietern bei großen Konzernen gebunden habe, zahle auch jetzt deutlich mehr als bei kleinen Anbietern mit kurz laufenden Verträgen. Landesanbieter könnten sich immer entscheiden, die Preise für Kunden zu drücken oder auf Dividenden zu setzen, wobei sich viele für Dividenden entscheiden würden – Tirol und Vorarlberg seien im Vorjahr Ausnahmen gewesen. Aber: Würden genug Kunden die Anbieter wechseln, würden Preise sinken.

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