Sport
Experte: "Austria braucht anderen Sportdirektor!"
Top-Experte Tim Armitage analysiert für "Heute" die Bundesliga. Was Wohlfahrt bei der Austria schlecht macht. Warum Sturms Kreissl zeigt, wie's geht.
Er ist Österreichs größer Fußball-Experte! Der Engländer Tim Armitage arbeitet für die Analyse-Firma "Football Radar", zerlegt dabei seit fünf Jahren jedes Liga-Spiel, jeden Test-Kick und die Partien der Nationalelf. System, Taktik, Transfers, Eigenheiten der Spieler, Performance der Bosse – er weiß alles. "Heute" gibt er Einblicke.
Wohlfahrts größte Fehler
Brennpunkt Austria: Nur Platz sieben in der Liga, 40 Punkte hinter Salzburg. Was sind die Gründe? "Die Austria braucht im Sommer einen neuen Sportdirektor", erklärt der 26-Jährige. "Der größte Fehler war, Thorsten Fink zu lange zu halten. Der zweite Fehler ist die schlechte Transfer-Politik." Den Sommer 2017 bezeichnet er als bizarr.
"Kadiri, Ruan, Alhassan – keine Ahnung, was ihr Plan war." Die Legionäre enttäuschen. Mit Larry Kayode wurde der Top-Scorer verkauft. Kevin Friesenbichler und Christoph Monschein können ihn nicht ersetzen. Und: Man hat Sascha Horvath und Peter Michorl an die Konkurrenz abgegeben. Die Hoffnung der Veilchen: "Sie haben viele starke Talente wie Dominik Fitz, der Klub bindet sie gut ein." Eines davon stieg in der abgelaufenen Saison im Tor zur Nummer eins auf: Patrick Pentz. Ihm traut Armitage in den nächsten Jahren den Sprung ins Ausland zu.
Konkurrenz enteilt
Wie es richtig geht, zeige die Konkurrenz. "Man braucht sich nur die anderen Sportdirektoren ansehen", erklärt der Engländer. Christoph Freund überstrahlt mit Salzburg ohnehin alles. Letzter Coup: "Mit Zlatko Junuzovic kommt ein Star."
Kreissl macht alles richtig
Besonders Sturms Günter Kreissl beeindruckt den Experten: "Er schafft es, Spieler zu verlängern, die bei anderen längst weg wären", staunt er über die neuen Verträge von Stefan Hierländer und Lukas Spendlhofer. Auch Supertalent Dario Maresic könnte bleiben. Spieler wie Deni Alar und Peter Zulj, die bei den Grazern plötzlich aufblühen, adeln Kreissl: "Zulj ist für mich der Spieler der Saison." Nicht zuletzt wegen Kreissls Kader-Entscheidungen konnte Sturm heuer als einziger dem Serienmeister nahe kommen. "Platz zwei ist auch sein Werk."
"Bickel war sich nicht zu gut"
Bei Rapid ist die Situation komplizierter. "Sie hatten in den letzten Jahren viel Pech", analysiert Armitage. "Mit diesem Kader können sie an einem guten Tag jeden schlagen." Er sieht die Hütteldorfer auf einem guten Weg. Die Entscheidung, mit Trainer Goran Djuricin zu verlängern, gefällt ihm: "Das bringt die dringend benötigte Stabilität."
Viel hänge jetzt von den Sommer-Transfers ab. Mit Louis Schaub verliert Rapid eine Stütze an Köln. Der mögliche Abgang von Kapitän Stefan Schwab wäre kaum zu kompensieren. "Wenn er fit ist, ist er der beste zentrale Mittelfeldspieler Österreichs, Rapids wichtigster Mann."
Jetzt ist Sportdirektor Fredy Bickel gefragt. Armitage ist optimistisch: "Der Fall Ljubicic hat gezeigt, dass er aus seinen Fehlern lernt. Er war sich nicht zu gut, seine Leihe doch abzubrechen und ihn wieder zurückzuholen."
Traumjob Bundesliga
Lieblingsklub hat der Engländer übrigens keinen. Er fiebert mit dem ÖFB-Team mit, hält zu Österreichs Europacup-Teilnehmern. Ob die Bundesliga denn auch Qual sein kann? "Nein! Das ist mein Traumjob. Ich finde immer einen Aspekt, der mich fasziniert." Bei mehr als zehn Stunden Live-Fußball pro Woche ist das auch nötig!
Hier traf sich Tim Armitage mit Ex-Grödiger Lukas Schubert: