Wirtschaft
Experte erklärt, wie wahrscheinlich Gas-Blackout ist
Der Ukraine-Krieg wirkt sich indirekt auch stark auf Österreich aus – Stichwort: Gas. Ein Experte erklärt jetzt, wie wahrscheinlich ein Blackout ist.
Der Ukraine-Krieg zeigt Auswirkungen auf dem gesamten europäischen Kontinent. Die EU hat angekündigt, die Abhängigkeit von russischem Gas auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Ein potenziell neuer Lieferant hat seine Hilfe bereits angeboten: die USA. Die Europäische Union möchte einen "gemeinsamen Einkauf" tätigen, der laut Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz freiwillig sein soll. Es können jedoch nicht alle EU-Mitglieder so einfach auf russisches Gas verzichten: so wie Österreich, das zu 80% von Putin abhängig ist. Eine solche drastische Maßnahme wäre "so, als würde man sich ins linke und rechte Bein gleichzeitig schießen", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
Putin-Abhängigkeit noch immer hoch
Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, war Gast bei Martin Thür in der "ZIB 2" am Freitag. Er erläuterte, dass Österreich das erste westliche Land gewesen sei, das russisches Gas gekauft hatte. Andere europäische Länder seien weniger abhängig von Russland, da sie Gas aus Norwegen bezogen haben. Urbantschisch betonte, dass Russland bereits 2009 die Gasflüsse, die durch die Ukraine gingen, unterbrochen hatte. Damals habe man Maßnahmen angekündigt, aber die Putin-Abhängigkeit ist nicht geringer geworden.
US-Gas teurer
Der Experte unterstrich, dass das US-amerikanische Gas im Vergleich zu jenem aus Russland in der Produktion und Verschiffung teurer sei. Daher müsse man den Markt weiter erforschen: So gebe es Pipeline-Gas aus Algerien oder Norwegen, das deutlich billiger sei als das aus den USA. "Die Mischung wird es ausmachen", stellte Urbantschitsch fest. Er selbst sei jedoch zuversichtlich, dass durch langfristige Verträge, durch die das Gas wieder günstiger wird, sich die Situation entspannen wird und die Preise sinken werden.
Indes kündigte Deutschland an, in zwei Jahren komplett unabhängig von russischem Gas zu sein. Wäre so etwas auch in Österreich möglich? "Nein, ich glaube nicht", sagte der E-Control-Vorstand. Bei uns werde es länger dauern, aber Österreich gehe in Richtung Ausbau der erneuerbaren Energieträger, 80% des Stroms werden aus erneuerbarer Energie produziert. "So kann die Abhängigkeit von Gas reduziert werden", so Urbantschitsch.
Gas-Blackout wahrscheinlich?
WIFO-Chef Gabriel Felebermayr warnte bereits vor einem Gas-Blackout in Österreich. Wie wahrscheinlich ist dieser? "Das Gas muss immer da sein, um die Stromversorgung zu sichern. Ich gehe davon aus, dass das auch möglich sein wird", beruhigte der Experte. Österreich hätte jedenfalls ausreichend Gas, um über die aktuelle Heizsaison zu kommen. Für den kommenden Winter müsse man entsprechende Maßnahmen treffen, schloss Urbantschitsch ab.