Wien

Experte erklärt, dass Teichtmeister nie geheilt wird

Florian Teichtmeister muss in Therapie. Gänzlich von seiner Neigung geheilt werde er aber wohl nie, erklärte der Psychiater Patrick Frottier im ORF.

Michael Rauhofer-Redl
Patrick Frottier – forensischer Psychiater und ehemaliger ärztlicher Leiter in der Justizanstalt Mittersteig – war am Dienstag Studiogast in der ORF-"ZIB2". 
Patrick Frottier – forensischer Psychiater und ehemaliger ärztlicher Leiter in der Justizanstalt Mittersteig – war am Dienstag Studiogast in der ORF-"ZIB2". 
ORF

Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister ist bedingt zu zwei Jahren Haft verurteilt worden und muss unter strengen Auflagen in Therapie gegen Pädophilie. Heißt im Klartext: Teichtmeister muss keinen einzigen Tag ins Gefängnis und durfte das Gericht als freier Mann verlassen! In der ZIB2 war dazu Patrick Frottier – forensischer Psychiater und ehemaliger ärztlicher Leiter in der Justizanstalt Mittersteig – Gast bei Armin Wolf.

Der Ex-Burgstar legte ein umfassendes Geständnis ab. "Teichtmeister hat eine echte Chance einen neuen Weg einzuschlagen", fasste ein Gerichtspsychiater zusammen. Daher wäre eine bedingte Einweisung möglich. "Ich empfehle unter den Weisungen von einer Unterbringung bedingt nachzusehen", erklärte dieser.

Ein Prozent pädophil

Frottier konnte mit dieser Sichtweise leben. Zwar habe er "nicht unbedingt" mit einer bedingten Haftstrafe für Teichtmeister gerechnet, diese sei aber durchaus möglich gewesen. Der Vorteil an einer Therapie "draußen" sei, dass es keinen Verlust der sozialen Umgebung gebe. Grundsätzlich suche sich niemand seine pädophile Neigung aus, so der Experte. Durch eine Therapie lernen Betroffene, damit umzugehen.

Die Forschung geht davon aus, dass rund ein Prozent der Bevölkerung solche pädosexuellen Neigungen habe. Allerdings würden längst nicht alle Betroffenen auch kriminelle Handlungen setzen. Viele würden erkennen, dass dies falsch ist und sich Hilfe suchen. Das Verhältnis, dass Menschen mit derlei Neigungen auch tatsächlich straffällig werden, bezeichnete der Experte mit 1:10.  

Im Falle Teichtmeisters geht Frottier davon aus, dass dieser wohl nicht die Möglichkeit gehabt habe, alle Dateien zu konsumieren. Das sei letztlich aber egal, denn allein der Umstand, dass er solche Dateien konsumiert hat, habe die entsprechenden Konsequenzen gehabt. Armin Wolf wollte wissen, wie die Drogen- und Alkoholsucht sich im Falle Teichtmeisters auf sein Verhalten ausgewirkt habe. 

Das ganze Gespräch mit Patrick Frottier zum Nachsehen >>

Neigung therapier- aber nicht heilbar

Frottier führte aus, dass durch den Konsum von Alkohol und Drogen die Hemmschwelle sinke. Die Neigung an sich sei davon aber unberührt. Die im Laufe des Prozesses zu Tage getretenen Gewaltfantasien seien "außergewöhnlich" und "deutlich über dem Durchschnitt" aber als reine Fantasie nicht strafbar. Wolf wollte dann allgemein wissen, wie üblich es ist, dass jemand, der die angesprochenen Darstellungen von Kindesmissbrauch konsumiert, dann auch tatsächlich ein Kind missbraucht. Das hänge vom Einzelfall ab, so Frottier. Einige Täte würden sich mit der Konsumation der Darstellungen begnügen, andere wiederum würden sich allmählich den Weg zum "Hands-on"-Delikt bahnen. 

Die Sucht nach Darstellungen von Kindesmissbrauch sei mit jeder anderen Sucht vergleichbar. In der Therapie lerne man Strategien, damit umzugehen. Es sei aber wie beim Alkoholismus. Man könne nicht geheilt werden, aber im besten Falle abstinent. In solchen Therapien werde auch mit Medikamenten, die den Sexualtrieb dämmen, gearbeitet. Die Einnahme diese Arzneimittel erfolge allerdings auf freiwilliger Basis.

Zum Schluss erklärte der Experte noch, dass höhere Strafen für Täter nicht abschreckend wirken würden, für die Einzelperson mache das keinen Unterschied. Er appelliert an Vertrauen in den Rechtstaat und den Gesetzgeber, der sich wohl gut überlegt habe, wie welches Delikt zu bestrafen sei.

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    Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel