1932–2024

Ex-Verfassungsgerichtshof-Präsident Adamovich gestorben

Der frühere Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Ludwig Adamovich, ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 91 Jahren.

Newsdesk Heute
Ex-Verfassungsgerichtshof-Präsident Adamovich gestorben
Der frühere VfGH-Präsident Ludwig Adamovich bei einer Veranstaltung im Jahr 2008.
Foto: Sabine Hertel / "Heute"

Der frühere Präsident des Verfassungsgerichtshofes (VfGH), Ludwig Adamovich, ist am Sonntag im Alter von 91 Jahren verstorben, wie das Höchstgericht am Sonntagnachmittag bekannt gab. Als Präsident stand der in Innsbruck geborene Jurist von 1984 bis 2092 an der Spitze des Verfassungsgerichtshofes.

Nach insgesamt 19 Jahren im Amt wurde Adamovich ehrenamtlicher Berater der österreichischen Staatsoberhäupter. In verfassungsrechtlichen Fragen beriet erst Bundespräsidenten Heinz Fischer, dann den aktuellen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Van der Bellen habe Adamovich darum gebeten, weil er seine Expertise "außerordentlich" schätze. Bis zuletzt widmete Adamovich sein Berufsleben der Verfassung.

"Aufrechter Verteidiger der Verfassung"

VfGH-Präsident Christoph Grabenwarter würdigte ihn als unermüdlichen Mahner für den Rechtsstaat: "Aus den historischen Erfahrungen Österreichs war ihm die Unabhängigkeit der Verfassungsgerichtsbarkeit ein besonderes Anliegen." Auch das Präsidium des Nationalrats zollte dem Juristen in einer gemeinsamen Aussendung höchsten Respekt: "Mit Ludwig Adamovich verliert Österreich einen renommierten Juristen, der die rechtliche Landschaft unseres Landes nachhaltig geprägt hat", hieß es von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).

Adamovich sei als VfGH-Präsident "eine verfassungsrechtliche Autorität in innenpolitisch stürmischen Zeiten" gewesen, unterstrich die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). "Er ist sich und der Republik auch gegen heftige persönliche Anfeindungen stets treu geblieben." "Sein Engagement und sein Beitrag zur juristischen Landschaft unseres Landes werden unvergessen bleiben", meinte der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ). Österreich verliere mit Adamovich einen "großen Juristen und aufrechten Verteidiger unserer Verfassung".

Matheschwäche ermöglichte Juristen-Karriere

Ludwig Adamovich wurde am 24. August 1932 in Innsbruck geboren. Seine spätere Berufung wurde ihm in die Wiege gelegt: Denn auch sein Vater Ludwig Adamovich Senior war nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Tod 1955 Präsident des österreichischen Höchstgerichts. Zwar interessierte sich der nun Verstorbene mehr für die Medizin, begann wegen mangelnder mathematischer Begabung, aber doch das Jus-Studium. Seine ÖVP-Mitgliedschaft kündigte der Jurist in den 1970er Jahren und wurde gegen den Willen der Volkspartei dennoch 1984 VfGH-Präsident.

Besonders in der Kritik stand Adamovich als Kritiker der Ermittlungen in der Causa Natascha Kampusch. Ab 2008 leitete Adamovich die Evaluierungskommission in der Causa Kampusch und wurde 2009 wegen einer umstrittenen Äußerung über die Kindheit des Entführungsopfers von Kampuschs Mutter wegen übler Nachrede verklagt. Die Zeit ihrer Gefangenschaft sei womöglich "allemal besser" gewesen "als das, was sie davor erlebt hat", so der frühere VfGH-Präsident, der 2010 in zweiter Instanz jedoch freigesprochen.

Dem Fall Kampusch widmete Adamovich auch eines der zwölf Kapitel seiner Memoiren mit dem Titel "Erinnerungen eines Nonkonformisten", das 2011 erschienen ist. Darin zog er eine "ambivalente" Bilanz über seine 19 Jahre am österreichischen Höchstgericht.

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