Wirtschaft

Ex-Spar-Chef sagt, wann die Produkte fehlen werden

Die Preise in Österreich schnellen immer weiter in die Höhe. Ex-Spar-Chef Gerhard Drexel ist sich sicher: "Es wird einen Wohlstandsverlust geben!"

André Wilding
Ex-Spar-Chef Gerhard Drexel: "Dann müssen wir das eine oder andere Produkt aus den Regalen nehmen."
Ex-Spar-Chef Gerhard Drexel: "Dann müssen wir das eine oder andere Produkt aus den Regalen nehmen."
Patrick Lux / EPA / picturedesk.com

Ex-Spar-Chef Gerhard Drexel war am Sonntag zu Gast in der Radion-Sendung Ö3-"Frühstück bei mir". Dort sprach der Wirtschaftskapitän mit Moderatorin Claudia Stöckl über die Teuerungen in Österreich und wagte dabei auch einen Blick in die Zukunft – "Heute" berichtete.

Und der Vorarlberger nahm sich in dem Interview kein Blatt vor den Mund, sondern machte stattdessen eine wahre Schreckens-Prognose für die Alpenrepublik. Denn laut Drexel müsse sich die Bevölkerung auf jeden Fall darauf einstellen, "dass die Teuerung, also die Inflation, uns noch eine ganze Weile bleiben wird."

"Es wird Wohlstandsverlust geben"

Auch im kommenden Jahr werde die Teuerung bleiben und "wir werden uns auch alle darauf einstellen müssen, dass es auch da und dort einen Wohlstandsverlust geben wird." Doch die Politik spreche davon nicht, denn das Wort "Wohlstandsverlust" würde sich kein Politiker einer Partei in den Mund nehmen trauen.

"Aber das wird kommen, wenn alles um zehn, 15, 20 Prozent teurer wird und die Einkommen aber vielleicht nur um ein paar Prozent erhöht werden. Das ist Wohlstandverlust", erklärt Drexel.

"Die Gier der Konzerne"

Auf die Frage, wie sehr die Preise in Österreich noch steigen werden, erklärte der Ex-Spar-Chef, dass man unterscheiden müsse, was ist die tatsächliche Preiserhöhung, beispielsweise durch die Rohstoffe, die Energie, durch den Transport, durch die Verpackungsmaterialien, aber das hält sich in Grenzen. Und auf der anderen Seite, was ist die spekulative Preiserhöhung von internationalen Gier-Konzernen."

Das seien laut Drexel meistens "multi-nationale, riesengroße Markenartikel-Lieferanten, die im Windschatten aller Krisen, die wir derzeit haben, die Preise ungebührlich erhöhen wollen, damit sie einen noch höheren Gewinn erzielen." Internationale Markenartikel-Konzerne hätten durchschnittliche Umsatzrenditen von 15, 20, 25 Prozent.

Dann fliegen Produkte aus Regalen

"Wir, im österreichischen Lebensmittelhandel, haben eine durchschnittliche Umsatzrendite von zwei bis drei Prozent", sagte der Ex-Spar-Chef. "Doch muss/kann man die Großen dann nicht irgendwann auslisten?", wollte Moderatorin Stöckl daraufhin von Drexel wissen. Darauf antwortete der Vorarlberger:

"Wenn es am Ende der unzähligen Verhandlungen es keine Einigung gibt, dann müssen wir das eine oder andere Produkt aus den Regalen nehmen. Wir haben auch schon erlebt, dass die Kunden das gar nicht als Problem gesehen haben." Der Grund dafür: es gebe in Österreich viel Auswahl.

Kunden hätten dann einfach nicht die Marke A, "sondern die Marke B genommen. Wir haben da selber oft gestaunt", erklärt Drexel. Aber was würde Drexel, der 20 Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Supermarktkette "Spar" und damit Chef über 1.500 Filialen und 90.000 Mitarbeiter war, von der Politik fordern? Etwa eine geringere Mehrwertsteuer für Lebensmittel?

Mehrwertsteuer auf Lebensmittel?

"Das ist leicht gesagt, aber da habe ich eine ganz klare Meinung dazu! Die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zu senken – diese beträgt bei Lebensmitteln zehn, bei Getränken 20 Prozent – ist zu kurz gesprungen. Stellen Sie sich nur vor, die Mehrwertsteuer würde nun per Stichtag gesenkt werden – sagen wir Stichtag 1. Oktober!"

Und weiter: "Dann würden die Lebensmittel um diesen Prozentsatz entsprechend verbilligt werden und dann kommt der Zeitpunkt, ein halbes Jahr später oder anderthalb Jahre später, da wird dann der Staat zu Recht sagen: 'Aber jetzt brauchen wir die Mehrwertsteuer wieder, wir führen sie wieder ein.'"

Dann würde es einen Inflationsschub geben, "der sich gewaschen hätte!" Denn dann würden über Nacht alle Lebensmittel um zehn Prozent teurer werden und die Getränke um 20 Prozent. Und dann würde es laut Gerhard Drexel einen mächtigen Aufschrei geben. "Das ist keine langfristige Strategie!"

"Wir haben ein enormes Problem"

"Wir haben derzeit alle – in Österreich, in ganz Europa – ein enormes Problem, dass wir zu wenig fachlich qualifizierte Mitarbeiter bekommen. Und da müsste man das Steuersystem signifikant ändern, wir sind da einfach viel zu langsam – und auch zu altmodisch, zu restriktiv", so Drexel.

Junge Pensionisten würde ja auch vielleicht gerne zehn oder 15 Stunden in der Woche arbeiten und "die wären auch unheimlich qualifiziert, weil die ihren Job jahrzehntelang gemacht hätten". Diese sollte man laut dem ehemaligen Spar-Chef wieder auf den Arbeitsmarkt zurückholen, "nur wenn sie wollen natürlich."

Und: "Aber zu sagen, diese Einkommen sind steuerfrei und werden nicht über Gebühr steuerlich belastet oder gar, dass dann die Pension nicht mehr ausbezahlt wird." Dann würden wieder Hunderttausende zurück auf den Arbeitsmarkt kommen "und die Leute hätten eine Freude, weil viele fühlen sich von heute auf morgen nicht mehr gebraucht."

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