Bewegende Worte

Ex-Rivale Hoeneß trauert um Trainer-Legende Daum

Christoph Daum ist tot. Der ehemalige Double-Trainer der Wiener Austria verlor den langen Kampf gegen den Krebs. Die emotionalen Reaktionen.

Sport Heute
Ex-Rivale Hoeneß trauert um Trainer-Legende Daum
Uli Hoeneß trauert um Christoph Daum.
IMAGO/Revierfoto

Als "Lautsprecher der Liga" provozierte Christoph Daum mit aufsehenerregenden TV-Auftritten, mit Uli Hoeneß befand er sich im Dauerstreit, das berühmt-berüchtigte Sportstudio-Duell von 1989 ist längst Bundesliga-Geschichte. Mit dem Ehrenpräsidenten des FC Bayern versöhnte sich der legendäre Trainer im Rahmen einer TV-Doku bei einem persönlichen Treffen am Tegernsee. Gut ein Jahr später ist die wohl schillerndste Persönlichkeit im deutschen Fußball an den Folgen einer schweren Krebserkrankung verstorben, und Hoeneß kondolierte als einer der Ersten.

Hoeneß über Daum

Sein früherer Widersacher sei "sein ganzes Leben keinem Disput aus dem Weg gegangen, aber wir beide haben vor langer Zeit unseren Frieden gemacht, und die Nachricht von seinem Tod macht auch mich sehr betroffen", sagte Hoeneß am Sonntag. "Er hat tapfer gegen seine Krankheit gekämpft und dabei mit seinem offenen Umgang mit dem Thema auch vielen betroffenen Menschen Mut gemacht. Den letzten Kampf konnte er am Ende nicht gewinnen, aber der deutsche Fußball wird ihn als einen Menschen in Erinnerung behalten, der immer alles gegeben hat – für seine Vereine, seine Mannschaften und weit darüber hinaus."

Der einstige Lautsprecher ist verstummt, im Alter von 70 Jahren hat Daum seinen letzten Kampf verloren, den er im Herbst 2022 gegen den Lungenkrebs begonnen hatte. Noch an seinem letzten Geburtstag vor zehn Monaten war er von einer vollständigen Genesung überzeugt gewesen. "Ein Arzt in den USA hat zu mir gesagt: Unser Ziel ist es, Sie krebsfrei zu machen - wenn du so einen Ausspruch hörst, bleibt nur krebsfrei hängen", sagte Daum im Oktober 2023, als er mit 200 geladenen Gästen und Journalisten anlässlich der Premiere der Sky-Doku groß feierte: "Wenn die Ärzte daran glauben und so optimistisch sind, dann kannst du einfach nicht unter diesem Level bleiben, sondern musst noch einen oben draufsetzen."

Austrias Trainer-Legende Christoph Daum ist tot

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    Eric Akoto und Ernst Dospel trugen ihren Meistertrainer auf den Schultern.
    Eric Akoto und Ernst Dospel trugen ihren Meistertrainer auf den Schultern.
    Gepa

    Im Mai hatte Daum noch mit seinem Ex-Klub Bayer Leverkusen das Double gefeiert - als Ehrengast mit seiner Frau Angelica und seinem langjährigen Wegbegleiter und Freund Reiner Calmund bei der Pokalparty in Berlin. Schon nach dem Meistertitel hatte Xabi Alonso den größten Erfolg der Vereinsgeschichte seinem legendären Vorgänger gewidmet. "Ich bin sehr froh, dass wir mit ihm zusammen im Mai die Meisterschaft feiern konnten und ihm die Freude darüber schenken konnten", sagte der Meistertrainer nun.

    Apropos Double. 2003 führte der Deutsche die Wiener Austria, damals unter der Leitung von Ex-Mäzen Frank Stronach, zur Bundesliga-Meisterschaft und zum Cupsieg.

    Wenige Menschen haben so viel Leben in sieben Jahrzehnte gepackt wie Daum. Er wurde verehrt wie ein Heiliger. Einerseits. Und es gab die langen dunklen Phasen, andererseits: den Kokain-Skandal, die folgenden öffentlichen Anfeindungen, den Kampf gegen den Krebs.

    Kämpfen, nicht aufgeben, gehörte bei Daum immer dazu. "Ich versuche, zu leben und den Krebs nicht mein Leben und Verhalten dominieren zu lassen", sagte er und gab dann noch den wohl wichtigsten Rat seines Lebens weiter: "Ich kann allen nur zurufen: Geht zur Krebsvorsorge."

    Daum, der als Spieler nie über die Oberliga hinauskam, begann seine Trainerkarriere Mitte der 80er beim 1. FC Köln, wurde mit gerade 32 Jahren Chefcoach und schnell zum Bayern-Jäger Nummer eins. Er prägte legendäre Meisterschaftsfinals wie 1992 mit dem VfB Stuttgart oder 2000 im Drama um die verspielte Meisterschaft von Bayer Leverkusen in Unterhaching. Für berühmte Weggefährten wie Matthias Sammer ("Daum war ein Visionär") oder Rudi Völler ("Er hat Spieler besser gemacht") war er eine Inspiration.

    Auf dem Höhepunkt seiner Karriere - kurz vor der Erfüllung seines Traums, Bundestrainer zu werden - stürzte Daum im Oktober 2000 über die Kokain-Affäre und die folgenschwere Haarprobe. Der Satz "Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe" wurde zum Kulturgut der deutschen Fußballgeschichte, es folgte einer der größten Sportskandale. "Der größte Fehler" seines Lebens, so sagte Daum, verfolgte ihn bis zuletzt.

    Auf den Punkt gebracht

    • Christoph Daum, eine schillernde Persönlichkeit im deutschen Fußball, ist im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer schweren Krebserkrankung verstorben
    • Trotz seines Kampfes gegen den Krebs feierte er noch mit seinem Ex-Klub Bayer Leverkusen das Double und wurde von vielen als Inspiration angesehen
    • Sein Leben war geprägt von Höhen und Tiefen, darunter der Kokain-Skandal, öffentliche Anfeindungen und der Kampf gegen den Krebs
    red
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