Wirtschaft
Ex-Obama-Berater erhält Wirtschaftsnobelpreis
Der 49. Nobelpreis für Wirtschaft wird an den US-amerikanischen Verhaltensökonomen Richard H. Thaler verliehen.
Für seine Untersuchungen zur Psychologie hinter ökonomischen Entscheidungen wird der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der Uni von Chicago, Richard H. Thaler, mit dem Nobelpreis geehrt. Er habe die Wirtschaft menschlicher gemacht, erklärte die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie am Montag in Stockholm.
Nicht so "logisch" und "vernünftig"
Thaler beschäftigte sich vor allem damit, dass viele Verhaltensweisen im Alltag nicht so "logisch" und "vernünftig" sind, wie man in seinem Fach lange annahm. Der Forscher habe so eine "Brücke zwischen der wirtschaftlichen und der psychologischen Analyse individueller Entscheidungsprozesse" geschlagen und ein neues Feld eröffnet.
Thaler lehrt derzeit an der Universität Chicago und gehörte auch zu Beraterkreis des früheren US-Präsidenten Barack Obama. "Er hat uns neue Einsichten darüber gegeben, wie die menschliche Psychologie Entscheidungsfindungen prägt", sagte Jury-Mitglied Peter Gardenfors.
Der Nobelpreis ist eine seit 1901 jährlich vergebene Auszeichnung, die der schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel gestiftet hat.
Wert und Besitz
Der Wissenschaftler entwickelte unter anderem die Theorie zur "geistigen Buchhaltung" und erklärte, wie Menschen in Gedanken finanzielle Entscheidungen vereinfachen. Er zeigte zudem, warum man Dinge oft als wertvoller betrachtet, wenn man sie selbst besitzt.
Der im US-Bundesstaat New Jersey geborene Ökonom nahm sich außerdem Neujahrs-Vorsätze vor – und untersuchte, warum diese oft zum Scheitern verurteilt sind. Die gleiche mangelnde Selbstdisziplin mache es vielen schwierig, für das Alter zu sparen, fand er heraus.
Taxifahrer-Paradoxon
In der Fachwelt erhielt die Akademie für ihre Entscheidung Beifall. "Richard Thalers Forschung ist hochaktuell und bietet nicht nur neue Einsichten, sondern auch praktische Lebenshilfen", sagte der Präsident de Ifo-Instituts, Clemens Fuest. "Er hat in seiner Forschung gezeigt, dass Menschen häufig nicht vollständig rational handeln, sondern eher einfachen Entscheidungsregeln folgen."
Als Beispiel nannte Fuest einen Taxifahrer, der als generelle Regel so lange fährt, bis er einen bestimmten Umsatz erreicht an. An Tagen mit hoher Nachfrage höre er früher auf, an Tagen mit schwacher Nachfrage dagegen später. "Wenn viele Fahrgäste gerne ein Taxi hätten, wird das Angebot verknappt, und wenn wenige Gäste da sind, steigt das Angebot", erklärte Fuest. "Genau das Gegenteil wäre notwendig."
US-Ökonomen bevorzugt?
Der Wirtschaftspreis ist – wie die Nobelpreise in den anderen Kategorien auch – mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 940.000 Euro) dotiert. Die Verleihung findet am 10. Dezember in Stockholm statt.
Seit der ersten Preisvergabe 1969 hat die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie vor allem US-Ökonomen ausgezeichnet. 2016 ging der Wirtschafts-Nobelpreis an Oliver Hart und Bengt Holström "für ihre Beiträge zur Vertragstheorie".
(ek)