Klima-Bericht
Europa bereitet sich zu wenig auf Erderhitzung vor
Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen – die Folgen des Klimawandels sind in Europa deutlich spürbar. Punkto Anpassung wird aber viel zu wenig getan.
Wie gut ist Europa auf die Folgen der Erderhitzung vorbereitet? In einem aktuellen Bericht antwortet die Europäische Umweltagentur (EUA) darauf mit einem klaren Unzureichend.
Die europäischen Strategien und Anpassungsmaßnahmen hielten nicht mit den sich rasant verschärfenden Risiken Schritt, so die Experten der EUA. Allein durch Hitzewellen könnten Hunderttausende Menschen sterben, wenn die Politik nicht sofort handelt, warnt die EU-Behörde in ihrem ersten Bericht zur Bewertung des Klimarisikos für Europa (EUCRA).
"Um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften sicherzustellen, müssen die europäischen und nationalen politischen Verantwortlichen jetzt handeln, damit die Klimarisiken sowohl durch rasche Emissionssenkungen als auch durch entschlossene Anpassungsstrategien und -maßnahmen verringert werden", sagte EUA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen in einer Pressemitteilung.
Dramatische Folgen für Meere
Europa ist laut EUA der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Seit den 1980er-Jahren verlief die Erwärmung auf dem europäischen Festland demnach etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Es müssten dringende und zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um sich auf "katastrophale" Folgen des Klimawandels vorzubereiten.
Viele Meeresökosysteme sind dem Bericht zufolge durch die Erwärmung des Wassers, Sauerstoffmangel und Versauerung massiv in Gefahr – hinzu kommen noch andere vom Menschen verursachte Umweltveränderungen wie Verschmutzung oder Fischerei. "Dies kann zu einem erheblichen Verlust der Artenvielfalt führen, einschließlich Massensterblichkeitsereignissen", warnt die EUA.
Trinkwasserversorgung und Ernährungssicherheit
Schlimme Folgen werden auch für die Landwirtschaft befürchtet. Nicht nur der Nutzpflanzenanbau im Süden ist betroffen, sondern auch die Landwirtschaft Mitteleuropas. "Insbesondere anhaltende und weiträumige Dürren stellen eine erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung dar", teilte die EUA mit.
"Der letzte Weckruf" für Europa
Hitze sei das größte und dringendste Klimarisiko für die menschliche Gesundheit, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Besonders gefährdet sind demnach Menschen, die im Freien arbeiten, Ältere und diejenigen, die in schlecht isolierten Wohnungen oder in städtischen Gebieten mit starkem Wärmeinseleffekt leben. In Südeuropa entstehe durch Hitze und Dürren zudem ein erhebliches Risiko für die Energieerzeugung.
"Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, könnten die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen", schreiben die Experten. Hunderttausende von Menschen würden durch Hitzewellen sterben, und allein die wirtschaftlichen Verluste durch Überschwemmungen an den Küsten könnten mehr als eine Billion Euro pro Jahr betragen, heißt es in dem Bericht.
"Unsere neue Analyse zeigt, dass Europa mit dringenden Klimarisiken konfrontiert ist, die sich schneller entwickeln als unsere gesellschaftliche Vorsorge", sagte Expertin Ylä-Mononen. Dies sei die neue Normalität. "Und das sollte ein Weckruf sein, der letzte Weckruf."