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EU-Parlamentspräsident Tajani lobt Mussolini
Antonio Tajani, der EU-Parlamentspräsident aus Italien, fand viel Positives am Diktator Mussolini. Nach Kritik rudert Tajani zurück.
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, hat mit Aussagen über angeblich positive Aspekte der faschistischen Diktatur von Benito Mussolini in Italien einen ordentlichen Streit ausgelöst. "Die Äußerungen sind eines Präsidenten des Europäischen Parlaments unwürdig und absolut inakzeptabel", erklärte die Spitzenkandidatin der Grünen für die Europawahl, Ska Keller, in Straßburg. Tajani müsse die Aussagen zurückzunehmen oder seinen Posten räumen.
"Mussolini hat viel erneuert"
Tajani hatte am Mittwoch im italienischen Radio gesagt, dass man mit den "Methoden" von Mussolini zwar nicht einverstanden sein müsse, aber dass er auch "Straßen, Brücken, Gebäude und Sportanlagen gebaut und so viele Teile unseres Italiens erneuert hat". Generell halte er Mussolinis Regierungsbilanz nicht für positiv, "aber es gibt Dinge, die erreicht wurden", fügte er hinzu.
Mussolini, der sich "Duce" ("Führer") nennen ließ, übernahm ab 1922 die Macht in Italien und verbündete sich mit Adolf Hitler. Italienische Widerstandskämpfer erschossen ihn 1945, als er nach Deutschland fliehen wollte.
Tajani rudert zurück
Am Mittwochabend war Tajani bereits mit hoher Schlagzahl zurückgerudert: "Ich bin entsetzt über die Manipulation meiner Äußerungen zum Faschismus", twitterte der italienische Konservative. Er sei immer ein überzeugter Antifaschist gewesen, der Faschismus sei "das dunkelste Kapitel in der italienischen und europäischen Geschichte".
Der konservative spanische Abgeordnete Esteban González Pons nahm Tajani in Schutz. "Es kann uns allen passieren in den Medien einen Fehler zu begehen und jedem kann das in den Medien Gesagte verdreht werden", sagte Pons der Nachrichtenagentur AFP.
Nicht die erste Entgleisung
Allerdings ist es nicht die erste verbale Entgleisung des 65 Jahre alten Tajani, der als enger Vertrauter des ehemaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi gilt. Erst im Februar hatte Tajani mit Aussagen über slowenische und kroatische Gebiete an der Adria-Küste den Zorn dortiger Politiker auf sich gezogen. Tajani hatte das "italienische Istrien" und das "italienische Dalmatien" gefeiert. Sozialdemokraten, Grüne und Linke im EU-Parlament warfen ihm daraufhin einen "nationalistischen Diskurs" vor.
(GP)