Brunner und Europol warnen

"EU destabilisieren" – fremde Mächte heuern Banden an

Banden nutzen vermehrt Kinder für extreme Gewalttaten. Zudem arbeiten kriminelle Netzwerke immer häufiger im Auftrag ausländischer Mächte.
21.03.2025, 21:29

Europol meldet einen besorgniserregenden Trend: Bereits 14-Jährige werden über soziale Medien dafür rekrutiert, Kokain-Pakete aus Hafencontainern zu holen, Sabotageakte und Cyberbetrug zu begehen. Auch für extreme Gewalttaten bis hin zum Auftragsmord werden sie mittlerweile eingesetzt.

"Die Rekrutierung jugendlicher Straftäter, einschließlich junger Heranwachsender und Kinder, in die schwere und organisierte Kriminalität und den Terrorismus ist kein neues Phänomen", so Europol. "Sie ist jedoch zunehmend zu einem Mittel geworden, mit dem sich kriminelle Netzwerke der Strafverfolgung und der Justiz entziehen."

Kinder und Jugendliche kommen laut Europol in verschiedenen kriminellen Märkten zum Einsatz

  • Für Cyberattacken werden sogenannte Script-Kiddies engagiert – sehr junge Hacker, die für ihre Angriffe bereits vorhandene Skripte und Tools verwenden. Beim Onlinebetrug werben junge Täter gegen Provisionen oder Belohnungen andere User an, teilen Beiträge oder erstellen gefälschte Profile.
  • Im Drogenhandel werden Kinder als Dealer oder Kuriere rekrutiert. Teenager werden als Geldesel genutzt, um gegen einen kleinen Betrag illegale Gelder über ihre Bankkonten weiterzuleiten.
  • Beim Onlinebetrug werden junge Täter gegen Provision aufgefordert, andere anzuwerben, Beiträge zu teilen und gefälschte Profile zu erstellen.
  • Beim Onlinebetrug werden junge Täter gegen Provision aufgefordert, andere anzuwerben, Beiträge zu teilen und gefälschte Profile zu erstellen.
  • Dieser Trend hat sich Europol zufolge auf weitere EU-Länder ausgeweitet, "wobei sich die Anwerbungsmethoden weiterentwickelt haben und die jungen Täter auch mit Gewalttaten wie Erpressung und Mord beauftragt werden".

Das organisierte Verbrechen nutzt das Internet nicht nur zur Kriminalisierung von Kindern. Besorgniserregend ist Europol zufolge auch, wie mit KI auch der sexuelle Missbrauch zunimmt. Fotos oder Filme würden verfälscht, Stimmen und Gesichter imitiert, Kinder erpresst.

Europol Fallbeispiel:

Im Januar 2025 wurden in den USA zwei Personen verhaftet, die einen gewalttätigen extremistischen Kinderausbeutungsring namens CVLT leiteten. Die Mitglieder der Onlinegruppe hatten sich Neonazismus, Nihilismus und Pädophilie auf die Fahnen geschrieben. Sie lockten Minderjährige an und zwangen sie zur Herstellung von sexuellem Material und Bildern von Selbstverletzungen. Mit den Aufnahmen erpressten sie die Kinder. Die Nötigung durch die CVLT-Mitglieder eskalierte bis zum Punkt, an dem sie Opfer drängten, sich per Video-Livestream zu töten. Die Gruppe missbrauchte weltweit mindestens 16 Minderjährige. "CVLT ist Teil eines größeren Netzwerks von gewalttätigen Extremisten und Kinderschändern, die in ähnlichen Online-Gemeinschaften aktiv sind", schreibt Europol.

Der alle vier Jahre erscheinende "Europäische Bericht zur Bewertung der Bedrohungslage durch die organisierte schwere Kriminalität" beschreibt detailliert mehrere bedenkliche Entwicklungen.

Er hält grundsätzlich fest: Das organisierte Verbrechen steht vor einem grundlegenden Wandel, vorangetrieben durch technologische Entwicklungen und geopolitische Spannungen.

Organisiertes Verbrechen von Staaten beauftragt

Mittlerweile seien staatliche Akteure eine "Schattenallianz" mit organisierten kriminellen Banden in Europa eingegangen.

„"Kriminelle Netzwerke, die im Auftrag ausländischer Mächte arbeiten – das ist etwas Neues."“
Magnus Brunner, EU-Kommissar
  • Kriminelle werden gezielt eingesetzt für Sabotage von Datenkabeln, Cyberattacken, Desinformationskampagnen und Schmuggel von Migranten in die EU.
  • Das Ziel sei, die EU-Länder zu destabilisieren.
  • Gefährlich ist Europol zufolge die Zusammenarbeit des organisierten Verbrechens mit ausländischen Diensten.
  • Europol spricht von den staatlichen Akteuren als "hybride Täter", die politische Verantwortung verschleiern wollten. Die von ihnen engagierten Verbrecher würden vom staatlichen Schutz profitieren und daran verdienen.

"Kriminelle Netzwerke, die im Auftrag ausländischer Mächte arbeiten – das ist etwas Neues", sagt der EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner, bei der Vorstellung des Europol-Berichts.

"Manche Bedrohungen dringen in weniger als einer Sekunde als verschlüsselte Nachricht in unsere Union ein, etwa der Auftrag zur Ermordung eines rivalisierenden Drogenhändlers. Andere Bedrohungen kommen in ein paar Tagen, wie ein Bus voller Migranten, der von den Russen bezahlt wird."

"Verbrechen als Dienstleistung"

Das Internet sei "das Rückgrat des organisierten Verbrechens", heißt es weiter im Bericht. Es werde für die Rekrutierung von Tätern für Cyberattacken und Auftragsmorde ebenso genutzt wie für die Beschaffung von Waffen, Geld und Technologie. "Verbrechen als Dienstleistung", nennen das die Europol-Experten.

Europol führt im Bedrohungsbericht 19 Fallbeispiele auf. Eine Auswahl davon gibt es in der Bildstrecke.

{title && {title} } 20 Minuten,red, {title && {title} } 21.03.2025, 21:29
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