Österreich-News
"Essen nur noch Toast, um Babynahrung kaufen zu können"
Die Teuerungen treffen Familien und Alleinerziehende besonders hart. Betroffene erzählen aus ihrem Alltag.
Explodierende Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise, leere Zapfsäulen und eine Inflation von 8,7 Prozent setzen den Österreicher:innen drastisch zu. Das Leben hat sich in den vergangenen Wochen weiter verteuert. Besonders zu spüren bekommen das Familien und Alleinerziehende.
„"Wir haben sämtliche Abos gekündigt, leisten uns nix mehr, aber haben trotzdem nur noch 40 Euro für den Rest vom Juli. Mit 2 Kindern. Ich weiß nicht mehr weiter."“
Seit Tagen häufen sich bei Daniela Brodesser Nachrichten von verzweifelten Menschen. "Sie erklären sich in teils A4-seitenlangen Ausführungen, warum sie nicht mehr durchs Monat kommen. Allein über Nacht sind wieder 28 neue Nachrichten dazu gekommen, die ich beantworten muss, versuche, an Institutionen weiter zu vermitteln oder Hilfe aufzutreiben", berichtet die Autorin, die selbst von Armut betroffen war.
Jetzt im Video: Caritas-Projekt gehen die Lebensmittel aus
Eine Familie mit drei Kindern schildert ihre finanzielle Notsituation wie folgt: "Strom statt 68 Euro jetzt 172 Euro! Arbeite halbtags, weil anders nicht möglich mit Öffis und Betreuung. Schon vorher sind nur 150 Euro pro Monat für Lebensmittel geblieben, wie soll ich das jetzt schaffen."
Ähnliches hört Brodesser von einer anderen Familie. "Wir wurden vom Sozialmarkt abgelehnt, weil wir über der Einkommensgrenze sind, genauso bei der Wohnbeihilfe. Wir haben sämtliche Abos gekündigt, leisten uns nix mehr, aber haben trotzdem nur noch 40 Euro für den Rest vom Juli. Mit 2 Kindern. Ich weiß nicht mehr weiter."
Eltern können sich Babynahrung kaum leisten
Weitere Betroffene, die gerade frisch gebackene Eltern geworden sind, können sich keine ausgewogene Ernährung leisten. "Mein Partner hat im März den Job verloren. Nach über acht Jahren in der Firma. Wir ernähren uns nur noch von Nudeln und Toastbrot, um zumindest die Babynahrung und Windeln kaufen zu können", berichtet die Mutter.
„"Mein Partner hat im März den Job verloren. Nach über acht Jahren in der Firma. Wir ernähren uns nur noch von Nudeln und Toastbrot, um zumindest die Babynahrung und Windeln kaufen zu können."“
Um Betroffenen zu unter die Arme zu greifen, wurde Anfang des Jahres die Gemeinwohlstiftung COMÚN gegründet, wo Brodesser gemeinsam mit u.a. dem Volkshilfe-Präsidenten Josef Weidenholzer, im Beirat des Solidaritätsfonds sitzt. "Wie katastrophal die Teuerungen tatsächlich werden, haben wir damals noch nicht geahnt", berichtet Brodesser.
„"Inzwischen müssen wir bei den Anträgen eine Vorauswahl treffen, weil wir nur noch einem Bruchteil helfen können."“
Allein in den letzten Tagen haben sich fast 200 Familien an die Stiftung gewandt. "Inzwischen müssen wir bei den Anträgen eine Vorauswahl treffen, weil wir nur noch einem Bruchteil helfen können. Der Fonds hatte ein Volumen von 5.500 Euro, die im Laufe der Woche vollständig aufgebraucht sein werden. Um den Menschen helfen zu können, wir zahlen pro Antrag bis zu 250 Euro aus, je nach Bedarfslage, müssen wir dringend aufstocken", berichtet die Armutsaktivistin.
Mehr Informationen zum Solidaritätsfonds der Gemeinwohlstiftung COMÚN finden sich unter www.gemeinwohlstiftung.at. Die Stiftung freut sich über jede Zuwendung, Geldspenden bitte direkt an:
Gemeinwohlstiftung COMÚN
Verwendungszweck: Solidarität
IBAN: AT73 2011 1842 9167 4800