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"ESC-Siegerin macht sich über Japaner lustig"

Heute Redaktion
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Die israelische Teilnehmerin Netta hat den Song Contest gewonnen. Sie konnte die ESC-Jurys und das Publikum überzeugen. Auf Twitter gehen die Meinungen aber auseinander.

Israel hat den diesjährigen Eurovision Song Contest gewonnen. Mit dem Beitrag "Toy" konnte die Sängerin Netta in der Nacht auf Sonntag das europäische Publikum überzeugen.

529 Punkte bekam Netta für ihren Song und holte damit den vierten ESC-Sieg nach Israel – nach 1978, 1979 und 1998. Auf Platz zwei kam dieses Jahr Zypern (Eleni Foureira mit "Fuego") und auf Rang drei Österreich (Cesár Sampson mit "Nobody But You").

Das vom israelischen Komponisten Doron Medalie und dem Texter Stav Beger geschriebene überwiegend englischsprachige Lied "Toy" sei eine Antwort auf die MeToo-Debatte um sexuelle Belästigung in der Unterhaltungsbranche, so die Sängerin. Die Botschaft an junge Frauen: Nehmt Euch an, so wie Ihr seid und seid stolz auf Euch selbst.

Kulturelle Aneignung: Politische Aktivisten, Intellektuelle und Künstler kritisieren, Mode, Pop und Gesellschaft würden sich hemmungslos an den kulturellen Errungenschaften von Minderheiten bedienen, damit Geld verdienen und Anerkennung gewinnen, ohne von all dem systematischen Übel, dem Schwarze ausgesetzt sind, überhaupt zu wissen. Und: Bei den eigentlichen Urhebern käme vom Glamour und Prestige nichts an.

"The Evil Chicken hat den ESC gewonnen"

Auf Twitter gehen die Meinungen zum Sieg von Netta allerdings auseinander. Die einen freuen sich über das Zeichen für "Toleranz" und den verdienten Erfolg von Israel, die anderen kritisieren die gesangliche Leistung der Sängerin und vergleichen Netta mit einem Huhn.

Außerdem werfen sie der Siegerin "cultural appropration" (=Kulturelle Aneignung) vor. Kulturelle Aneignung meint die Übernahme von Elementen einer Kultur durch Mitglieder einer anderen kulturellen Gruppe.

Auch der ESC-Siegern wird kulturelle Aneignung vorgeworfen. Es sei eine Frechheit, dass Israels Vertreterin sich als Japanerin präsentiert und dabei wie ein Huhn gackert, kritisieren viele User.

"Der Song steht für Diversität? Dass sie sich über die japanische Kultur lustig macht, wird von der Gesellschaft akzeptiert und geschätzt? Großartige Performance. Aber musste das sein? Japan ist mehr als nur Kimono, Pickachu und Co.", schreibt etwa ein User.

"Ein Land, das ein anderes Land mobbt, hat den Song Contest mit einem Anti-Mobbing-Song gewonnen und gackert dabei wie ein Huhn", so ein anderer User auf Twitter.

"Erzählt mir nicht, dass es ein guter Song ist, wenn die Hälfte des Songs eine Beleidigung ist, der Songtext kompletter Schwachsinn ist und jemand wie ein Huhn gackert", heißt es in einem anderen Tweet.

Das Gegackere von Netta scheint auch viele deutschsprachige User zu beschäftigen:

Auch der Song an sich wird heftig kritisiert. So fragt sich etwa ein Twitter-User, ob es auch in Ordnung wäre, wenn man den Songtext über Frauen singen würde.

Diese Userin hat schon eine Idee, wen Deutschland nächstes Jahr als Kandidaten schicken sollte:

Diese Userin sieht es ähnlich:

Zahlreiche Twitter-User können den Sieg von Netta mit ihrem Song "Toy" nicht verstehen:

Eine Userin, die sich über den Sieg von Netta sichtlich freut, ist sie:

Und auch sie ist von Nettas Sieg begeistert:

Für einige ist es der Schritt in die richtige Richtung:

Einer, der von Nettas Sieg nichts mitbekommen hat, ist Jan Böhmermann. Er hat das Finale verschlafen.

(red)

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