Terroralarm am Hauptbahnhof

"Es stimmt" – Terror-Teenager bekennt sich schuldig

Ein 17-Jähriger plante einen Anschlag am Wiener Hauptbahnhof. Zum Prozess erschien der Angeklagte am Donnerstag im Sonntagsanzug.

Newsdesk Heute
"Es stimmt" – Terror-Teenager bekennt sich schuldig
Der 17-Jährige wird von schwerbewaffneten Justizbeamten im dunkelblauen Sonntagsanzug vorgeführt.
Denise Auer

Am Landgericht Wien läuft der Prozess gegen den Terror-Teenager vom Wiener Hauptbahnhof. Der heute 17-Jährige wollte am 11. September 2023 einen Terroranschlag auf den Bahnhof verüben, wie "Heute" berichtete. Zur Verhandlung kam der Angeklagte im dunklen Sonntagsanzug und bekannte sich schuldig.

Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Prozess sind enorm. Im Saal gilt Film- und Fotografierverbot um Saal. Der 17-jährige Angeklagte wird im dunkelblauen Sonntagsanzug vorgeführt, flankiert von schwerbewaffneten Justizwachebeamten. Im Saal hält sich der Angeklagte nervös an seinem Knie fest. Er sitzt aufrecht, spricht aber nur leise.

"Es stimmt" – Terror-Teenie bekennt sich schuldig

Der Jugendliche handelte im Namen der Terrororganisation "Islamischer Staat". Er wird wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung und einer kriminellen Organisation angeklagt. Die terroristische Straftat, er mit dem Angriff auf den Bahnhof im Sinne hatte, wird am Donnerstag aber nicht verhandelt.

Die Staatsanwältin hat eine PowerPoint mitgebracht, um die Anklagepunkte zu unterstreichen. Stoisch lauscht der Angeklagte den Ausführungen der Staatsanwältin. Demnach postete der IS-Anhänger am 11. September ein Bild von sich vor einer IS-Flagge in einer Telegramgruppe. Diese hatte er selbst gebastelt. Auf dem Foto sieht man den Angeklagten in Tarnmontur und mit Kampfmesser in der Hand. "Als er das Bild postete, war er bereits am Weg zum Hauptbahnhof", betont die Staatsanwältin.

Der Prozess gegen den Terror-Teenager:

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    Der Angeklagte wird im dunkelblauen Sonntagsanzug vorgeführt.
    Der Angeklagte wird im dunkelblauen Sonntagsanzug vorgeführt.
    "Heute"

    Dann ergreift Verteidiger Rudi Mayer das Wort: "Wir konnten ihn dazu bringen, seine radikale Gesinnung zu überdenken. Er war einsam, wurde gemobbt und war dadurch anfällig für diese Ideologie", erklärt Mayer. "Mein Mandant ist bereit, alle Auflagen zu erfüllen, um von der Gesinnung wegzukommen, dazu zählt die Unterbringung in einer Sozial-WG und wöchentliche Therapie".

    "Ich konnte mit der Tat nicht mehr warten"

    Der Angeklagte äußert sich zu den Vorwürfen: "Es stimmt", sagt er. Der heute 17-Jährige bekennt sich schuldig. Im Internet ging der Angeklagte von Beginn an offensiv mit seiner Gesinnung um. Auf der Musikplattform SoundCloud postete er mehrere Songs, die den islamistischen Terror verherrlichen. Vor Gericht gab er zu: "Auch das zweite Lied ist ein IS-Lied", erklärte der 17-Jährige stotternd der Richterin.

    Inzwischen will er seine radikale Gesinnung abgelegt haben. "Der IS ist vollkommen falsch", betonte der Angeklagte. Das Deradikalisierungsprogramm in der Haft hätte ihn überzeugt. Obwohl sein Anwalt dies vorab angekündigt hatte, will er zu den Anschuldigungen nichts sagen. "Ich war sehr wütend und konnte es nicht mehr aushalten, deswegen konnte ich nicht warten", antwortet er auf die Frage, warum er genau am 11. September zuschlagen wollte. "9/11 sagt mir nichts."

    Urteil lautet zwei Jahre bedingt

    "Es ist eine Kombination sehr vieler unglaublicher äußerer Umstände, die zur Entwicklung der Persönlichkeit des Angeklagten geführt haben", betont die psychiatrische Gutachterin. Mit den Weisungen sei aber eine Resozialisierung möglich, führte sie aus.

    Nach rund neunzig minütiger Verhandlung verurteilte die Schöffenrichter den jungen IS-Anhänger, der seit rund sieben Monaten in Haft sitzt, zu einer bedingten Haftstrafe von zwei Jahren.

    Acht Monate unter IS-Einfluss

    Laut Anklage soll er sich spätestens ab Ende Jänner 2023 bis zum Zeitpunkt seiner Festnahme am 12. September für den IS betätigt haben, indem er in diversen sozialen Medien bzw. in privaten Chats die terroristische Vereinigung bzw. deren Ziele, darunter insbesondere auch den bewaffneten Jihad, verherrlichte und propagierte.

    Am 11. September des Vorjahres entging die Bundeshauptstadt nur knapp einer Bluttat. Der Teenager wollte am Wiener Hauptbahnhof einen Feuerwerkskörper zünden, um dann auf die flüchtenden Menschen mit einem Messer einzustechen.

    Schockierend: Der stand dafür tatsächlich mit einem Messer "mit längerer Klinge" und einem Feuerwerkskörper im Wiener Hauptbahnhof – brach sein Vorhaben aber in letzter Sekunde ab. Stattdessen begab sich der Jugendliche in eine Moschee und übernachtete dort. Am Tag darauf wurde er festgenommen.

    Wiener Attentäter als Vorbild

    Weitere bizarre Details des Falls: Das Kampfmesser soll sich der 16-Jährige erst kurz vor seinem Besuch des Hauptbahnhofs zugelegt haben, seinen eigenen Tod soll der Österreicher mit türkischen Wurzeln bei der Tat in Kauf genommen haben. Als Vorbild bezeichnete er Wiener Attentäter vom 2. November 2020, der vier Menschen erschoss und zahlreiche verletzte.

    Er habe einen Anschlag "genauso" wie dieser machen wollen, "wenn ich die Möglichkeiten, also die Waffen gehabt hätte", gestand der 17-Jährige nach seiner Festnahme. Laut Medienberichten soll sich der Jugendliche über das Internet radikalisiert haben.

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