"Noch viel zu tun"

Erste Transfrau will für Grüne ins Parlament einziehen

Valerie Lenk hat lange verdrängt, dass sie trans ist. Nun lebt sie offen und hilft anderen. Dafür will sie jetzt auch in den Nationalrat einziehen. 

Nicole Oirer
Erste Transfrau will für Grüne ins Parlament einziehen
Valerie Lenk möchte als erste Transfrau in den österreichischen Nationalrat.
Sabine Hertel

"Ich bin viel unterwegs für das Thema Transgender. Aber das mit dem Nationalrat war ein bisschen eine spontane Entscheidung", lacht Valerie im Gespräch mit "Heute". Die Wienerin möchte nun für die Grünen in den Nationalrat einziehen, um sich für andere Transgender-Personen starkzumachen. 

"Fehlt an Feingefühl und Expertise"

Ihr gehe es darum, mehr Bewusstsein und Aufklärung für das Thema Transgender zu schaffen. Denn dass es Trans-Personen nicht immer leicht haben, weiß Valerie selbst. Die Wienerin hat lange versucht, ihre Gefühle zu unterdrücken. Erst 2020 startete sie die Hormoneinnahme, 2022 folgte das offizielle Outing. Seitdem ist sie auch immer wieder mit Hass und Drohungen konfrontiert. Rückenhalt bekommt sie unter anderem von ihrer Frau, die auch nach der Transition zu ihr hält. 

Doch nicht alle erfahren so viel Unterstützung wie Valerie, immer noch gebe es zu viele Vorurteile und zu viel Stigmatisierung gegenüber diesen Personen. Dem möchte Valerie nun ein Ende setzen. "Wir haben einen enormen Nachholbedarf in Österreich", meint sie. In Deutschland gibt es bereits Trans-Personen im Bundestag. Valerie wäre in Österreich die erste Transfrau im Nationalrat. "Viele Themen werden immer noch von Menschen bearbeitet, die selbst nicht betroffen sind. Da fehlt es dann auch oft an Feingefühl und Expertise", so die Wienerin. 

"Gibt noch viel zu tun"

Genau diese Expertise und dieses Feingefühl will sie einbringen. Lenk ist bereits im Vorstand bei den Grünen Frauen in Wien. Auch im Nationalrat würde sie sich für die Anliegen von Frauen und vor allem Trans-Personen einsetzen. Dazu gehört etwa eine bessere Gesundheitsversorgung, weniger Diskriminierung und Stigmatisierung und vor allem ein Selbstbestimmungsgesetz, wie es zum Beispiel in Deutschland schon ist. "Es gibt noch viel zu tun", zeigt sich die Wienerin motiviert. 

Mit Kritikern könne sie gut umgehen, so Valerie. Immerhin sei sie auch an Angriffe "unter der Gürtellinie" gewöhnt. Es sei nicht ihre Aufgabe, in jede Streiterei einzusteigen, sondern sich für ihre Anliegen einzusetzen und Aufklärung zu schaffen. "Denn nicht bei allen hilft viel Geduld und Liebe", schmunzelt sie. 

Unterstützung von Familie und Freunden

Valerie hat schon zahlreiche Angebote für Trans-Personen geschaffen, etwa Selbsthilfegruppen oder eine "Notrufnummer", bei der Trans-Personen, die Gewalt oder Krisen erleben, Hilfe erfahren. Das ist ihr aber noch nicht genug, immer noch fehle Repräsentation. Daher will sie nun in den Nationalrat. Am 27. April werden in Wien die Landeslisten erstellt, dort hofft Valerie auf einen guten Listenplatz. "Und dann heißt es, möglichst viele Menschen zu mobilisieren", erzählt sie.

Die Entscheidung, in den Nationalrat zu wollen, kam eher spontan. Sie engagiert sich schon länger bei den Grünen, zunehmende rechte Kräfte haben dann Sorgen gemacht. Unterstützung für ihre Kandidatur bekommt Valerie dafür auch von Familie und Freunden, die ihre Kandidatur sehr positiv sehen. "Die wissen einfach auch alle, wie wichtig mir das Thema ist", lächelt die Wienerin.

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