Haustiere

Erste Hilfe, Part I - Was tue ich in einem Notfall?

Ganz klar, Hunde werden krank und Hunde verletzen sich auch. Doch was ist ein Notfall und wie reagiere ich richtig?

Christine Kaltenecker
Auch beim Hund kann es zu einem Notfall kommen, doch wie verhalte ich mich?
Auch beim Hund kann es zu einem Notfall kommen, doch wie verhalte ich mich?
Getty Images/iStockphoto

Es gibt eine ganz klare Definition für einen Notfall: "Jene Situation eines Patienten, die ohne sofortige medizinische Behandlung zu schweren bleibenden Schäden oder dem Tod führt und oft elementare Lebensfunktionen einschränkt". Dies gilt natürlich auch für den Hund, denn auch unsere Vierbeiner können einmal einen Autounfall haben, sich verletzen oder etwas Gefährliches fressen. Wir haben uns im Zuge eines Online-Vortrags bei Frau Mag. Elisabeth Baszler genau informiert und ein paar wertvolle Tipps für euch zusammengefasst.

Was ist ein Notfall beim Hund?

Auch in einer tierärztlichen Praxis gibt es die sogenannte "Triage", die mittels Farben (rot, orange und grün) kennzeichnet, in welcher Dringlichkeitsstufe das Tier behandelt werden muss. Hier ist für den Hundebesitzer GANZ WICHTIG, sich telefonisch anzukündigen. Erstens kann hier der Tierarzt via Telefon erklären, wie man den Hund eventuell für die Fahrt in die Tierklinik stabilisiert und zweitens kann er die wertvolle Fahrtzeit nutzen, um sich entsprechend auf den Notfall vorzubereiten.

TRIAGE BEIM HUND:
Akuter Notfall (ROT):
Magendrehung, Bauchblutung, der Hund krampft aktuell, Hitzschlag, Autounfall etc.
Mitteldringlicher Notfall (ORANGE):
Eitrige Entzündung in der Gebärmutter, Bandscheibenvorfall, Verbrennungen etc.
Stabil (GRÜN) - hier sollte man den Notdienst nicht aufsuchen:
Husten, Juckreiz, chronische Erkrankungen

Wie erkenne ich Symptome eines Notfalls?

Ein sehr klassisches Symptom für einen Notfall ist das sogenannte "Akute Abdomen". Dies kann auf viele lebensgefährliche Dinge wie beispielsweise eine Magendrehung hindeuten. Der Bauch gast auf und ist steinhart, der Kreislauf des Hundes im Keller und er ist kaum noch ansprechbar. Hier muss der Hund innerhalb von zwei Stunden in den OP, um zu überleben. Falls dein Hund plötzlich krampft, ist es hilfreich kurz ein Video mit dem Handy zu machen. Der Tierarzt sieht den Krampfanfall mit einem geschulten Auge und kann anhand deines Videos meistens recht schnell erkennen, ob es sich um Epilepsie, oder gar einem Gehirntumor handelt.

WAS KANN ICH TUN?
Puls messen! Den Puls bei einem Hund zu messen, ist nicht sonderlich schwierig und wird an der Innenseite am Oberschenkel durchgeführt. Du legst deinen Daumen auf die Außenseite des Schenkels und tastest mit Zeige- und Ringfinger die Innenseite ab, bis du die Vene spürst - dann beginnst du zu zählen. Schau auf die Uhr und zähle 15 Sekunden lang - den Wert multiplizierst du mal vier - das ist der Puls deines Hundes pro Minute.
Kleine Rassen haben einen Puls von 100 bis 120 Schlägen pro Minute.
Große Rassen eine Puls von 80 bis 100 Schlägen pro Minute.
ACHTUNG: Diese Referenzwerte sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. Ein sportlicher Hund wird natürlich einen wesentlich niedrigeren Ruhepuls haben. Deshalb lohnt es sich, alle paar Monate den Puls deines Hundes zu zählen, um dem Tierarzt im Worst-Case einen Wert geben zu können.

Schleimhäute

Die Schleimhäute deines Hundes im Maul geben ebenfalls Aufschluss darüber, ob Feuer am Dach ist, oder du nicht jede Ampel rot überfahren musst, um in die Tierklinik zu kommen. Allerdings funktioniert dies nur bei Hunden, die keine pigmentierten Maulschleimhäute haben. Dort misst man die "Kapillare Rückfüllszeit", die längstens zwei Sekunden dauern darf. Hebe die Lefzen an und drücke mit dem Daumen eine Sekunde fest auf das rosa Zahnfleisch. Wie lange dauert es, bis die Haut wieder blassrosa wird? Wenn dieser Vorgang länger als zwei Sekunden dauern sollte - nimm die Beine in die Hand und fahr sofort in die nächste Tierklinik.

Doch auch sonst verraten die Schleimhäute einiges:

Blassrosa: So sieht eine gesunde Schleimhaut aus.
Blass: Dies kann ein Hinweis auf Blutarmut oder eine Durchblutungsstörung sein.
Gerötet: Dies kann ein Hinweis auf Entzündungen sein.
Gelblich: Hier kann ein Problem der Leber vorliegen, denn eine gelbliche Farbe der Schleimhäute weist auf die Ablagerung von Gallenfarbstoffen hin.
Blau: Hier leidet dein Hund an einer unzureichenden Sauerstoffzufuhr.

Atemnot - immer ein Notfall

Der Hund hat in der Regel eine Atemfrequenz von 10 bis 40 Atemzügen pro Minute. Um dies zu errechnen, zählst du 30 Sekunden lang mit und verdoppelst den Wert. Es gibt aber auch die "abnormale" Atmung, die im Grunde nichts mit Atemnot zu tun hat, dennoch unbedingt abgeklärt werden muss. Ein klassisches Indiz dafür ist, wenn der Bauch mithelfen muss - soll heißen, der Bauch bewegt sich im Ruhezustand mit jedem Atemzug mit. Hier kann man als Hundehalter bereits vorsorgen und ab dem achten Lebensjahr des Hundes eine Echokardiographie und ein Lungenröntgen machen lassen.

Krampfanfall

Wir sprechen jetzt nicht von einem diagnostizierten Epileptiker. Leider leiden einige Rassen unter Epilepsie, werden in der Regel aber gut eingestellt und leben damit. Hier geht es um einen völlig unerwarteten Krampfanfall. Dieser kann neben Epilepsie viele Ursachen haben, wie Unterzuckerung, Leberversagen, Infektionskrankheiten, Vergiftung, Nierenversagen oder ein Tumor.  Für den Hundehalter gilt hier: SOFORT ZUM TIERARZT, nachdem man sich angekündigt hat.

Bitte NICHT ins Maul greifen! Personenschutz ist immer oberste Priorität und selbst wenn der Hund es gar nicht will, kann er in dieser Ausnahmesituation zuschnappen. Sorge stattdessen für eine sichere Lage des Hundes und lege Pölster und Kissen um ihn, damit er sich nicht noch zusätzlich verletzt. Auch das Zimmer abdunkeln, oder ein Tuch über seine Augen legen, kann helfen den Krampfanfall zu lösen. Sprich leise und ruhig mit ihm und streichle ihn sanft - auch dies kann einen positiven Effekt haben. Mache mit dem Handy ein Video des Anfalls und zeige es danach dem Tierarzt.

Ein Krampfanfall ist extrem anstrengend für den Körper und der Hund sollte danach runtergekühlt werden. Hierzu kannst du vorsorglich Fiebermessen. Ab in den Po mit dem Gerät und warten bis es piepst. Große Hunde sollten eine Körpertemperatur von 38,0 - 38,5 Grad Celsius haben, während kleinere Hunde die 39-Grad-Marke nicht überschreiten sollten. Tauche Handtücher ins kalte Wasser (nicht eiskalt!) und lege deinen Hund darauf. Auch die Pfoten mit kalten Tüchern umwickeln ist eine feine Sache.

Dies waren nun die ersten Tipps und Tricks zum Thema 1: Hilfe beim Hund. Nächste Woche geht es weiter mit Part II.