Terror in Wien
21 Verdächtige nach Terroranschlag in Wien
Elf Tage nach dem blutigen Terroranschlag in Wien informieren Polizei und Staatsanwaltschaft über den aktuellen Stand der Ermittlungen.
Am Freitag um 11 Uhr informierte die Landespolizeidirektion Wien und die Staatsanwaltschaft offiziell über den derzeitigen Ermittlungsstand in Folge der Terrornacht vom 2. November. An der Pressekonferenz nahmen die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, sowie der operative Leiter der Ermittlungsgruppe "2. November" der Landespolizeidirektion Wien, Michael Lohnegger, teil. "Heute" berichtete an dieser Stelle LIVE:
Schon zu Beginn macht Ermittlungsleiter Lohnegger klar, dass nicht alle bekannten Fakten öffentlich gemacht werden dürfen, da die Ermittlungen noch weiterhin auf Hochtouren laufen. Derzeit arbeiten verschiedenste Ermittler, Experten und Verfassungsschützer aus ganz Österreich in der Ermittlungsgruppe "2. November".
Bislang wurden schon 60 Zeugenvernehmungen und 20 Hausdurchsuchungen durchgeführt. An die 300 Hinweise wurden abgearbeitet, einigen wird noch nachgegangen.
Waffen aus Serbien
Das Sturmgewehr, das der Täter verwendet hatte, ist laut den Ermittlern ein Lizenznachbau einer AK-47 aus Serbien mit Kaliber 7,62 x 25 mm. Die Munition dafür soll teilweise aus China stammen. Die gefundene Faustfeuerwaffe ist eine halbautomatische Pistole vom Typ Tokarew mit Kaliber 7,62 x 39 mm, ebenfalls aus Serbien. Wie die Schusswaffen in die Hände des 20-Jährigen gekommen sind, ist noch unklar.
Derzeit wird von einem Täter ausgegangen!
Möglicherweise könnte es aber noch Mittäter im Hintergrund geben, die "nicht unmittelbar" an dem Anschlag mitgewirkt hatten. Die Ermittler bedanken sich bei der Bevölkerung für die vielen Hinweise und appellieren, dass jeder Hinweis der Polizei gemeldet werden soll.
Nicht mit Öffis angereist
Weiterhin ist noch nicht klar, wie der Täter in die Innenstadt gekommen ist. Mittlerweile könne man aber ausschließen, dass er öffentliche Verkehrsmittel benutzt hatte. Ob er mit einem Taxi fuhr, muss noch abgeklärt werden. Nicht ausschließen könne man aber, dass der Bewaffnete zu Fuß zum Schwedenplatz gegangen ist.
Auf die Frage, ob in den mittlerweile gesperrten Moscheen etwas gefunden wurde, wollte Lohnegger mit Verweis auf kriminaltaktische Gründe nicht eingehen.
Staatsanwaltschaftssprecherin Bussek hob zu Beginn die "hervorragende Zusammenarbeit" mit der Polizei hervor. Noch in der Terrornacht waren drei Staatsanwälte im Einsatz, die bereits kurz nach dem Anschlag die ersten Obduktionen, Hausdurchsuchungen und Festnahmen angeordnet hatten.
21 Beschuldigte, zehn Personen in U-Haft
"So kam es dann auch sehr schnell zur Festnahme von insgesamt 16 Personen", so Bussek weiter. Zehn davon befinden sich noch weiterhin in U-Haft. Sie sollen "im Vorfeld Tatbeiträge gesetzt haben". Konkrete Details werden mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht bekanntgegeben. Einige von ihnen hätten bereits Vorstrafen, darunter auch wegen Terrordelikten.
Seit 2016 gibt es eine Sondergruppe der Staatsanwaltschaft Wien, die sich mit speziell geschultem Personal der Aufklärung terroristischer Straftaten verschrieben hat. Von dieser Sondergruppe wird nun ein Verfahren gegen derzeit 21 ausgeforschte Verdächtige bzw. Beschuldigte im Alter von 16 bis 28 Jahren geführt.
Die meisten der Beschuldigten sind österreichische Staatsbürger. Andere kommen aus dem Kosovo, Mazedonien oder auch Bangladesch.
Ermittlungen laufen
Im Umfeld dieser Personen wurden ebenfalls Hausdurchsuchungen vorgenommen, besonderen Augenmerk hatten die Ermittler dabei auf die Sicherstellung von Datenträgern, Computern und Handys. Die Telefondaten – wer hatte wann mit welcher Nummer Kontakt – werden analysiert. Ebenso werden Schussgutachten und molekularbiologische Untersuchungen von sichergestellten Spuren erstellt. Die Auswertung des Materials ist noch nicht abgeschlossen, weitere Ermittlungen zu noch unbekannt gebliebenen Personen laufen.
"Darüber hinaus steht die Staatsanwaltschaft in intensivem Kontakt mit den Schweizer und auch deutschen Behörden. Es kommt zu einem regen Informationsaustausch. Die daraus gewonnen Erkenntnisse fließen selbstverständlich auch in diese umfassenden Ermittlungen hinein."