Unheilbare Erkrankung
Erfolgreiche Demenz-Therapie in Österreich kaum genutzt
Welche Schritte sind zu setzen, wenn ein Angehöriger an Demenz erkrankt? Gibt es finanzielle Unterstützung und was ist zu tun? Wir klären auf.
Sowohl für Angehörige, als auch für die Betroffenen selbst, bedeutet Demenz eine extreme Herausforderung, die mit unzähligen Fragen begleitet wird. Unter anderem, ob ein gewohnter Alltag überhaupt noch möglich ist, oder welche Pflegeangebote es gibt.
Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger, erklärt im Ö1 Morgenjournal, dass sich Angehörige und Betroffene an Ambulanzen wenden sollen. Es sei wesentlich, vorhandene Unterstützungsangebote zu kennen und diese in Anspruch zu nehmen, denn die psychische Belastung nehme mit der Zeit zu.
Pflegekarenz
Von Seiten der Politik wünsche sie sich, dass die vorhandenen Unterstützungsangebote unter anderem per Kampagne sichtbar gemacht werden. Denn es gibt vor allem auch Hilfe für Arbeitnehmer: "Viele Menschen wissen nicht, dass sie Pflegekarenz in Anspruch nehmen können", so Meinhard-Schiebel. "Nicht alle pflegenden Angehörigen sind schon außerhalb des Erwerbslebens und diejenigen, die im Erwerbsleben sind, brauchen diese Pflegekarenz."
Derzeit ist Demenz noch eine unheilbare Erkrankung und die Zahlen steigen jährlich aufgrund der demokratischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung. Bis 2050 soll es in Österreich rund 190.000 Demenzdiagnosen geben.
Die ersten Anzeichen
Wenn Angehörige häufig etwas vergessen und das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist, dann sollten sich diese von einem Facharzt anschauen lassen, rät Elisabeth Stögmann, Leiterin der Ambulanz für Gedächtnisstörungen und Demenzerkrankungen am Wiener AKH.
Weitere Anzeichen einer Demenzerkrankung seien auch wiederholende Fragen, verlängerte Suchzeiten von beispielsweise Handy oder Schlüssel und Probleme mit der Sprache und der räumlichen Wahrnehmung.
Der erste Schritt
Wird eine Demenzerkrankung vermutet, wäre der erste Schritt zum Hausarzt zu gehen und eine Screening-Untersuchung zu machen, so Stögmann im Interview. Ist der Befund auffällig, so würden Betroffene zu einem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie oder einem spezialisierten Zentrum weitergeführt werden.
Der Zeitpunkt der Diagnose sei dabei entscheidend, denn diese hätte im frühen Stadium positive Faktoren auf Patienten und Familie.
„Wir wissen, dass alles, was wirksam ist, besonders in den frühen Phasen wirksam ist [...]. Lebensstil-Prävention, aber auch zukünftige Therapien sind im Frühstadium leichter und besser einsetzbar.“
Früherkennung ist wichtig
Bei einer diagnostizierten Demenz soll es seit letztem Jahr einen "größten Erfolg" geben, um ein Fortschreiten zu verlangsamen, erklärt Stögmann. Monoklonale Antikörper sollen gegen das Alzheimer-Eiweis wirken und dieses aus dem Gehirn der Betroffenen abräumen können.
Jedoch wird diese Therapie nur für wenige infrage kommen, betont die Leiterin: "Es beinhaltet eine aufwendige, ressourcenintensive Diagnostik und steht auch nur bei Frühstadien zur Verfügung." Allerdings würden Frühdiagnosen in Österreich "nicht immer unbedingt" gemacht werden.
Stögmann empfiehlt Patienten und Betroffenen dringend, sich unterstützend zur Therapie auch eine psychosoziale Unterstützung zu holen. "Das hilft den Menschen sehr." Zeitung lesen, Sprachen lernen, mit Menschen in Kontakt bleiben und körperliche Aktivitäten sollen auch einen starken Gesundheitseffekt unter anderem auf kognitive Erkrankungen haben.