Gletscher verschwinden
Erderwärmung – "Skispringer werden zu Grashüpfern"
Skisprung-Olympiasieger Toni Innauer und weitere Experten warnen vor den Auswirkungen des Klimawandels in den Bergen.
Der Klimawandel setzt den Alpen zu. Das lässt sich nirgends besser ablesen als an den Gletschern. Das sogenannte Ewige Eis hat seit seinem Höchststand 1850 drei Viertel seiner Fläche eingebüßt. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden die Gletscher in Österreich auf bis zu 10 Prozent schrumpfen.
Doch was müssen wir tun, um dieses Naturwunder zu erhalten? Darüber diskutierten auf ServusTV (Reihe "Pragmaticus") Roger Köppel mit dem Zukunftsforscher Peter Zellmann, der Glaziologin Andrea Fischer, dem Skisprung-Olympiasieger Toni Innauer und der Bergführerin Ana Zirner.
Wellness-Urlaub in Alpen einschränken?
Jedes Jahr machen rund 120 Millionen Menschen Urlaub in den Alpen in Österreich. Der Tourismus gehört zu den wichtigsten Einnahmequellen im Land. Vor allem in Österreich, das mit seiner traumhaften Bergwelt bei Gästen aus dem In- und Ausland punktet. 65 Prozent des österreichischen Staatsgebiets sind vom Gebirge bedeckt.
„"Zukunft ist das, was wir daraus machen"“
Statt den Alpintourismus als Problem zu betrachten, sollte man den Bergtourismus nicht als "Hauptursache für die drastischen Klimaveränderungen sehen", fordert Nationalratsabgeordneter Franz Hörl. Er sieht den Wintersport nicht als vorrangiges Klimaproblem.
Der Freizeit-Alpinismus brauche nur 0,3 Prozent des gesamten Energie-Gesamteinkommens. Schneekanonen oder Berglifte seien also keineswegs Ursachen des Klimawandels. Laut der österreichischen Gletscherforscherin Andrea Fischer sollten wir eher den Wellness-Tourismus sparsamer genießen als die Schuld den Schneekanonen zu geben.
Viele Berufsgruppen vom Klimawandel betroffen
"Zukunft ist das, was wir daraus machen. Die Bevölkerung muss Teil der Klimaveränderung werden", meint Tourismusforscher Peter Zellmann. "Die Gletscher ziehen sich zurück. Wie wir Menschen damit umgehen das ist die Frage. Also der einzelne Mensch, die Wirtschaft, die Politik und das passiert zu wenig", so Zellmann.
Wenn die Gletscher zurückgehen und es immer wärmer wird, berge dies auch ein wirtschaftliches Problem, da jeder dritte Job vom Tourismus betroffen sei. Vom Klimawandel beeinflusst sind auch Berufsgruppen, die nicht direkt dem Tourismus zugeordnet werden. Betroffen sei jeder dritte Arbeitsplatz, wie Tischler oder beispielsweise Installateure, der nicht direkt dem Tourismus zugeordnet werde.
Große Gefahr für Artenvielfalt
Die alpine Artenvielfalt ist im Wandel: Ob Murmeltiere, Gämse oder Steinböcke – für sie wird es schlicht zu warm. Wildtiere, wie Rehe oder Vogelarten, werden zukünftig weiter oben angesiedelt sein als noch in der heutigen Zeit. Doch ein "weiter so wie bisher" funktioniere nicht, hieß es in der Diskussion.
Um die Natur so zu bewahren, wie ursprünglich, müssen wir als Bevölkerung neue Wege gehen. Wir müssten langfristig abwiegen, wie viel Tourismus gut für eine Gegend ist. Ein gesunder Branchenmix könne Landflucht verhindern, so das Credo der Experten.
Die Jobs in der Landwirtschaft sollten jedenfalls noch mehr Förderungen erhalten. Der Tourismus müsste umweltfreundlicher und ressourcen-schonender werden. Nur so hätten die Alpen und ihre Bewohner eine Zukunft, hieß es.
Auf den Punkt gebracht
- Der Klimawandel bedroht die Alpen und ihre Bewohner, da die Gletscher schmelzen und die Artenvielfalt gefährdet ist
- Diskussionen über die Auswirkungen des Tourismus auf Umwelt und Wirtschaft zeigen, dass ein Umdenken und umweltfreundlichere Maßnahmen erforderlich sind