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"Er rief: Das Kind ist jetzt tot!"
Eine ehemalige Mitarbeiterin von Christian B. erinnert sich an eine Begegnung mit ihrem früheren Chef, bei der dieser dubiose Andeutungen zum Ableben der dreijährigen Maddie McCann machte.
Christian B. gilt als Tatverdächtiger im Fall Maddie McCann, die 2007 während eines Portugal-Urlaubs an der Algarve verschwunden ist. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus, ermitteln nun wegen Mordverdachts gegen den heute 43-jährigen B. Außerdem glauben Ermittler, dass der Deutsche auch mit zwei weiteren Fällen, die ähnlich gelagert sind wie der Fall Maddie, etwas zu tun haben könnte.
Die mutmaßlichen Tötungen der insgesamt drei Kinder könnten weitere Schreckenstaten in einer kriminellen Laufbahn sein. Denn schon in der Vergangenheit wurde B. wegen diverser Delikte schuldig gesprochen und zu Haftstrafen verurteilt. Wie ein früherer Schulkamerad der deutschen "Bild" schildert, soll B. schon in Jugendtagen "kleine Brüche gemacht" haben, in Sporthallen eingestiegen sein und Zigarettenautomaten aufgebrochen haben.
Schwere Kindheit
Mit 15 Jahren kam B. in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche, nachdem seine Pflegeltern zuvor mehrmals handgreiflich gegen den Jungen wurden und ihn schlugen. Das war 1992. Schon zwei Jahre später, 1994, B. war damals 17 Jahre alt, musste sich B. wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs vor einem deutschen Gericht verantworten. Er wurde schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Haft verurteilt. Noch bevor das Urteil rechtskräftig wurde, floh B. nach Portugal. Es war nicht sein erster Kontakt mit einem Gerichtssaal. Schon ein Jahr zuvor musste er sich wegen Diebstahls und Fahren ohne Fahrelaubnis verantworten.
Mittlerweile hat B. seine Straftatenkonto deutlich vergrößert. In der jüngeren Vergangenheit, seit dem Sommer 2017, saß B. u.a. wegen des Verdachts der Kinderpornografie und des Verdachts der Vergewaltigung in Untersuchungshaft. Freiheitsstrafen musste er seither wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und mehreren Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz absitzen.
Indizien sprechen für Schuld von Christian B.
Der aktuelle Tatverdacht gegen B. im Fall der verschwundenen Maddie stützt sich laut dem zuständigen Staatsanwalt Hans Christian Wolters auf Indizien. Gegenüber der "Bild" sagt er, dass der Beschuldigte zum Fall Maddie noch nicht befragt worden sei und die Ermittler von "weiteren Opfern" ausgingen. So soll B. auch etwas mit dem verschwundenen René (6) zu tun haben. Der Junge verschwand 1996, zwei Jahre nach der Flucht B. vor den deutschen Behörden nach Portugal, im Urlaub an der Algarve. Genauso wie übrigens Inge. Das fünfjährige Mädchen verschwand 2015, ebenfalls in Portugal.
Angesichts der jüngsten Ereignisse erinnert sich auch eine frühere Mitarbeiterin von B., der 2014 einen Kiosk in Braunschweig betrieb. Einmal saßen sie mit Freunden am Kiosk und sprachen über den Fall Maddie. Dabei soll B. "völlig ausgerastet" sein. "Er rief: 'Das Kind ist jetzt tot und jetzt ist das gut so!", erzählt die Zeugin. Außerdem soll er auch eine Andeutung darüber gemacht haben, wie die Leiche des Mädchens verschwand. "Schweine fressen ja auch Menschenfleisch", soll der Tatverdächtige damals gesagt haben.