Nachholbedarf in Österreich
"Entscheidender" Gipfel für die Vielfalt des Lebens
Der UN-Biodiversitätsgipfel COP16 in Kolumbien ist vor allem für das Überleben unserer Wildtiere von "entscheidender Bedeutung", sagen Forscher.
Staats- und Regierungschefs aus 190 Ländern, Umweltaktivisten und Forscher debattieren in der kolumbianischen Stadt Cali noch bis 1. November über die Artenvielfalt unserer Erde. Ziel des Gipfels ist ein besserer Schutz der weltweiten Flora und Fauna.
Wissenschaftler warnen, dass die Ökosysteme einen Wendepunkt erreicht haben, an dem sich das Artensterben massiv beschleunigen könnte.
Besserer Schutz für Tiere und Pflanzen
Die Zahl der Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen sei weltweit aufgrund von Rodungen, Umweltverschmutzung und Klimakrise stark rückgängig. So zeige der neue "Living Planet Report", dass die Bestände von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen seit 1970 um 73 Prozent zurückgegangen sind.
Nur jedes 10. Land legte Aktionsplan vor
Bei der Cop16 treffen sich die Länder zum ersten Mal seit dem Kunming-Montreal-Abkommen 2022, als die Staats- und Regierungschefs der Welt eine Reihe von Zusagen zum Schutz der Natur machten.
Aber: Nur zehn Prozent der 196 Länder des Abkommens haben seitdem Aktionspläne veröffentlicht. Die Finanzierung liege weit unter den umgerechnet 18,4 Milliarden Euro, die jährlich zum Schutz der Natur nötig wären.
„In Cali müssen die Länder ihren Ehrgeiz in konkrete Maßnahmen umsetzen.“
Globale Budgets aushandeln
"Die Welt hat sich auf einen ehrgeizigen Plan zum Schutz der Artenvielfalt unseres Planeten geeinigt. In Cali müssen die Länder diesen Ehrgeiz nun in konkrete Maßnahmen umsetzen", sagte Loreley Picourt von der Meeres-NGO Ocean and Climate Platform.
Die Abgeordneten sollten versuchen, globale Budgets für den Naturschutz auszuhandeln und einen Mechanismus zu schaffen, der dafür sorgt, dass die Länder "ihr Wort zum Schutz der Wälder, Flüsse und Meere dieser Welt einhalten".
Österreichs Maßnahmen reichen nicht aus
Die Umweltschutzorganisation WWF fordert unterdessen eine "Nachschärfung" der nationalen Biodiversitätsstrategie: Österreich habe sich beim Weltnaturabkommen verpflichtet, eine nationale Strategie gegen den "fatalen Verlust der biologischen Vielfalt" auszuarbeiten.
Neue Regierung brauche Plan für Ziele
Die geplanten Maßnahmen reichten aber "bei weitem nicht aus", kritisiert WWF-Biodiversitätssprecher Joschka Brangs. Der WWF fordert daher von der künftigen Bundesregierung einen "konkreten Aktionsplan zur Erreichung der gesteckten Ziele" mit "zeitlichen Vorgaben, gesicherter Finanzierung und eindeutigen Zuständigkeiten".
Österreich würde profitieren
Österreich könne von einer ambitionierten Umsetzung der Biodiversitätsstrategie "massiv profitieren, denn intakte Ökosysteme erhöhen die Krisensicherheit des Landes und zahlen sich auch volkswirtschaftlich aus", erklärt Brangs.
80 Prozent der geschützten Arten bedroht
Österreichweit herrsche großer Handlungsbedarf. 80 Prozent der geschützten Arten seien in "keinem günstigen Erhaltungszustand". Zudem seien nur noch 14 Prozent der Flüsse ökologisch intakt. Gleichzeitig sind 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen zerstört.
"Der Aktionsplan muss daher einen speziellen Fokus auf die Renaturierung beeinträchtigter Ökosysteme legen, insbesondere von Wäldern, Mooren, Flüssen und anderen Feuchtgebieten", erklärt Joschka Brangs vom WWF.
Auf den Punkt gebracht
- Der UN-Biodiversitätsgipfel COP16 in Kolumbien ist von entscheidender Bedeutung für den Schutz der weltweiten Flora und Fauna, da Wissenschaftler vor einem massiven Artensterben warnen
- Österreich wird kritisiert, da es trotz Verpflichtungen aus dem Weltnaturabkommen keine ausreichenden Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität ergriffen hat, was zu einem dringenden Handlungsbedarf führt