Welt

Enthüllt: Wagner-Kämpfer sprechen über Kriegsverbrechen

In einem Video erzählen zwei ehemalige Wagner-Kämpfer einer russischen Menschenrechtsorganisation von ihren Kriegsverbrechen in Bachmut und Soledar.

Kämpfer der russischen Söldnergruppe Wagner gaben Kriegsverbrechen in der Ukraine zu.
Kämpfer der russischen Söldnergruppe Wagner gaben Kriegsverbrechen in der Ukraine zu.
picturedesk.com/ Screenshot Youtube/ Gulagu.net ("Heute"-Montage)

"Sie hat geschrien und sich gewunden. Sie war ein kleines Kind, wissen Sie – fünf, vielleicht sechs Jahre alt. Ich habe ihr den Todesschuss verpasst, wissen Sie? Denn mir wurde gesagt, dass ich niemanden rauslassen soll." Der ehemalige russische Häftling und Wagner-Kommandant Azamat Uldarow bläst Zigarettenrauch in seine Handykamera, während er spricht.

Die russische Menschenrechtsorganisation Gulagu.net hat ein Video veröffentlicht, in dem er und Aleksei Sawitchew, ein weiterer Ex-Häftling und ehemaliger Befehlshaber einer Unterabteilung der Wagner-Gruppe, über ihre mutmaßlichen Kriegsverbrechen in der Ukraine sprechen. Wir können ihre Aussagen nicht unabhängig überprüfen. Eine Interviewanfrage mit Gulagu.net läuft.

Von Putin per Dekret begnadigt

Die beiden Russen waren von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin rekrutiert worden: "Sie haben alle genommen, die töten können. Und ich kann töten." Der russische Präsident Wladimir Putin begnadigte die beiden Männer nach eigenen Angaben per Dekret, weil sie im Krieg gekämpft hatten.

Was die beiden der russischen NGO erzählen, lässt einen sprachlos zurück. Uldarow erzählt aus Bachmut und Soledar: "Wir waren die Letzten, die ankamen – eine Einheit von 150 Personen. Uns wurde befohlen, jeden zu töten, der sich uns in den Weg stellte. Das taten wir auch. Es waren Frauen, Männer, Rentner und Kinder." In Bachmut habe er einen Keller mit zwischen 300 und 400 Zivilisten "gesäubert", darunter etwa 40 Kinder.

Nur Scharfschützen und Kommandanten begnadigt

Auch gegenüber ukrainischen Soldaten habe man keine Gnade gezeigt. Von 100 Kriegsgefangenen ließe man in der Regel nur drei am Leben: die Scharfschützen und Kommandanten. Der Rest wird Uldarow zufolge getötet. "Wir schneiden ihnen auf Video die Kehle mit einem Messer durch. Als Prigoschin sagte, wir sollten einen Vorschlaghammer benutzen, nahmen wir Vorschlaghämmer. Das ist Prigoschins Lieblingsmethode."

Sein Kollege Aleksei Sawitchew betont, dass er Befehle ausführte, um zu überleben. "Uns wurde befohlen, alle Ukrainer ab 15 Jahren zu erschießen", sagte er und fügte an, dass 15-jährige Ukrainer "schwer als Zivilisten zu bezeichnen sind."

"Granaten wie Äpfel in die Grube geworfen"

Er habe am 23. Februar dieses Jahres mit anderen mehr als 20 unbewaffnete Zivilisten erschossen – die Hälfte soll keine 16 Jahre alt gewesen sein. "Wir hatten den Befehl, die Häuser zu räumen. Es gab keine Möglichkeit, die Zivilisten zu befreien, und es war mir egal, wer dort war."

Er habe 30 Granaten "wie Äpfel" in eine Grube mit mehr als 50 verwundeten und schon toten ukrainischen Kriegsgefangenen geworfen. Auch russische Soldaten seien darunter gewesen. Sie hätten sich geweigert, den Befehl zum Töten von Ukrainern auszuführen.

Prigoschin weist die Vorwürfe zurück

"Es waren etwa 60 Menschen. Einige atmeten noch. Mir wurde gesagt, ich solle kommen, alle in die Luft jagen und die Überreste verbrennen. Ich werde nicht überprüfen, wie viele Menschen dort noch atmeten und wie viele noch lebten", sagte Sawitschew. Nach seinen Angaben geschah dies ebenfalls im Januar dieses Jahres zwischen einer Kaserne und einer Konservenfabrik in Bachmut.

Auch Wagner-Chef Prigoschin hat von dem Video mit den Geständnissen gehört und weist die Anschuldigungen zurück. Er habe keine Zeit gehabt, sich das einstündige Video anzusehen, aber die Mitglieder der Wagner-Gruppe hätten bestimmt nicht auf Zivilisten und Kinder geschossen. Vielmehr sei man gekommen, um sie vor dem "ukrainischen Regime" zu retten.

Hinweise auf russische Kriegsverbrechen häufen sich seit Monaten. Angefangen mit dem Massaker von Butscha gleich zu Kriegsbeginn, tauchte erst letzte Woche ein Video in den sozialen Medien auf, in dem ein russischer Kämpfer einen ukrainischen Kriegsgefangenen köpft.

1/65
Gehe zur Galerie
    <strong>22.12.2024: Einwegpfand kommt – das wird ab Jänner neu bei Spar</strong>. Um Verwirrung zu vermeiden, setzt Spar ab Jänner auf speziell ausgebildete Pfandberater. <a data-li-document-ref="120078758" href="https://www.heute.at/s/einwegpfand-kommt-das-wird-ab-jaenner-neu-bei-spar-120078758">170 Getränkeartikel mussten überarbeitet werden.</a>
    22.12.2024: Einwegpfand kommt – das wird ab Jänner neu bei Spar. Um Verwirrung zu vermeiden, setzt Spar ab Jänner auf speziell ausgebildete Pfandberater. 170 Getränkeartikel mussten überarbeitet werden.
    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger
    An der Unterhaltung teilnehmen