Angebliche Vergewaltigung

Entführung im Kofferraum erfunden – Frau (22) überführt

Eine Wienerin gab an, in Floridsdorf entführt und vergewaltigt worden zu sein. Der Beschuldigte hatte ein Alibi, daher kam das "Opfer" vor Gericht.

Christian Tomsits
Entführung im Kofferraum erfunden – Frau (22) überführt
Die junge Angeklagte wurde von ihrer Freundin in den Gerichtssaal begleitet.
Sanine Hertel

Mitten in einer milden Herbstnacht Anfang Oktober um 2:29 Uhr soll es in Wien-Floridsdorf zu einem furchtbaren Verbrechen gekommen sein – das es jedoch nie gab. Zwar behauptete das eine 22-Jährige felsenfest und tränenreich vor Polizei, Staatsanwaltschaft und auch am Montag vor dem Richter am Wiener Landl. Doch Beweise für die Entführung im Kofferraum und die brutalen Übergriffe blieb die junge Frau schuldig.

Keine Spuren, keine Verletzungen

"Ich wurde von hinten überfallen, nach kurzer Fahrt auf eine Wiese geworfen, geschlagen und dann vergewaltigt", schluchzte sie auch vor Gericht und bekannte sich der Verleumdung und falschen Zeugenaussage "nicht schuldig". Angeblich hatte ihr Freund sie in jener Nacht unverletzt unter einem Werbeplakat an "Tatort" abgeholt. Dort fand man keinerlei Spuren eines Verbrechens.

Und schon bei der Polizei begann sich das vermeintliche "Opfer" seltsam zu verhalten: Zuerst lehnte sie alle amtsärztlichen Untersuchungen ab, dann enthielt sie der Staatsanwaltschaft angebliche Beweisfotos von Verletzungen und wusste wesentliche Details der Tat nicht mehr: "Ich hatte ein blaues Auge oder aber Schürfwunden, aber das weiß ich nicht mehr so genau", so die Wienerin.

Täter trotz Dunkelheit "an den Augen erkannt"

Trotzdem war sie sich bei einem ganz sicher: Der Täter sei ihr flüchtiger Bekannter, den sie ein paar Tage zuvor im Bus kennengelernt hatte, gewesen. Der großgewachsene Mann habe zwar Handschuhe und Maske getragen, am Körperbau und "an den Augen" will sie ihn aber eindeutig erkannt haben.

Was vor Gericht nicht unbedingt für sie sprach: Innige Küsse vom ersten Date mit dem Mann, das ein paar Tage vorher tatsächlich stattfand, wurden von Überwachungskameras einer Bistrobox dokumentiert. Es gab keinerlei Anzeigen, dass ihr dabei schon etwas unangenehm gewesen wäre, wie sie bei immer wieder betonte.

Verdächtiger saß unschuldig in Haft

Trotzdem gab sie an, der 28-Jährige soll sie schon da belästigt haben. Am 2. Oktober habe er sie dann gekidnappt und vergewaltigt. Tragisch: Für den Verheirateten klickten die Handschellen, er saß zwei Wochen unschuldig in U-Haft. "Ich will keine lächerliche Haftentschädigung. Wer oder was auch immer dahintersteckt. Sie will es verstecken", würdigte der zerknirschte Zeuge die Angeklagte keines Blickes.

Man muss es ganz deutlich sagen, das geht nicht
Richter
über die erfundene Vergewaltigung

Da man am vermeintlichen Opfer keine DNA-Spuren fand und alle ausgehobenen Bewegungsdaten mit der Anzeige nicht übereinstimmten, wurde das Verfahren gegen den Verdächtigen eingestellt und die Frau geriet ins Visier der Ermittler, landete schließlich vor Gericht. "Man muss es ganz deutlich sagen, das geht nicht", urteilte der Richter. Besonders bei Delikten, in denen man auf die Aussage des Opfers angewiesen ist, müsse man Grenzen setzen. Er sprach die Angeklagte wegen Verleumdung und falscher Zeugenaussage schuldig: 18 Monate bedingte Haft – rechtskräftig.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Eine 22-jährige Frau aus Wien erfand eine Geschichte über eine Entführung und Vergewaltigung, die sich als falsch herausstellte
    • Obwohl sie behauptete, von einem Bekannten entführt und vergewaltigt worden zu sein, konnte sie keine Beweise vorlegen
    • Der vermeintliche Täter saß unschuldig in Haft, bevor das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde und die Frau wegen Verleumdung und falscher Zeugenaussage zu 18 Monaten bedingter Haft verurteilt wurde
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