Faszinierende Universum-Doku
Entdeckte dieser Hai Amerika vor Kolumbus?
Keine Wirbeltiere können so alt werden wie die Grönlandhaie, auch Eishaie genannt. "Universum" taucht jetzt mit ihnen ab…
Die wirken wie Ungetüme aus einer längst vergangenen Zeit und das sind sie auch. Obwohl Grönlandhaie bereits 1801 als eigene Art entdeckt wurden, ist über die bis zu acht Meter langen Haie nur sehr wenig bekannt. Tatsache ist aber, dass viele der heute in den Nordmeeren schwimmenden Grönlandhaie zum Zeitpunkt der Entdeckung des Spezies nicht einmal noch geschlechtsreif waren. Denn die Geschlechtsreife stellt sich bei diesen Tieren erst mit etwa 150 Jahren ein…
Die Universum-Doku "Verrückt nach Haien – Eine abenteuerliche Leidenschaft" (Dienstag, 20.15 Uhr, ORF 2) begleitet die niederländisch-deutsche Kamerafrau Christina Karliczek Skoglund (46) bei etlichen Tauchgängen in die "Hai Society", die zumal etwas frustrierend sein können. Denn selbst an den Hai-Hot Spots im arktischen Eismeer kann es sein, dass sie keine einzige Schwanzflosse vor die Kamera bekommt und selbst ihre Kamerafallen keines der "eishai-ligen" Tiere aufgespürt haben. Bei anderen Haiarten ist es einfacher. In der Doku kann Skoglund erstmals das blaugrüne Leuchten der Kleinen Schwarzen Dornhaie festhalten oder einem Katzenhai beim Schlüpfen aus einem rechteckigen Ei filmen, in dem der Mini-Katzenhai davor unfassbar lange zehn Monate herangewachsen war. Ja, bei vielen Haiarten braucht gut Ding Weile…
Das Highlight der Doku sind aber die Begegnungen mit den Grönlandhaien, die eine Lebensspanne von rund 500 Jahren haben sollen, wobei einzelne lebende Exemplare auch älter sein sollen. Das würde bedeuten, dass einige lebende Eishaie bereits munter durch die Nordmeere bis nach Amerika schwammen, als Christoph Kolumbus vom mittelalterlichen Europa aufbrach, um die neue Welt zu entdecken. Genaue Zahlen gibt es nur wenige, das bisher älteste erlegte Exemplar wurde auf 512 Jahre geschätzt. Über die Lebensweise der Tiere ist nur wenig bekannt, bis vor Kurzem wurde angenommen, dass sich Eishaie großteils von Aas in der Nähe des Meeresgrundes ernähren würden. Mittlerweile weiß man, dass Eishaie in der Nähe der Meeresoberfläche auch auf Jagd nach Fischen und Robben gehen. Angriffe auf Menschen sind bisher keine beobachtet worden, was aber wohl auch damit zu tun hat, dass dort wo Eishaie schwimmen in der Regen nur sehr selten Menschen im Wasser unterwegs sind. Mit der Ausnahme von Christina Karliczek Skoglund natürlich.
In diesem Eishai steckt der Wurm drinnen. Oder vielmehr ein Krebs...
In der Universum-Doku sieht man auch Exemplare, denen Ruderfußkrebse aus den Augen ragen. Die Wissenschaft kann bis heute nicht erklären, ob es sich dabei um einen Parasiten handelt und die Haie durch die Krebse erblinden oder ob die Krebse Symbionten sind, die in der Dunkelheit lumineszieren und dadurch Nahrungsfische für sich selbst und ihren Wirt anlocken. Wenn Zweiteres stimmt, dann wäre es eine der spektakulärsten tierischen Zweckgemeinschaften des Planeten. Es wird vermutet, dass Eishaie in ihrer heutigen Form bereits seit über 200 Millionen Jahren existieren, bedroht werden sie - abgesehen von einzelnen Pottwalen und Orcas - hauptsächlich vom Menschen. Zwar ist ihr Fleisch praktisch ungenießbar und wir in Island bestenfalls zu Hundefutter oder dem fermentierten Hákarl - auch "Gammelhai" genannt - verarbeitet. Aber jedes Jahr verende etliche Eishaie als Beifang in Fischernetzen. Nachdem diese Haiart aber nur extrem langsam nachwächst, gelten Eishaie als zumindest "mutmaßlich gefährdet". Mutmaßlich deswegen, weil ja niemand wirklich weiß, wie viele Grönlandhaie es tatsächlich gibt.
Die Kamerafrau Christina Karliczek Skoglund zeigt in ihrer Doku am Dienstag auch, dass die Welt der Haie einem starken Wandel unterzogen ist, weil sich das maritime Ökosystem aufgrund der Erderwärmung auch ständig verändert. Und je wärmer das Wasser selbst im hohen Norden ist, umso kleiner wird auch die Welt der faszinierenden Eishaie…