Klimaschutz

Energiewende – EU will Regeln für "grüne" Treibstoffe

Wasserstoff aus erneuerbarem Strom soll in der EU künftig nur unter Auflagen als klimafreundlich gelten.

Lydia Matzka-Saboi
Ein österreichischer Wasserstoff-Bus im täglichen Linienverkehr. Der Bus fährt mit einem Treibstoff, der aus grünem Strom erzeugt wurde.
Ein österreichischer Wasserstoff-Bus im täglichen Linienverkehr. Der Bus fährt mit einem Treibstoff, der aus grünem Strom erzeugt wurde.
HEINZ ZIEGLER / APA / picturedesk.com

So soll "grüner" Wasserstoff nur aus erneuerbarem Strom erzeugt werden können, der aus relativ neuen Anlagen stammt, wie aus einem Entwurf der EU-Kommission hervorgeht, berichtet die Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Gleichzeitig soll der Strom zur Produktion des "grünen" Treibstoffs etwa aus Anlagen kommen, die in der Nähe sind. Diese Bedingungen sollen jedoch erst ab 2028 vollständig gelten. Die EU-Kommission könnte die neuen Regeln Mitte Dezember offiziell vorschlagen.

Grundsätzlich gilt der Treibstoff als klimafreundlich, wenn er aus Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne oder Wind produziert wurde - der Teufel liegt jedoch im Detail. Im September stimmte das EU-Parlament für einen Gesetzesentwurf mit flexibleren Bedingungen als von der EU-Kommission geplant. Etwa soll auch anderer Strom für die Produktion genutzt werden, wenn kein erneuerbarer verfügbar ist. Diese Änderungen müssen jedoch noch mit den EU-Ländern verhandelt werden.

Wasserstoff teuer und kostbar

Der deutsche Grünen-Europaabgeordnete Michael Bloss begrüßte die Pläne der Kommission, berichtet die dpa. "Es ist gut, dass die Kommission verlangt, dass grüner Wasserstoff aus zusätzlichen erneuerbaren Energien kommen muss und nicht einfach aus dem Netz", sagte er. Damit werde der Ausbau von Sonnen- und Windkraft beschleunigt. Kritisch sah er jedoch die Übergangsfrist: "Bis 2028 sollen Zertifikatetricks erlaubt sein und grüner Wasserstoff mit Atom-, Kohle- und Gasstrom erzeugt werden dürfen."

Mit Wasserstoff fossile Brennstoffe wie Öl und Gas zu ersetzen, ist aufwendig und kostspielig. Wasserstoff an sich ist keine Energiequelle, sondern ein Energiespeicher. Wenn er aus Kohle oder mit Atomkraft produziert wird, verlagert das nur die Probleme, die fossile Energien mit sich bringen.

Wasserstoff ist nur dann ein nachhaltiger Energieträger, wenn er mit erneuerbaren Energien hergestellt wird. Wasserstoff wird hauptsächlich mit dem Elektrolyse-Prozess aus Wasser hergestellt. Kommt der Strom für die Aufspaltung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff aus erneuerbaren Energien, dann spricht man von "grünem" Wasserstoff. In einem zweiten Schritt kann daraus synthetisches Methan produziert werden. Beide “grünen” Gase können technisch gesehen ähnlich wie Erdgas eingesetzt werden.

Erneuerbare nicht unbegrenzt verfügbar

Da das Verfahren aber sehr aufwendig ist, man zur Herstellung von "grünem" Wasserstoff viel Fläche für den erneuerbaren Strom braucht sowie bei der Umwandlung viel Energie verwertet wird, steht diese Ressource nicht unbegrenzt zur Verfügung. Der hohe Wirkungsgradverlust bei der Herstellung macht Wasserstoff teuer und kostbar. Umweltschützer sehen den Einsatz von "grünem" Gas etwa beim Verkehr oder im Gebäudesektor sehr kritisch. Hier gebe es effizientere ökologische Lösungen - vom Öffi-Ausbau über die Wärmewende mittels Wärmepumpe, Solaranlage und so weiter.

Für die Energiewende haben "grüne" Gase allerdings schon eine Bedeutung, denn es gibt einige Prozesse, bei denen die gebündelte Energie von verbrennendem Gas gebraucht wird. Zum Beispiel um die Stahlindustrie oder den Flugverkehr zu dekarbonisieren.