Ukraine

"Ende im Desaster" – düstere Prognose für Putin

Die russische Armee verliert mit jedem Tag an Kampfkraft, sagt Militär-Experte Marcus Keupp. Er sieht eine strategische Niederlage Putins voraus.

Roman Palman
Ukrainische Gebirgsjäger der "Edelweiß"-Brigade feuern eine Haubitze vom Typ "2S1 Gvozdika" (dt. "Nelke") auf russische Stellungen in der Region Donezk ab. Aufgenommen am 26. September 2023.
Ukrainische Gebirgsjäger der "Edelweiß"-Brigade feuern eine Haubitze vom Typ "2S1 Gvozdika" (dt. "Nelke") auf russische Stellungen in der Region Donezk ab. Aufgenommen am 26. September 2023.
REUTERS/Oleksandr Ratushniak

Der deutsche Militärökonom Marcus Keupp (46) ist bereits bekannt dafür, sich bei Einschätzungen zur russischen Invasion in der Ukraine kein Blatt vor den Mund zu nehmen. So auch in einem Interview mit der Schweizer "Handelszeitung" am Donnerstag, das aufhorchen lässt. Der Dozent an der ETH Zürich sieht darin eine vernichtende Niederlage für Wladimir Putin unausweichlich – und gleichzeitig eine Chance für Russland.

Totale Niederlage für Russen

"Ich stehe unverändert zu meiner Aussage, dass der Krieg im Oktober strategisch entschieden sein wird", lässt der Deutsche darin unverblümt wissen. Das heiße natürlich nicht, dass die Kampfhandlungen demnächst enden werden, führt er aus, aber mit jedem Kriegstag würde die russische Armee stärker abgenutzt und ihre Position schlechter.

"Die Abnutzungsrate auf russischer Seite ist unverändert hoch. Die einsatzfähigen Bestände sind allmählich aufgebraucht. Russland mobilisiert immer ältere Systeme. Und gut 40 Prozent aller russischen Verluste bei der Artillerie sind in den letzten drei Monaten entstanden. Die russische Logistik wird bald überdehnt sein."

Er sei deshalb "nach wie vor optimistisch", dass der Krieg mit der Wiederherstellung der Ukraine in den Grenzen von 1991 enden werde – also auch mit einer Rückeroberung der Halbinsel Krim.

Das wäre ein Sturz in einen bodenlosen Abgrund für die Machthaber im Kreml. Keupp: "Ich wünsche dem russischen Angriffskrieg ein Ende im Desaster. Das könnte der russischen Gesellschaft klarmachen, was dieses Regime angerichtet hat." Putin, seine Schergen und Anhänger müssten dann endlich einsehen, dass brutale Eroberungskriege "nicht mehr möglich sind".

Screenshot aus einem Video des russischen Verteidigungsministeriums, das das Abfeuern eines Mehrfachraketenwerfer zeigt. Es soll in der Ukraine aufgenommen worden sein, veröffentlicht wurde es am 27. September 2023.
Screenshot aus einem Video des russischen Verteidigungsministeriums, das das Abfeuern eines Mehrfachraketenwerfer zeigt. Es soll in der Ukraine aufgenommen worden sein, veröffentlicht wurde es am 27. September 2023.
Russisches Verteidigungsministerium / AFP / picturedesk.com

Putin braucht frisches Geld

In Russland keuche die Wirtschaft derweil unter der Last der Kriegsausgaben. Die Rubelschwäche – die russische Währung hat inzwischen gegenüber dem US-Dollar und den Vorkriegsjahren deutlich an Wert eingebüßt – schlage sich immer mehr auch auf die Konsumgüterpreise durch, weshalb die russische Zentralbank auch die Leitzinsen auf inzwischen 13 Prozent hochgeschraubt habe, so der Ökonom weiter. Gleichzeitig seien die Staatseinnahmen aus den Öl- und Gas-Exporten deutlich zurückgegangen. 

Putin braucht also frisches Geld. Nur woher soll das kommen? "Unternehmen müssen derzeit eine 'freiwillige' Sondersteuer zahlen, um den Krieg zu finanzieren. Doch die Situation wird sich nicht verbessern, weil Russland vom Rest der Welt isoliert bleibt", rechnet der ETH-Dozent vor.

Düstere Zukunftsaussichten

Sollten die Waffen in der Ukraine doch irgendwann wieder einmal schweigen, werde die Welt aber nicht mehr wie vorher sein, schätzt Keupp. Er sieht eine düstere Zukunft voraus: "Es wird sich ein neuer Kalter Krieg manifestieren – mit einem revanchistisch eingestellten Russland, das antiwestliche und neostalinistische Züge trägt." Die Rehabilitierung der Sowjetzeit sei in Putins Russland bereits in vollem Gange.

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