Welt

Emeritierte Papst tot– wie wird Benedikt XVI. beerdigt?

Am 31. Dezember ist der ehemalige Papst Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren verstorben. Wie seine Beerdigung aussehen wird, ist noch unklar.

20 Minuten
1/3
Gehe zur Galerie
    Eines der letzten Fotos von Joseph Ratzinger, der 2013 als Papst Benedikt XVI. zurückgetreten ist.
    Eines der letzten Fotos von Joseph Ratzinger, der 2013 als Papst Benedikt XVI. zurückgetreten ist.
    via REUTERS

    Wie das wichtigste Ritual nach dem Tod eines Papsts im Amt aussieht, ist weltbekannt: Es gibt ein Konklave, um ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche zu wählen. Ein verstorbener Papst wird mit einer neuntägigen Trauerzeit gewürdigt, die den lateinischen Namen "Novemdiales" trägt. Was im Falle des Todes eines emeritierten Papsts passiert, ist nicht bekannt. Die Frage steht nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. im Raum.

    Auf diese Frage gibt es keine genaue Antwort. Zumindest hat der Vatikan diesbezüglich nichts bekanntgegeben. Beobachter gehen davon aus, dass die Rituale im Falle einer Beerdigung für Benedikt denen für einen früheren Bischof ähneln würden: Es gäbe entweder im Petersdom oder auf dem Petersplatz in Rom eine Trauerfeier. Diese würde aber wahrscheinlich von Papst Franziskus geleitet, und nicht vom Dekan des Kardinalskollegiums. Folgen würde den Mutmaßungen zufolge auch eine Bestattung in der Grotte unter dem Petersdom.

    "Die Beerdigung für einen Papst emeritus ist die Beerdigung für den Bischof emeritus von Rom", sagte der Kirchenhistoriker Alberto Melloni. Ganz beispiellos wäre die Situation im Falle von Benedikt XVI. nicht. Denn Diözesen weltweit hätten sich bereits damit befasst, wie pensionierte Bischöfe zu ehren seien, sagte Melloni.

    Aufwendigere Beerdigung als für Bischöfe

    Weil Benedikt einmal Staatsoberhaupt war, würde seine Trauerfeier wahrscheinlich aufwendiger ausfallen. Es ist zu erwarten, dass offizielle Delegationen aus verschiedenen Staaten teilnehmen würden. Damit diese mehr Zeit für die Anreise hätten und um den einstigen Status Benedikts als Papst zu würdigen, würde sein Leichnam vermutlich über mehrere Tage im Petersdom aufgebahrt. So war das auch bei früheren Päpsten. Noch in Erinnerung geblieben sind die langen Schlangen von Pilgern, die sich tage- und nächtelang angestellt hatten, um nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. 2005 diesen zu ehren.

    Ein Unterschied zwischen einem Begräbnis für Benedikt und dem für einen amtierenden Papst wären die neuntägigen Riten, die bei einem amtierenden Papst vor der Bestattung abzuhalten sind. Diese würden bei Benedikt vermutlich nicht abgehalten, sagte Melloni.

    Künftig werden Rücktritte gewöhnlicher werden

    Der Geschichtsprofessor Christopher Bellitto von der Kean University im US-Staat New Jersey sagte, die ungewöhnliche Entscheidung von Benedikt, als Papst zurückzutreten, würde sich wahrscheinlich auch auf den Ablauf nach dessen Tod auswirken. Benedikt hatte 2013 seinen Rückzug bekanntgegeben. Nicht nur sein Titel, Papst emeritus, sondern auch sein Entschluss, weiterhin das weiße Papstgewand zu tragen, waren eine Neuerung für die katholische Kirche. Der Rücktritt eines Papsts werde künftig weniger ungewöhnlich sein, vermutete Bellitto.

    "Die Schlagzeilen werden lauten: "Ein Papst bestattet einen anderen", teilte Bellitto in einer E-Mail mit. "Das stimmt nicht. Um es klar zu machen: Benedikt ist der frühere Papst."

    Zerstörung des Siegelrings

    Der Benedikt-Biograf Peter Seewald hatte 2020 erklärt, der emeritierte Papst wünsche sich eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. im Petersdom. Nach der Seligsprechung von Johannes Paul 2011 wurde dessen Leichnam in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet.

    Für jeden Papst wird eigens ein Ring als Zeichen seiner Macht angefertigt. Diesen sogenannten Fischerring nutzt das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Der Siegelring Benedikts wurde nach seinem Rücktritt bereits mit einem "X" unbrauchbar gemacht. Einem verstorbenen Papst wird das Schmuckstück vom Finger genommen und dann zerbrochen.

    1/51
    Gehe zur Galerie
      <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
      22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
      Helmut Graf
      Mehr zum Thema
      An der Unterhaltung teilnehmen