Wien
Eltern aus Serbien: Wienerin darf keine Wienerin werden
Olga K. (25) lebt seit ihrer Geburt in Wien und ist hier aufgewachsen. Dennoch muss sie mit der Behörde um einen österreichischen Pass streiten.
"Ich bin in Wien geboren und auch hier in die Schule gegangen", erzählt Olga K. (25) im Gespräch mit "Heute". Weil ihre Eltern aber aus Serbien kommen, hat auch sie einen serbischen Pass. Vor einem Jahr beantragte sie die österreichische Staatsbürgerschaft – statt dem erwarteten "Formalakt" gab es Probleme mit der zuständigen MA 35. "Ich bin nach der Matura nach Hamburg gegangen, um Filmregie zu studieren. Dann war ich noch in Prag."
Lebensmittelpunkt
Nun zweifelt die Behörde den Lebensmittelpunkt der 25-Jährigen an. "Laut MA 35 werden nur die letzten sechs Jahre betrachtet, davon war ich netto wegen dem Studium nur zwei Jahre in Wien. Das ist ihnen zuwenig." Auch Fragen nach der Integration gab es. "Obwohl ich am Burgtheater arbeite und Film und Fotografie unterrichte." Das Verfahren zieht sich in die Länge. "Ich habe keine Ahnung, wie es ausgehen wird."
Vizebürgermeister für Gesetzesänderung
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) sieht Handlungsbedarf: "Das österreichische Staatsbürgerschaftsrecht weist viele problematische Inhalte auf, an die die vollziehende Behörde des Landes gebunden ist. Integration wird hier an der Dauer des durchgängigen Aufenthaltes in Österreich bzw. an der Dauer der erlaubten Aufenthaltszeit im Ausland gemessen und nicht an der Tatsache, dass jemand in Österreich geboren und aufgewachsen ist."
Dies sei ein unhaltbarer Zustand. "Ich appelliere dringend an die Bundesregierung, die unnötigen Hürden am Weg zur Staatsbürgerschaft endlich zu beseitigen! Die Mitarbeiter der MA 35 haben einen sehr herausfordernden Job, den sie bestmöglich bewältigen. Sie brauchen mehr Unterstützung und ich werde sie ihnen geben. Mein großes Ziel ist, die MA 35 als erstklassige Servicestelle zu etablieren. Wir können die Bundesgesetze leider nicht ändern – wir können aber den Menschen signalisieren, dass sie mit ihren Anliegen willkommen sind und wir uns über neue Staatsbürger freuen."
Aktion von SOS Mitmensch
Olga K. machte ihren Fall in einem Video für die "hiergeboren"-Initiative von SOS Mitmensch öffentlich. "Es soll faire Einbürgerungsregeln für hier geborene Menschen geben", erklärt Sprecher Alexander Pollak. Österreichweit sind davon 230.000 Menschen betroffen. Die SOS-Mitmensch-Aktion hat bereits 36.000 Unterstützer, darunter auch Prominente.