Wien

Elf Festnahmen bei Mai-Kundgebung im Votivpark

Bei der Abschlusskundgebung einer Demonstration anlässlich des 1. Mai kam es im Votivpark zu Ausschreitungen, Hetzjagden und elf Festnahmen

Leo Stempfl
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Nach der Eskalation separierte die Polizei den Votivpark in zwei Teile.
Nach der Eskalation separierte die Polizei den Votivpark in zwei Teile.
Heute

Der 1. Mai begann ruhig, sollte aber noch turbulent werden. Maßnahmen-Gegner riefen zum "Tag des Rückgrates" auf, eine Demonstration in unmittelbarer Nähe zu mehreren Mai-Aufmärschen war geplant. Doch die Mobilisierung vom rechtsextremen Spektrum blieb aus. Es kamen deswegen lediglich an die 150 Teilnehmer, welche zwei Mal um das Burgtheater zogen, daraufhin eingekesselt wurden und sich schließlich auflösten.

Zwei dieser Teilnehmer sorgten wenige Stunden später vermutlich für den Anstoß zahlreicher Zwischenfälle, die nun für heftige Diskussionen sorgen. Hierbei steht es Aussage gegen Aussage, anwesende Augenzeugen und Teilnehmer schildern Gegensätzliches zu den Statements der Exekutive.

Fest steht: Am Ende gab es elf Festnahmen (zumindest ein Teilnehmer befindet sich auch Sonntagnachmittag noch im Polizeianhaltezentrum) und sieben verletzte Polizisten. Unter den Anwesenden im Votivpark gab es ebenso zahlreiche Verletzte, eine Person musste mit Blaulicht von der Rettung abtransportiert werden.

Rechte Störer?

Ein Mai-Aufmarsch startete in Ottakring, rund 1.700 Teilnehmer zogen zum Votivpark. Angeführt wurden sie von einem querfeministischen Block, der insbesondere gegen den jüngsten Femizid auf die Straße ging. Dort gab es ein Beisammensitzen, Info-Stände wurden aufgestellt, politische Reden abgehalten. Wegen des sonnigen Wetters waren auch viele Familien mit Kindern im Park. In diesem Setting kletterten einige Aktivisten auf das Gerüst an der Votivkirche und hissten ein Banner, das freien Zugang zu Universitäten fordert.

Als sie abstiegen, wurden zwei Zivilbeamte laut LPD Wien von linken Aktivisten als Polizisten erkannt und attackiert. Nachdem sie sich kurzzeitig zurückgezogen hatten, verteidigten sich die beiden mit einem Pfefferspray. Daraufhin wurde die Lage angespannt, Kundgebungs-Teilnehmer skandierten für die Freilassung währenddessen gekesselter Teilnehmer, die Polizei brachte sich mit Hundestaffeln und in Kampfmontur in Stellung. Das berichtet auf Twitter die Plattform "Presse Service Wien". Ab diesem Punkt gehen die Schilderungen auseinander. 

Glasflaschen und Dosen

Laut Polizei kam es an diesem Punkt zu Würfen von Glasflaschen und Dosen. Innenminister Karl Nehammer ordnet das als eine "neue Qualität der Gewalt gegen Polizisten" ein. Diese hätten Schnittwunden im Gesicht erlitten. "Es ist ein klares Zeichen einer antidemokratischen Haltung – ohne Unterschied, ob die Tatverdächtigen am links- oder rechtsextremen Rand der Gesellschaft zu finden sind."

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    Die Demonstration beim Eintreffen am Votivpark
    Die Demonstration beim Eintreffen am Votivpark
    Leo Stempfl

    Die Polizei resümierte: "Um die Sicherheit der Kolleg*innen aufrechtzuhalten, wurden die Kundgebungsteilnehmer*innen einige Meter abgedrängt." Dazu wurde auch Pfefferspray eingesetzt. Es kam zu elf Festnahmen.

    Hetzjagden

    Augenzeugen sollen aber bereits davor beobachtet haben, dass Beamte Beistehende umstoßen, beamtshandeln und mit übermäßiger Gewalt festnehmen. In die erhitzten Gemüter der beistehenden Teilnehmer wurde großzügig mit Pfefferspray gesprüht, die Menschen flüchteten deswegen in Richtung Schottentor. Es kam zu Massenpanik-artigen Szenen, in denen einzelne Polizeibeamte im Vollsprint Tatverdächtige durch die flüchtenden Menschenmassen verfolgten. Mehrere Unbeteiligte wurden dabei (um-)gestoßen und leicht verletzt, darunter auch ein "Heute"-Reporter.

    Auf Twitter häufen sich die Berichte unbeteiligter Augenzeugen, die im Park nur die Sonne genießen wollten. "Bis plötzlich die Wiese von der Polizei gestürmt wurde. Mit Kampfmontur, Pfefferspray, Hundebellen im Hintergrund", schreibt eine Userin. Vor der teilweisen Räumung des Parks durch die Polizei habe es auch keine Durchsage gegeben, die Versammlung war formell nicht aufgelöst.

    Die Schriftstellerin Susanne Scholl war ebenso vor Ort und berichtet von einer friedlichen Stimmung: "Junge Menschen mit Masken! Kleine Kinder die im Gras spielen, Familien die picknicken." Sie fordert eine Aufklärung des Einsatzes im Wiener Gemeinderat und durch den Innenminister.