Österreich

Eislady-Anwalt soll "Graf" vor lebenslang bewahren

Heute Redaktion
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Er gilt als einer der findigsten Anwälte Österreichs: Arthur Machac (46) hatte schon Estibaliz C. vertreten, heute soll er für "Graf" Tono G. (55) die Kastanien aus dem Feuer holen.

Der Prozess wegen des Vorwurfes des dreifachen Mordes gegen Johann Anton "Tono" G. (55) könnte dem Landwirt und Unternehmer eine lebenslange Haftstrafe bringen. Doch der gebürtige Wiener engagierte neben dem seit Jahrzehnten bekannten Anwalt Peter Philipp noch den als abgebrüht und sehr findig geltenden Wiener Anwalt Arthur Machac (Kanzlei im ersten Bezirk). Der hatte schon - neben anderen renommierten Anwälten wie Rudolf Mayer oder Werner Tomanek – "Eislady" Estibaliz C. (41) einige Zeit vertreten.

Advokat Arthur Machac versucht heute und morgen, den Geschworenen am Landesgericht Korneuburg zu erklären, dass die heftige Gemütsbewegung seines Mandanten Tono G. am 13. Dezember 2018 allgemein begreiflich war, sprich: es war Tötung im Affekt. Verstehen zumindest vier der acht Geschworenen die damalige Rage des 55-Jährigen, dann wird Tono G. nicht wegen Mordes, sondern nur wegen Totschlages verurteilt (Strafrahmen fünf bis zehn Jahre Haft).

"Altersstarrsinn"

Am Donnerstagvormittag sprach Tono G. über die komplexe Beziehung zu seinem Vater (92). Es war eine Art Liebe-Hass-Beziehung. Tono G. hat seinen Vater sehr bewundert, vor allem die Tätigkeit bei Sony und die Errungenschaften des Seniors. Der alte Schlossherr stellte Tono und dessen jüngeren Bruder (52) auch im Familienunternehmen an. Aber Johannes Ulrich hatte stets ein Motto: "Ich bestimme." Dies wurde laut Angeklagtem immer schlimmer, gipfelte schließlich in Altersstarrsinn. Der alte Schlossherr hielt sich nicht an Bauvorschriften oder Denkmalschutz, Tono G. musste dann oft den Kopf hinhalten.

Der an Neurofibromatose leidende Tono G. (Anm.: normalerweise Pusteln auf der Haut, Tono G. dürfte intensiver und schwerwiegender daran gelitten haben) sprach über seine Erkrankung. "Im Jahr 2017 wäre ich daran fast gestorben. Ich musste sogar reanimiert werden." Denn ein innerer Tumor soll die Blut- und Luftzufuhr abgedrückt haben. "Und seither habe ich Kopfweh und immer wieder Aussetzer. Vor allem, wenn es mir zu viel wird."

Streit um Speiselift

Und nach dem Mittagessen am 13. Dezember 2019 wurde es Tono G. offenbar viel zu viel. Es ging beim Kaffee im Kaminzimmer wieder mal um einen nicht genehmigten Bau des Vaters: ein Speiselift. Tono G. setzte einen schlichtenden Brief für die Gemeinde auf, für den Vater waren die Zeilen seines Sohnes falsch und zu schlecht. Also ging der 55-Jährige recht unscheinbar vom Kamin- ins Jagdzimmer, holte eine doppelläufige Schrotflinte samt Munition. Am Weg zurück ins Kaminzimmer lud der erfahrene Jäger die Waffe.

"Ich weiß nur noch, dass alle auf mich eingeredet haben. Sogar mein Bruder war auf der Seite meines Vaters." Die Antwort des 55-Jährigen: Drei Kopfschüsse aus nächster Nähe für Bruder, Vater und Stiefmutter. "An die Reihenfolge kann ich mich nicht erinnern", so der Angeklagte beim Prozess, der vor und nach der Tat unter heftigen Kopfschmerzen gelitten haben soll. Laut Gutachten ist Tono G. zurechnungsfähig. Zeugen beschrieben den Angeklagten als sehr höflichen Menschen. Am Nachmittag kommt Gutachter Brosch zu Wort - sein Wort wird entscheidet sein, ob es eher in Richtung Mord oder Totschlag geht.

Ein Urteil wird für Freitag erwartet, Tono G. droht eine lebenslange Haftstrafe, es gilt die Unschuldsvermutung.

(Lie)