Wien
Einsermenü, bitte! Schampus und Austern am Würstelstand
Bosna auf Papptellern aus Porzellan: Beim Würstelstand "Alles Wurscht" ist alles etwas anders, der Imbiss bleibt aber ein Wiener Original.
Am Börseplatz 1 (City) bildet sich fast täglich eine 15 Meter lange Schlange. Angestanden wird vor dem etwas anderen Wiener Würstelstand "Alles Wurscht" für heiße, aber nicht fettige Calamari Fritti (8,90 Euro), perfekt gewürztes Beef Tatar mit Butterbrioche von Öfferl (10,90 Euro) und Trüffelpommes (5,50 Euro). "Das ist unser Einsermenü", scherzt Koch Sebastian Neuschler, der als Salzburger ein Wiener Kulturgut neu belebt. In der Hauptstadt lebt er bereits seit 20 Jahren: "Aber ein bissl Bauer habe ich mir erhalten." Im "Alles Wurscht" steht er Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, für die Silvesternacht hat Neuschler aber etwas Besonderes geplant.
Fine Dining am Würstelstand
Für den Jahreswechsel ist bis zur verordneten Sperrstunde um 22 Uhr geöffnet – obwohl Take-away auch länger erlaubt wäre: "Ich verzichte und bin lieber mit den Kollegen solidarisch, die nicht offen halten können", so der Chefkoch. Eingekühlt sind für seine Silvestergäste schon Kaviar und die Champagnerflaschen von Perrier Joet (33 Euro), frische Austern werden am Freitag vom Fischmarkt geholt. Serviert wird alles auf Papptellern aus Porzellan.
"Alles Wurscht" ist aber alles andere als ein Imbiss für das typische Klientel des 1. Bezirks. Mit Arbeitern von den Baustellen der Umgebung hat man sich bereits angefreundet, mit jedem Gast wird Schmäh geführt. Auch Wurst spielt trotz des Namens eine Rolle: Auf der Karte stehen Ochsen Käsekrainer (4,90 Euro), Hot Dog (ab 3,90 Euro) sowie Leberkäse (ab 2,80). Die Bosna (ab 4,50 Euro) gibt es auch in vegan von "Hut & Stiel" aus Kräuterseitlingen und Shiitake.
"Take-away ist die Zukunft"
Nach einigen erfolgreichen Gastro-Projekten ("Superstrada 18" und "das Ferment") hat Chefkoch Neuschler auch seinem letzten Lokal, der "Marktlücke" für den Würstelstand den Rücken gekehrt: "Ich bin heilfroh, kein Restaurant mehr zu haben. Das Virus und Omikron werden uns noch eine Weile keine Ruhe geben. Take-away und Street Food ist die Zukunft", so der erfahrene Gastronom.
In seinem Imbiss setzt er auf Müllvermeidung und Hausgemachtes: Saucen, Limonaden und selbst Saures (Kimchi und fermentierte Radieschen) werden selbst hergestellt. Damit kein Dosen- und Plastikmüll anfällt, wird Bier frisch gezapft und restliche Getränke ausschließlich in Flaschen verkauft. Bei "Alles Wurscht" ist nicht alles traditionell – und das ist gut so.