Multimedia
Eine Nutzerin erzählt – das musst du über Temu wissen
Temu versendet auch nach Österreich Kleider und andere Artikel. Unter den Tiefstpreisen des China-Unternehmens leiden Qualität und Nachhaltigkeit.
Nach Shein mischt der nächste chinesische Billig-Anbieter den Onlinehandel auf: Temu. Er startete im September 2022 in den USA und war vier Monate später die meist heruntergeladene App im Land. Seit kurzem liefert Temu auch nach Österreich. Im heimischen App-Store von Apple ist Temu seither fast immer die am meisten heruntergeladene Gratis-App, und auch auf Android ist die App meistens in den Top drei zu finden.
Die Firma nutzt laut eigenen Angaben das Logistik- und Produzenten-Netzwerk der milliardenschweren Muttergesellschaft PDD. Temu liefert direkt von den meist chinesischen Fabriken, laut Berichten die Überschussproduktion. Beste Qualität darf man zu Tiefpreisen nicht erwarten. "Man bekommt das, wofür man bezahlt", schreibt "Business Insider", das die Produkte getestet hat.
Chlorgestank und schlechte Qualität
Auch die "Handelszeitung" (Bezahlartikel) hat die Produkte ausgiebig getestet. Positiv hervorgehoben werden neben dem günstigen Preis die tiefen Versandkosten, die schnelle Lieferung und die intuitive App. Negativ bewertet wird der Geruch, der einem beim Auspacken der Produkte entgegenschlägt. Beim Auspacken der Jeans sei der Testerin "eine Welle Chlorgestank" entgegengeschlagen. Ebenso bemängelt wird, dass einzelne Produkte nicht dem Bild auf der App entsprochen hätten. Außerdem sei es um die Qualität nicht zum Besten bestellt.
Die nach Chlor riechenden Hosen seien schließlich im Müll gelandet, so die "Handelszeitung". Obwohl Temu einen Rücksendeauftrag gratis zur Verfügung stellt, sei nach dem Abschicken des Rücksendeauftrages die Meldung "No need to return" (muss nicht retourniert werden) gekommen.
David Hachfeld, Textilexperte bei Public Eye, sagt gegenüber der "Handelszeitung": "Die Bearbeitung von Retouren mit geringem Warenwert ist meist kostspieliger als das Produkt." Das und die Umstände, dass die Produkte einzeln in Plastiksäcke verpackt sind und um die halbe Welt fliegen, macht das Shopping nicht gerade nachhaltig.
Druck auf Lieferanten
Temu hat es Berichten zufolge geschafft, die Kosten so niedrig zu halten, indem es die Verbraucher direkt mit den Lieferanten verbindet und nur den Versand der Kunden selbst übernimmt. Dies trägt dazu bei, die Betriebskosten und damit die Produktpreise niedrig zu halten, zumal das Unternehmen die niedrigen Herstellungs- und Arbeitskosten in China nutzen kann.
Darüber hinaus hält Temu die Kosten niedrig, indem es extremen Druck auf seine Lieferanten ausübt. "Kleine Hersteller in China werden dazu gedrängt, die Preise auf ein Niveau zu senken, das es fast unmöglich macht, Gewinne zu erzielen", schreibt der "Evening Standard". Dies wiederum könnte leicht zu unethischen Geschäftspraktiken verleiten, wie zum Beispiel Lohnkürzungen für die Mitarbeiter oder lange Arbeitszeiten, um die Unternehmen über Wasser zu halten.
"Sehr bedenklich"
Darüber hinaus ist Temu nicht offiziell mit vielen großen Marken verbunden, sondern verkauft stattdessen nachgeahmte Produkte, die Anlass zu Bedenken hinsichtlich der Qualitätskontrolle und der Verletzung von Urheberrechten geben.
"Was man zu den Themen Plagiate, Produktionsethik und zu den Bedingungen entlang der ganzen Lieferkette hört, ist sehr bedenklich", sagt auch Bernhard Egger, Geschäftsführer von Handelsverband.swiss, gegenüber der "Handelszeitung".