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Jetzt sammeln auch noch E-Tschicks Daten über uns
In den E-Zigaretten von Philip Morris sind Chips integriert. Sie können Daten zu Gerätenutzung, Batterieverbrauch und Anzahl der Züge sammeln.
Wer mit dem Handy unterwegs ist, der weiß: Ständig werden Daten übermittelt. Zum eigenen Standort, zum Surf-Verhalten, vielleicht wird sogar die tägliche Anzahl Schritte gezählt. Besitzer der E-Zigarette Iqos von Philip Morris International (PMI) dürften damit eher weniger rechnen. Doch auch sie könnten überwacht werden.
Das hat das kanadische Technologie-Unternehmen Techinsights vor kurzem herausgefunden. Die Firma hat die E-Zigarette Iqos A1402 von PMI auseinandergenommen und einen übermittlungsfähigen Speicherchip entdeckt, wie die "Handelszeitung" schreibt. Die Firma hat im Auftrag der Nachrichtenagetur "Reuters" die Hardware des Produkts seziert, nicht aber die Funktionalität der Software getestet.
Daten werden anonymisiert genutzt
PMI bestätigt gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten", dass die E-Zigaretten die Häufigkeit der Nutzung, Batterieverbrauch und Anzahl der Züge aufzeichnen können. Die Daten würden nur abgerufen, wenn der Konsument das Gerät zur Reparatur bringt oder in der PMI-App explizit Zugriff gewährt hat. Ortungsdaten könne der Chip nicht aufzeichnen oder speichern, betont PMI.
Die Daten würden nicht mit Konsumentendaten verknüpft, heißt es zudem beim Zigaretten-Konzern. Das könne sich aber in Zukunft ändern, räumt PMI ein.
Bereits heute kann per Bluetooth-Verbindung via Google Maps und GPS der Standort übermittelt werden. Zusätzlich sammelt der Konzern Daten durch die Online-Registrierungen der Kunden, die Handy-App und den internen Kundendienst. PMI bietet den Kunden so einiges dafür, dass sie sich beim Tabakmulti registrieren: So erhalten sie einen Rabatt von 40 Prozent beim Kauf einer E-Zigarette inklusive fünf Packungen der Tabak-Sticks namens Heets, die es für die Iqos-Geräte braucht.
Datenschutzwidrig oder nicht?
PMI versichert, sich an EU-Datenschutzbestimmungen zu halten. Solange die Daten nicht mit dem Nutzer gekoppelt werden, handelt es sich nicht um einen Verstoß.
"Konsumenten sollten freiwillig entscheiden können"
Rechtsanwalt Martin Steiger sagt zu "20 Minuten", dass die Anonymisierung im Zeitalter von Big Data sehr anspruchsvoll sei. Firmen könnten einen Personenbezug etwa über IP-Adressen herstellen, egal ob sich Konsumenten per App registrieren. Solche personenbezogenen Daten dürfen aber nur mit Einwilligung bearbeitet werden. "Konsumenten sollten freiwillig entscheiden können, ob sie die E-Zigaretten mit oder ohne Überwachung nutzen möchten", lautet Steigers Fazit. Er gibt aber zu bedenken: "Bei Nikotinsüchtigen ist diese Freiwilligkeit von Anfang an fraglich."
Wem bei der Datensammlerei unwohl ist, soll keinesfalls die App installieren, sagt IT-Experte Peter Heinzmann von der Hochschule für Technik Rapperswil. Zudem rät er, die E-Zigarette nur per Netzadapter oder Powerbank zu laden und sie nicht an den PC anzuschließen. So könne man sicher sein, dass das Gerät nicht doch heimlich Daten via USB übermittelt.
Bald wird es noch weitere übertragungsfähige E-Tschicks geben. Laut "Handelszeitung" plant etwa der gehypte US-Hersteller Juul ebenfalls, ein solches Produkt auf den Markt zu bringen. Derzeit zeichne aber kein Produkt von Juul Daten auf, so ein Sprecher des Unternehmens. (dv/rkn)