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"Dry Drowning" im Test: Spielerischer Switch-Roman
Nach seinem Auftritt am PC gibt es "Dry Drowning" nun auch für die Nintendo Switch. Es handelt sich um ein spielerisches Visual Novel, das überzeugt.
"Dry Drowning" ist mehr Roman als Spiel, begeisterte aber bereits als PC-Version und will den Erfolg nun auf der Nintendo Switch wiederholen. Der Noir-Thriller ist keine simple Erzählung, sondern verfügt laut den Entwicklern von Studio V über rund 150 Handlungsstränge und drei ganz unterschiedliche Enden. "Dry Drowning" zeigt dabei ein äußerst düsteres Setting, sehenswerte Hochglanz-Visualisierungen und gut geschriebene Texte.
In der Spielwelt des dauer-überwachten Nova Polemos im Jahr 2066 schlüpfen Spieler in die Rolle des Privatdetektivs Mordred Foley. Der wird selbst von einer dunklen Vergangenheit mit angeblich gefälschten Indizien, die Menschenleben gekostet haben, heimgesucht. Der gebeutelte Charakter muss sich aber gleichzeitig um eine Reihe grausamer Mordfälle kümmern, die allesamt scheinbar mit der griechischen Mythologie zu tun haben.
Gegen Ende hin immer mehr Freiraum
Fortan muss der Spieler ermitteln, Beweise sammeln, Rätsel lösen und dem Geheimnis des blutigen Falls auf die Spur kommen. Während beim Start der PC-Version die Texte noch auf Englisch eingeblendet wurden, steht eine deutsche Einstellung beim Start der Switch-Version direkt zur Verfügung. Auffällig ist: Während man anfangs kaum Handlungs-Optionen hat, werden es gegen Spielende hin umso mehr. So bleibt uns erst nichts anderes übrig, als für einen extrem dubiosen Auftraggeber einer Spur nachzugehen.
Immerhin: Der neue Fall könnte auch Licht in einen alten Auftrag Moldreds geben. Während zu Beginn Detektivarbeit die einzige Option ist, kann man später Aussagen des Auftraggebers widersprechen oder gleich den ganzen Fall für die eigenen Überzeugungen manipulieren. Oft wirkt sich dies allerdings nur auf einige Dialogzeilen und nicht auf den eigentlichen Handlungsfortschritt aus. Tiefgehend wird es allerdings, wenn von den Entscheidungen das Leben einer Figur abhängt.
Probleme in der Switch-Version
Auf was man sich allerdings einstellen muss: In den Dialogen mit zahlreichen Text-Einblendungen gibt es oft nur ein Weiterklicken statt einer Auswahl-Möglichkeit. Gleiches zeigt sich beim eigentlichen und sehr minimalen Gameplay: An Tatorten und bei Spurensuchen müssen einfach alle vorhandenen "Hotspots" durchgeklickt werden – Nebenaktivitäten gibt es kaum, nur manchmal schleicht sich ein nettes Minispiel in die Ermittlungsarbeit.
Trotzdem fesselt das Spiel vor allem wegen seiner spannenden Story und seinem sehr düsteren Setting. Die Version für Nintendo Switch bereitet aber auch einige Probleme. Das größte davon: Die Texte sind zwar im TV-Modus zwar klein, aber dennoch gut lesbar, im Handheld-Modus muss man allerdings schon Adleraugen haben, um sie entziffern zu können. Das ist vor allem bei Hinweisen und Handlungsmöglichkeiten ärgerlich, die dann gar nicht am Bildschirm erkannt werden können.
Ein spielerischer Switch-Roman
Die Switch-Version hat aber auch Vorteile gegenüber der ursprünglichen PC-Version. So kann man beliebig den Spielstand speichern und auch jederzeit auf die Spiel-Einstellungen und Inventar-Möglichkeiten zugreifen – im Orginal war das nur zwischen den Dialogen möglich. Gleich spaßig und spannend jedenfalls ist es, am Ende eines Falls Charaktere mit Beweisen zu überführen und das Verbrechen aufzuklären. Wer aufgepasst hat, fügt die Indizien richtig zusammen, was etwas Grips benötigt – wer scheitert, kann es nach dem Scheitern direkt noch einmal versuchen.
"Dry Drowning" ist bis auf einige Mini-Spiele und Point-and-Click-Passagen ein spielerischer Roman, der seine Story in Dialogen und Texteinblendungen erzählt, aber dennoch mit Handlung, Atmosphäre und Handlungssträngen überzeugen kann. Einzig die allzu kleinen Texte sind ein richtiges Switch-No-Go. Wer sich lieber einmal wie bei einem spannenden Buch zurücklehnen will, um ganz in brutale Mordfälle abzutauchen, der macht mit dem Visual Novel abseits davon nichts falsch.