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"Drohung ernst nehmen" – Balkan-Konflikt spitzt sich zu

Die Lage im Norden Kosovos verschärft sich zunehmend. Ein Balkan-Experte erklärt, was die jüngste Eskalation zu bedeuten hat.

Am Samstag kam es zu einem ersten Aufstand der kosovarischen Serben.
Am Samstag kam es zu einem ersten Aufstand der kosovarischen Serben.
REUTERS

Im Norden des Kosovos haben sich vor geplanten Neuwahlen Spannungen zwischen der serbischen und der albanischen Bevölkerung teils gewaltsam entladen. Videos zeigen serbische Mannschaftstransporter nur wenige Kilometer von der serbisch-kosovarischen Grenze entfernt. Arben Hajrullahu ist Gastprofessor für Politikwissenschaften an der Universität Fribourg und Balkan-Experte. Er erklärt in "20 Minuten", was die jüngste Eskalation zu bedeuten hat.

Herr Hajrullahu, wie sieht die aktuelle Lage aus?

Seit dem Zerfall Jugoslawiens in den 1990er-Jahren will Serbien um jeden Preis im Kosovo weiterherrschen. Es geht der aktuellen Regierung dabei um die Errichtung von Großserbien", welches unter anderem auch Bosnien-Herzegowina und Montenegro beinhalten soll. Diese Vorstellung basiert auf einem ethno-nationalistischen Verständnis, dass der Kosovo Serbien rechtmäßig zustehen soll. Dass Serbien nach dem Ende des Balkankrieges 1999 seine Militärpräsenz im Kosovo auf Geheiß der Vereinten Nationen abziehen musste, schmerzt die serbische Regierung noch heute.

Wird Serbien in den Kosovo einmarschieren?

Die Drohung der serbischen Regierung, Soldaten in den Kosovo zu entsenden, muss man grundsätzlich ernst nehmen. Serbien weiß aber, dass eine Invasion Kosovos ernstzunehmende Konsequenzen mit sich ziehen könnte. Die Nato, die bis heute Truppen im Kosovo stationiert hat, würde intervenieren. Das aktuelle Ziel der serbischen Regierung ist deshalb, die Parallelstrukturen im Kosovo weiter aufrecht zu erhalten, die den kosovarischen Staat zum Scheitern bringen sollen. Die serbische Regierung inszeniert Konflikte und setzt die serbischen Minderheiten im Kosovo unter Druck, sich nicht zu integrieren.

Wie sieht es die Bevölkerung in Serbien und im Kosovo?

Weder die serbische noch die kosovarische Bevölkerung will einen weiteren Krieg. Die Menschen im Kosovo wollen keine alten Wunden aufreißen und friedlich miteinander leben. Der Konflikt spielt sich hauptsächlich auf politischer Ebene ab.

Gibt es Parallelen zum Ukraine-Konflikt?

Russland könnte bei der jüngsten Eskalation eine Rolle spielen. Russland ist seit jeher der «grosse Bruder» Serbiens und unterstützt das Land politisch und militärisch. Russland erkennt den Kosovo genau wie Serbien nicht als unabhängiges Land an. Russland, das vor fast einem Jahr einen Krieg in der Ukraine begann, will eine ähnliche Situation im Kosovo provozieren und stachelt Serbien an. Damit will Russland seinen eigenen Einflussbereich vergrössern.

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