Die neue Bilanz

Drogen, Falschgeld, Vögel – die skurrilsten Zoll-Fälle

Da staunten die Zollbeamten über die Dreistigkeit der Schmuggler: Sie fanden unter anderem Testosteron-Präparate in einem Kinderpuzzle. Die Details.

Lukas Leitner
Drogen, Falschgeld, Vögel – die skurrilsten Zoll-Fälle
Auch im ersten Halbjahr machte der Zoll mehr als nur kuriose Funde.
BMF/Zoll

Das Zollamt Österreich (ZAÖ) leistete auch im ersten Halbjahr 2024 seinen Beitrag zur Unterstützung des fairen Wettbewerbs in Österreich. Es konnte neben Suchtgiftmittel und gefälschtes Bargeld, auch Tiere, Leder und Medikamente sicherstellen.

Über 330.000 Kontrollen

Insgesamt wurden von den 1.597 Zöllnern 332.391 Kontrollen durchgeführt. Dabei wurden im ersten Halbjahr rund 3,74 Milliarden Euro an Abgaben erhoben. Die höchsten Einnahmen wurden bei der Mineralölsteuer mit 1,7 Milliarden Euro erzielt. Bei der Tabaksteuer wurde ein leichter Anstieg (4  Prozent) auf 1,03 Milliarden Euro verzeichnet, bei Alkohol einen Rückgang um 5,95 Prozent auf 76 Millionen Euro.

"Die Ergebnisse, die unsere Zöllner im ersten Halbjahr erzielt haben, zeigen deutlich die Wirksamkeit und Effizienz unserer Überwachungs- und Kontrolltätigkeiten. Ich danke den Mitarbeitern des Zollamts Österreich, die mit ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag leisten, um das Budget der Republik Österreich zu sichern", so Finanzminister Magnus Brunner.

20.200 Zigaretten

Der ZAÖ zeigte zudem Beispielfälle der aufgegriffenen Schmuggler. So wurden im ersten Halbjahr 1.467 Tabakbaugriffe verzeichnet. Darunter auch ein 34-jähriger Bulgare, der im Jänner 20.200 Zigaretten schmuggeln wollte. Die Tabakwaren versteckte er dabei unter der Ladefläche.

Geld, Drogen, Tabak und Tiere – das stellte der Zoll sicher

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    Diese Waren beschlagnahmte der Zoll im ersten Halbjahr 2024.
    Diese Waren beschlagnahmte der Zoll im ersten Halbjahr 2024.
    BMF/Zoll

    Ebenfalls aus Bulgarien stammte ein PKW mit 10.400 Zigaretten im Gepäck, im Reserverad und in der hinteren Stoßstange, den die Beamten des ZAÖ Mitte Mai auf der A4 aufhielten. Die fünf Bulgaren gaben an, auf dem Weg in die Niederlande zu sein.

    Am Verkehrskontrollplatz Ilztal führte das ZAÖ eine mobile Kontrolle bei einem rumänischen Fahrzeug durch. Der 36-jährige Fahrer schmuggelte im Laderaum 126 Kilogramm Wasserpfeifentabak. Zollpapiere oder Verbrauchssteuerdokumente konnte er dafür keine vorweisen.

    Python und Krokodilleder

    Im Bereich Artenschutz wurde auf Anordnung des Zolls zwei Sendungen im Postverteilerzentrum Wien geöffnet. Darin befanden sich eine Geldbörse aus Krokodilleder und ein Paar Stiefeletten aus Pythonleder. Die Pakete stammten aus Singapur und den USA. Die Sendungen wurden beschlagnahmt und der Finanzstrafbehörde übergeben.

    1.000 Joints und andere Drogen

    Bei einer mobilen Kontrolle im Straßenverkehr auf der S16 in Arlberg stellten die Mitarbeiter des Zollamts mithilfe eines Suchtmittelspürhundes 500 Gramm Cannabiskraut und 180 Gramm Cannabisöl bei einem 38-jährigen Ungarn fest. Zusätzlich befanden sich in seinem Auto mehrere geöffnete Briefe, die der Mann im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit bei einem Postunternehmen entwendet hatte. Er stand vermutlich unter Suchtmitteleinfluss und wurde gemeinsam mit dem sichergestellten Cannabis der Polizei übergeben.

    Zudem wurden zwei Sendungen aus den USA Ende April im Postverteilerzentrum beschlagnahmt. Sie enthielten insgesamt 1.000 Joints mit in Summe 2,5 Kilogramm Cannabis. In einem der Pakete befanden sich außerdem 420 Gramm Cannabisharz.

    Im Zuge einer weiteren Schwerpunktkontrolle bei Express-Sendungen in Niederösterreich Ende Mai und Ende Juni entdeckten die Spürhunde des ZAÖ in drei Sendungen aus Italien insgesamt rund 29 Kilogramm Cannabis und 8,8 Gramm Cannabisharz.

    92.630 Euro gefälschtes Geld

    Die Aufgriffe im Rahmen der Cash Control, also der Kontrolle von Bargeldbewegungen, haben sich im vergangenen Halbjahr fast verdoppelt. Einige Beispiele illustrieren diesen Anstieg.

    Mitte Jänner kontrollierten die Zollbeamten im Postverteilzentrum Postsendungen aus China und der Türkei. Der Diensthund schlug bei vier Sendungen an – darin befanden sich insgesamt 1.239 gefälschte Banknoten in einem Gesamtwert von 92.630 Euro. Die Sendungen wurden sichergestellt und der Polizei übergeben.

    Ende Juni fanden Zöllner in Niederösterreich in einem verdächtigen Paket einen Teddybären, in den 21.000 Euro an Bargeld eingenäht waren. Vom Versender wurde eine Offenlegungserklärung eingefordert, das Bargeld wurde vorläufig sichergestellt.

    Bei einem weiteren Aufgriff Ende Juni am Linzer Flughafen führten die Mitarbeiter des Zollamtes eine Bargeldkontrolle bei der Ausreise in die Türkei durch. Der Barmittelspürhund verwies auf die Handtasche einer 59-jährigen Österreicherin. Sie hatte in ihrer Brieftasche sowie in einer Packung Feuchttücher insgesamt 63.750 Euro versteckt. Es wurde eine Tatbeschreibung aufgenommen, die weitere Amtshandlung erfolgte durch die zuständige Zollfahndung.

    Vögel, Testosteron und vieles mehr

    Die sonstigen Aufgriffsmeldungen, das sind alle Aufgriffe, die nicht unter Suchtgift, Artenschutz, Tabakwaren, Produktpiraterie und Cash Control fallen, umfassen 11.156 Funde. Hier zeigte sich, dass der Zoll mit den verschiedensten Schmuggelwaren bzw. illegalem Warenhandel zu tun hat:

    Ende Februar unterzogen die Zöllner auf der A4 in Bruck an der Leitha einen bulgarischen Transporter einer Kontrolle. Auf dessen Rückbank und im Laderaum befanden sich mehrere Käfige mit Vögeln. Die beiden bulgarischen Männer, die im Transporter in die Niederlande unterwegs waren, legten Papiere vor, aus denen hervorging, dass sich im Auto 62 Kanarienvögel, 186 Tauben und zwei Hühner aus Bulgarien befanden. Die Käfige waren nicht gesichert und die Vögel waren in den Käfigen teilweise eng zusammengepfercht. Die Tiere wurden der Amtstierärztin übergeben.

    Mehrere illegale Arzneiwaren waren im März in einem Kinderpuzzle versteckt auf dem Weg aus Lettland nach Österreich. Bei einer Schwerpunktkontrolle von E-Commerce Sendungen fanden die Zöllner neben den Puzzleteilen insgesamt 50 Stück und 80 ml Testosteronpräparate verschiedener Marken. Die Sendung wurde beschlagnahmt und an die Polizei übergeben.

    Bei einer Kontrolle am Grenzübergang zu Tschechien in Weigetschlag Anfang Juni fanden die Zöllner bei einem 30-jährigen Österreicher ein ungewöhnliches Werkzeug. Der Mann hatte einen scharf geschliffenen Spaten bei sich, in dessen Griffstück außerdem ein Messer versteckt war. Die vermutlich verbotene Waffe wurde beschlagnahmt und der Polizei übergeben.

    Ebenfalls aus Bulgarien stammte ein Yorkshire-Terrier-Welpe, den die Zöllner Anfang Februar bei einer risikoorientierten Kontrolle in Suben entdeckten. Der 35-jährige Fahrer aus Bulgarien transportierte den Welpen in einer Transportbox nach Deutschland. Das Tier hatte zwar einen Impfpass, aber keinen Mikrochip, der ausgelesen werden konnte. Es erfolgte eine Anzeige nach dem Tierseuchenrecht.

    "Unsere Kontrollen wirken"

    "Die Halbjahresbilanz des ZAÖ zeigt: Unsere Kontrollen wirken. Durch Risikoanalyse und gezielte Schwerpunktkontrollen verzeichnen wir heuer eine Steigerung in der Anzahl der Aufgriffe sowie der aufgegriffenen Mengen in den meisten Bereichen, besonders aber bei Tabakwaren, Bargeld und im Bereich des Artenschutzes", so die Vorständin des Zollamts Österreich, Heike Fetka-Blüthner.

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      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Das Zollamt Österreich (ZAÖ) hat im ersten Halbjahr 2024 durch 332.391 Kontrollen rund 3,74 Milliarden Euro an Abgaben erhoben und dabei besonders hohe Einnahmen bei der Mineralöl- und Tabaksteuer erzielt
      • Neben der Sicherstellung von Schmuggelware wie Tabakwaren, Bargeld und geschützten Tierprodukten, verzeichnete das ZAÖ auch Erfolge im Bereich des Artenschutzes und der Aufdeckung illegaler Arzneiwaren
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