Österreich
#dreckshure: Natascha Kampusch als Gewaltopfer im Netz
In einer bewegenden Doku erzählt Natascha Kampusch am Mittwochabend auf Arte, wie sie nach ihrer Entführung zum Cybermobbing-Opfer wurde.
2006 gelang Natascha Kampusch die Befreiung aus den Fängen ihres Entführers Wolfgang Priklopil nach zehn Jahren Gefangenschaft. In Interviews, Büchern und einem Film teilte die heute 33-Jährige ihre extremen Erfahrungen. Für ihren Mut erntete sie jedoch nicht nur Beifall. Verschwörungstheorien, harsche Kritik bis hin zu Gewaltdrohungen im Netz sind bis heute die Folge.
"Man sollte dich töten, verschleppen, vergewaltigen"
In der franzöischen TV-Doku #dreckshure auf Arte (heute 21.50 Uhr) spricht Kampusch über die Cyber-Drohungen, die sie in den letzten Jahren bekommen hat. "Man sollte dich töten, verschleppen oder vergewaltigen" musste die Wienerin nach allem, was sie erlebt hat, lesen. In der Doku kommentiert das Kampusch, die über ihre Erfahrungen mit Hass im Netz 2019 das Buch "Cyberneider" geschrieben hat, bitter: "Aber das kennt jede Frau."
"Auf einmal brach dieser Hass auf mich ein"
Im Interview blickt Kampusch zurück: "Am Anfang waren alle voll des Mitleids. Sie haben alle mein erstes Interview gesehen, waren richtig berührt und betroffen und haben sich damit identifiziert. Auf einmal brach dieser Hass auf mich ein. Das hat schon in der ersten oder in der zweiten Woche begonnen und riss dann nicht ab."
Erst habe es Verschwörungstheorien gegeben, berichtet die 33-Jährige, dann "Verleumdungen, absichtlich lancierte, falsche Schlagzeilen. Es wurde dann schlimmer, als ich schon meine eigene Website hatte. Da haben die Leute dann auch gemeine Sachen kommentiert."
"Männer sollen keine gefühlskalten Zombies werden"
Wie rund 70 Prozent aller Frauen weltweit sind auch die Journalistinnen Florence Hainaut und Myriam Leroy bereits Opfer von Cybergewalt geworden. In ihrer Dokumentation zeichnen sie ein besorgniserregendes Bild von Frauenfeindlichkeit im Internet und einem System, das diese toleriert. Neben Kampusch kommen auch andere weibliche Opfer von Hasskommentaren zu Wort.
Das Cybermobbing gegen sie hat Kampusch gezeigt, dass Frauen Männern nicht gleichgestellt sind. "Es gibt so vieles, was uns zeigt, dass wir noch im Mittelalter leben." Man müsse schon in der Erziehung beginnen und dürfe keine Unterschiede machen. "Männer sollen ja nicht zu gefühlskalten Zombies werden", warnt sie. "Und Frauen sollen nicht zu willenlosen, kleinen Häschen werden, die sich nur für Männer hübsch zu machen brauchen und auf eine Ehe hoffen."