Wien

Wiener Polizei warnt Wut-Lenker vor Kleber-Eskalation

Bei der Gürtelblockade der Klima-Kleber am Aschermittwoch rasteten zwei ausgebremste Autofahrer aus. Jetzt warnt die Polizei vor Selbstjustiz.

Roman Palman
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    Am Aschermittwoch kam es zu neuen Klima-Protesten durch die Letzte Generation in Wien.
    Am Aschermittwoch kam es zu neuen Klima-Protesten durch die Letzte Generation in Wien.
    Leserreporter

    Als Mittwochfrüh Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" den achten Werktag in Folge den Verkehr ausstoppten, rasteten einige Autofahrer am Landstraßer Gürtel aus.

    Gerade als sich die Aktivisten am Zebrastreifen festkleben wollten, stürmten zwei Männer noch vor dem Eintreffen der Polizei heran, entrissen den Blockierern mit Zornesröte im Gesicht die Transparente.

    "Verpissts euch, ihr Hurensöhne"

    Während sie eine Schimpftirade niederhageln ließen, packten sie auch Aktivisten und zerrten sie – begleitet von Protestrufen – gewaltsam von der Straße.

    "Ihr dreckigen Schwuchteln" und "Verpissts euch, ihr Hurensöhne", ist auf Videoaufnahmen des Senders PULS24 (siehe oben) zu hören.

    Schon am Montag, zu Beginn der zweiten Protestwoche der "Letzten Generation", kam es zu brutalen Übergriffen auf die Aktivisten. Eine Pkw-Lenkerin stieg am Döblinger Gürtel wutentbrannt aus ihrem Auto und trat auf einen Klima-Kleber ein, kurz darauf zog ein Mann mehrere Protestierende von der Straße. Schimpftiraden begleiteten die Wut-Reaktion der Autofahrer – "Heute" berichtete.

    Polizei-Warnung an Wut-Lenker

    Die Wut auf die Klima-Aktivisten scheint unter den Autofahrern immer größer zu werden. Nach den wiederholten Übergriffen schaltet sich nun  die Wiener Polizei dazwischen und warnt vor solchen Eskalationen.

    "Es ist dringendst davon abzuraten, Selbstjustiz zu üben, und als Fahrzeuglenker die Aktivisten und Aktivistinnen selbst von der Fahrbahn zu zerren!", mahnt Polizeisprecher Markus Dittrich im PULS24-Interview. Seine Kollegen wären binnen weniger Minuten zur Stelle und "im rechtlichen Rahmen wird dann so schnell wie möglich aufgelöst".

    Der Polizei-Appell an die Bevölkerung: "Ruhe bewahren und die Polizei ihren Job machen lassen".

    Auch unbeteiligte Fußgänger abgestraft

    Wie Dittrich auch enthüllte, müssen auch unbeteiligte Passanten sich in Acht nehmen. Allerdings nicht vor den Klima-Klebern oder Wut-Lenkern, sondern vor den wachen Augen der Gesetzeshüter.

    Denn wer es trotz blockiertem Verkehr wagt, bei Rot auf dem Zebrastreifen die Straße zu überqueren, macht sich strafbar! Bei den Blockaden am Aschermittwoch wurden einige Passanten dabei von der Polizei erwischt und angehalten.

    "Auch wenn hier Blockaden stattfinden, gilt nach wie vor die Straßenverkehrsordnung und daran haben sich alle Verkehrsteilnehmer zu halten – auch Fußgänger", so Dittrich weiter. Das auch zum Schutze der Passanten selbst. Es berge für die Fußgänger Gefahren, "wenn sie der Meinung sind, sie müssen jetzt Ampeln nicht mehr beachten."

    Klima-Kleber blieben picken

    Trotz der Eskalation seitens zweier Autofahrer setzte die "Letzte Generation" unbeirrt ihren Protest fort: "Besser als daheim sitzen und darauf warten, dass die Welt untergeht", so einer der Aktivisten zu Puls24. 

    Eine andere kritisierte die zahnlosen Klima-Maßnahmen der Regierung. Es gebe "kein anderes Mittel mehr", als sich anzukleben. Denn die vielen Proteste vor Ministerien in der Vergangenheit hätten überhaupt nichts bewirkt.

    Selbst Autofahrer, die nicht handgreiflich wurden, fanden die plötzliche Blockade vor ihrem Kühlergrill "richtig beschissen":  "Wenn die was bewirken wollen: Die können das gerne irgendwo anders bewirken", so ein Lenker, der deswegen einen Termin verpasste.

    Ein Biker beurteilte die ganze Aktion als "hirnrissig", weil nun eben die Autos während dem Staustehen Abgase ausstoßen würden. 

    "Geht's scheißn!"

    Am Verteilerkreis sorgte die "Letzte Generation" selbst für einen Eklat. Wie schon ihre Mitstreiter Dienstagmorgen hatte die als "Klima-Shakira" bekannt gewordene Anja Windl zusammen mit einem weiteren Aktivisten "grünes Öl" auf der Fahrbahn des Verteilerkreises verschüttet und skandiert: "Wie ölige Fossilpolitik unseren Weg in die Zukunft unpassierbar macht, ist damit auch diese Straße unbefahrbar."

    Für die 25-Jährige wurde die Aktion gleich zum doppelten Ausrutscher. Denn nicht nur, dass sie sich damit den Zorn vieler auf sich zog – als die Polizei sie von der Fahrbahn zog, schlitterte sie auf dem eben ausgegossenen Öl über den Asphalt:

    Und: die Sache dürfte für die 25-Jährige und ihren Öl-Komplizen auch ein juristisches Nachspiel haben. "Am Verteilerkreis wurde erneut Öl verschüttet – dies wird gemäß §89 StGB (Verdacht der Gefährdung der körperlichen Sicherheit) zur Anzeige gebracht", meldet die Wiener Polizei nach der Auflösung der Blockaden.

    Im Falle einer Verurteilung nach diesem Paragraphen drohen Windl bis zu drei Monate Haft. Hier weiterlesen >>

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