Tennis-Star freigesprochen

Doping-Aufreger: Dieses Foto soll Sinner entlasten

Jannik Sinner sorgte für einen Doping-Aufreger. Die Nummer eins der Welt wurde nach zwei Positiv-Tests freigesprochen. Entlastet ihn dieses Foto?

Sport Heute
Doping-Aufreger: Dieses Foto soll Sinner entlasten
Tennis-Ass Jannik Sinner sorgt für einen Doping-Aufreger.
Reuters, Screenshot

Kurz vor dem Start der US Open (ab Montag) versetzt ein  vermeintlicher Doping-Fall rund um Sinner – den Australian-Open-Sieger und Weltranglisten-Ersten – die Tennis-Szene in helle Aufregung. Wie erst jetzt bekannt wurde, war der 23-Jährige rund um das Masters-Turniers von Indian Wells Anfang März zweimal positiv auf das anabole Steroid Clostebol getestet worden.

Um eine lange Doping-Sperre ist Sinner allerdings herumgekommen. Die International Tennis Integrity Agency (ITIA) erklärte am Dienstag, ein unabhängiges Londoner Gericht habe den Südtiroler freigesprochen. Sinner habe glaubhaft darlegen können, dass er durch seinen Physiotherapeuten Giacomo Naldi kontaminiert worden war. Die in den Tests gefundenen Mengen des verbotenen Mittels seien ohnehin gering gewesen.

Die kuriosesten Doping-Ausreden

1/17
Gehe zur Galerie
    Wer dopt, und warum? Die Ausreden reichen von kurios bis absurd.<i> "Heute"</i> hat eine Auswahl der besten Begründungen.
    Wer dopt, und warum? Die Ausreden reichen von kurios bis absurd. "Heute" hat eine Auswahl der besten Begründungen.
    (Bild: GEPA-pictures.com)

    Der Tennis-Star hatte erklärt, dass sein Physio eine Schnittwunde am Finger mit einem Spray versorgt habe, danach den Italiener behandelt habe. Und das ohne Handschuhe. So sei die Kontamination über den Hautkontakt, etwa bei einer Massage, erfolgt. Eine Argumentation, der das Gericht folgte. Sinners Management legte Beschwerde gegen kurzfristig verhängte Sperren ein und war damit erfolgreich. "Er ist unfassbar professionell. Er würde so etwas nie absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation", erklärte auch sein Trainer Darren Cahill gegenüber "ESPN".

    Ein Foto als "Beweis"?

    Die Theorie soll auch ein Foto stützen, das gerade in sozialen Netzwerken die Runde macht. Es zeigt Physio Naldi während des Masters-Turniers von Indian Wells in einem Sinner-Spiel in der Box des Südtirolers sitzend. Beim Klatschen ist zu sehen, dass Naldis kleiner Finger an der linken Hand tatsächlich einbandagiert ist. Das Foto – ein Screenshot aus der TV-Liveübertragung – soll belegen, dass Sinners Betreuer tatsächlich eine Schnittwunde am Finger hatte, soll so auch die Theorie der Kontamination durch einen Spray stützen. Zumindest sieht das die "Gazzetta dello Sport" so, die sogar von einem "Beweis" für die Richtigkeit der Angaben des Weltranglistenersten sprach.

    Experte äußert Zweifel

    Die Theorie wirft jedoch einige Fragen auf. Wie auch der deutsche Doping-Experte Fritz Sörgel gegenüber "Sport1" betonte. "Ein Anabolika-Spray für eine Wundbehandlung – lächerlich! Das Anti-Doping-Gesetz würde das gar nicht zulassen. Bei einer Wunde stehen andere Substanzen wie Antibiotika im Vordergrund", so der anerkannte Pharmazeut und Pharmakologe. Sörgel äußerte die Theorie, dass der besagte Spray "gezielt für den Hochleistungssport auf inoffiziellen Wegen und im Internet vertrieben" werde. "Weil es ein Dopingmittel ist und man  – wie in diesem Fall – auch immer auf Unschuld, ,kein Doping´, plädieren kann." Wenn man eine derartige Wunde wie Naldi habe, "dann schmiert man die Salbe ja nicht pfundweise drauf. sondern eher dünn. Auch wenn er ihn jeden Tag massiert, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass das Clostebol in solchen Mengen durch die Haut eindringt, dass es im Dopingtest auffällt." Sörgel hält jedenfalls fest: "Das stinkt zum Himmel. Diese Methode der Ausrede, dass es über die Haut aufgenommen wird, wird in letzter Zeit verstärkt verwendet."

    Sinner ist ein Shootingstar der Tennis-Szene, steht gemeinsam mit dem Spanier Carlos Alcaraz für die nächste Generation im Sport, feierte erst am Montag, wenige Stunden vor Bekanntwerden des Freispruchs, in Cincinnati seinen 15. Karriere-Titel. Der Italiener gilt auch bei den US Open als Topfavorit, darf nach dem Freispruch auch antreten. Allerdings hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) bereits angekündigt, den Fall genauer prüfen zu wollen.

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Tennisstar Jannik Sinner wurde nach zwei positiven Doping-Tests freigesprochen, nachdem er glaubhaft darlegen konnte, dass er durch seinen Physiotherapeuten kontaminiert wurde
    • Ein Foto, das den verletzten Finger des Physiotherapeuten zeigt, soll diese Theorie unterstützen, aber Experten äußern Zweifel an der plausiblen Erklärung
    • Trotz des Freispruchs plant die Welt-Anti-Doping-Agentur, den Fall genauer zu prüfen
    red
    Akt.
    Mehr zum Thema
    An der Unterhaltung teilnehmen