Faktencheck

Donald Trump von Google benachteiligt – stimmt das?

Bevorzugt Google in den USA Kamala Harris und behindert Suchanfragen nach Donald Trump? Entsprechende Behauptungen kursieren.

Donald Trump von Google benachteiligt – stimmt das?
Wer Trump googelt, findet Harris: Anhänger von Donald Trump behaupten, die Suchmaschine benachteilige den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Belegen lässt sich das nicht.
REUTERS

Der Suchmaschinen-Gigant Google soll Social-Media-Posts vom 29. Juli (X-Zeitstempel) zufolge in den USA Einfluss auf das dortige Wahlgeschehen nehmen und dabei Donald Trump benachteiligen. So führe die Suche nach "Donald Trump" zu Nachrichten über "Kamala Harris", heißt es (hier). Andersrum sei es aber nicht so (hier). Zudem soll Google die Anfrage nach "Donald Trump" zu "Harris/Trump" geändert und nur Nachrichten angezeigt haben, "die Harris gegenüber Trump bevorzugen" (hier).

Auch die Autovervollständigung solle zu Trumps Nachteil arbeiten. Sie soll etwa bei der Eingabe von "president donald" ins Suchfeld nicht Donald Trump, sondern Präsident Donald Duck oder Präsident Donald Regan [sic] vorgeschlagen haben. Ein Screenshot davon wurde unter anderem von Elon Musk geteilt (hier), der auch die Posts anderer X-User weiterverbreitete.

Die Bewertung

Die geteilten Screenshots scheinen echt zu sein. "20 Minuten" bekam im Test ähnliche Ergebnisse ausgespielt. Ein Beweis dafür, dass Google sich in die Wahl einmische, ist das aber nicht. Google weist entsprechende Vorwürfe von sich und erklärt den entstandenen Eindruck, dass Harris bei den Suchergebnissen im Fokus stehe, unter anderem mit der Nachrichtenlage. Die Probleme bei der Autovervollständigung erklärt der US-Konzern mit einem Bug. Dieser sei mittlerweile behoben worden, was der 20-Minuten-Test bestätigt.

Überprüfung der Aussagen mithilfe von VPN

"20 Minuten" hat am Mittwoch, 31. Juli, und damit zwei Tage nach Auftauchen der Posts versucht, die von den X-Usern geposteten Suchergebnisse nachzuvollziehen. Dafür wurde ein sogenanntes VPN (siehe Box) genutzt, mit dem Google vorgespielt wurde, die von Zürich aus gestellte Suchanfrage käme aus den USA. Ins Suchfeld eingegeben wurden dieselben Begriffe, die in den Social-Media-Posts erwähnt wurden: "Donald Trump", "Kamala Harris" und "president donald".

VPN?
VPN steht für "virtuelles privates Netzwerk" oder auf Englisch Virtual Private Network. Eine VPN-Verbindung stellt eine sichere Verbindung zwischen dir und dem Internet her. Auf diese Weise wird dein gesamter Datenverkehr über das VPN verschlüsselt. Sichtbar ist nur die IP-Adresse des VPN-Anbieters. In manchen Ländern wie im Irak oder in Nordkorea sind die Dienste verboten, in der Schweiz aber nicht. (Quelle: NordVPN)

Ergebnis der VPN-Suche

Aufgrund des zeitlichen Versatzes unterschieden sich die angezeigten Suchergebnisse von denen, die in den geteilten Screenshots zu sehen sind. Schließlich zeigt Google unter "News" beziehungsweise "Schlagzeilen" jeweils aktuelle Nachrichten an. Und die verändern sich mehrmals täglich.

Nachvollziehen liessen sich indes die Punkte, die von den X-Userinnen und -Usern angesprochen wurden:

1/7
Gehe zur Galerie
    Wurde ins Suchfeld "Donald Trump" eingegeben, bekam "20 Minuten" "Neuigkeiten über Kamala Harris und Donald Trump" angezeigt.
    Wurde ins Suchfeld "Donald Trump" eingegeben, bekam "20 Minuten" "Neuigkeiten über Kamala Harris und Donald Trump" angezeigt.
    20M

    Das sagt Google zu den Vorwürfen

    Mittlerweile hat sich auch der US-Konzern auf X zu den Vorwürfen geäußert: Die Behauptung, die Google-Suche zensiere oder verbiete bestimmte Begriffe, sei falsch. "Das ist nicht der Fall."

    Das Unternehmen räumt aber auch Fehler ein: Die automatische Vervollständigung habe tatsächlich nicht so funktioniert, wie sie sollte. "Dieses Problem betraf das gesamte politische Spektrum und wirkte sich auch auf Suchanfragen für mehrere frühere Präsidenten aus." Etwa für Barack Obama, wie ein dem Statement beigefügter Screenshot zeigt.

    Picture
    Screenshot X

    Wie Google schreibt, habe auch die Suche nach "Vizepräsidentin K" nicht zu Kamala Harris geführt. Man habe bereits reagiert, heißt es weiter: "Wir haben ein Update vorgenommen, das die Prognosen durchweg verbessert hat."

    Auch zum Vorwurf, die Suche nach "Donald Trump" führe zu Nachrichten über "Kamala Harris", bezieht Google Stellung: Diese Bezeichnungen würden automatisch auf der Grundlage verwandter Nachrichtenthemen generiert und änderten sich mit der Zeit. "Bei einer Suche nach 'Kamala Harris' werden beispielsweise Top-Storys mit 'Donald Trump' angezeigt, da viele Artikel die beiden gemeinsam behandeln." Das geschehe bei vielen Themenbereichen, nicht nur in der Politik. Dahinter stehe die Absicht, "Menschen dabei zu helfen, relevante Ergebnisse für ihre Suchanfrage zu erhalten".

    Google verweist darauf, dass die Kennzeichnungen und Vorschläge auf Algorithmen basieren. Auch wenn diese "die meiste Zeit sehr gut funktionieren, kann es zu unerwarteten oder unvollständigen Vorhersagen und Fehlern kommen". Etwas, das auch X und andere Plattformen betreffe.

    Fazit

    Die Untersuchung von "20 Minuten" bestätigt, dass die geteilten Screenshots weitgehend korrekt sind, doch es gibt keine Beweise für eine gezielte Wahlbeeinflussung durch Google. Das Unternehmen erklärt die beanstandeten Suchergebnisse und Autovervollständigungen durch die Nachrichtenlage und technische Fehler, die inzwischen behoben wurden.

    Die Bilder des Tages

    1/65
    Gehe zur Galerie
      <strong>22.12.2024: Einwegpfand kommt – das wird ab Jänner neu bei Spar</strong>. Um Verwirrung zu vermeiden, setzt Spar ab Jänner auf speziell ausgebildete Pfandberater. <a data-li-document-ref="120078758" href="https://www.heute.at/s/einwegpfand-kommt-das-wird-ab-jaenner-neu-bei-spar-120078758">170 Getränkeartikel mussten überarbeitet werden.</a>
      22.12.2024: Einwegpfand kommt – das wird ab Jänner neu bei Spar. Um Verwirrung zu vermeiden, setzt Spar ab Jänner auf speziell ausgebildete Pfandberater. 170 Getränkeartikel mussten überarbeitet werden.
      SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger

      Auf den Punkt gebracht

      • Laut einer Untersuchung von "20 Minuten" bestätigen die geteilten Screenshots die Vorwürfe gegen Google, aber es gibt keine Beweise für eine gezielte Wahlbeeinflussung
      • Google erklärt die beanstandeten Suchergebnisse und Autovervollständigungen durch die Nachrichtenlage und technische Fehler, die inzwischen behoben wurden
      red, 20 Minuten
      Akt.
      An der Unterhaltung teilnehmen