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Döner-Hammer: Preis-Explosion und Einheits-Rezept droht

Ein türkischer Döner-Produzent will den Begriff Döner schützen lassen. In der ganzen EU dürfte dann nur noch nach Istanbuler Rezept gegrillt werden.

Newsdesk Heute
Döner-Hammer: Preis-Explosion und Einheits-Rezept droht
Die Internationale Döner-Vereinigung will den Begriff "Döner" in der EU schützen lassen.
Getty Images

Die Internationale Döner-Vereinigung in Istanbul will der gesamten Europäischen Union vorschreiben, was ein Döner sein darf. Ende April beantragte der türkische Verband dazu bei der EU-Kommission, dass der Name "Döner" als "garantiert traditionelle Spezialität" (g.t.S.) registriert wird und ein entsprechendes Siegel bekommt. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am Dienstag.

Geht das durch, dürfte die Bezeichnung "Döner" auch in Österreich und Deutschland nur noch für Fleischspieße verwendet werden, die den Vorgaben aus Istanbul entsprechen. Und eine preisliche Mehrbelastung mit sich bringen. Sowohl die Zutatenliste als auch das Herstellungsverfahren werden im Antrag (siehe hier) sowohl für Döner aus rotem wie Hühnerfleisch genau gelistet. So ist "eine leichte Thymiannote" offenbar Pflicht. Die Vorgaben dürften dann auch den ohnehin stark gestiegenen Preis weiter aufheizen.

Andere Zutaten als in Türkei

Während der laufenden Einspruchsfrist ging etwa in Deutschland, wo Döner Kebab DAS Streetfood schlechthin ist, scharfe Kritik ein. So steigt laut "Bild" vor allem der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf die Barrikaden.

Chefin Ingrid Hartges: "Unabhängig davon, ob 'Döner' überhaupt als 'garantiert traditionelle Spezialität' zu schützen möglich ist, ist festzuhalten, dass Döner in Deutschland andere Zutaten enthält und anderen Herstellungsweisen folgt, als die, die in dem Antrag genannt werden."

Die deutschen Döner würden sich klar an den Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission orientieren: "'Döner' in der im Antrag beschriebenen Form entspricht nicht der deutschen Verkehrsauffassung."

Türken beantragen Döner-Diktat in der EU

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    Antrag auf "garantiert traditionelle Spezialität": Dieses Döner-Rezept könnte bald in der EU Vorschrift werden.
    Antrag auf "garantiert traditionelle Spezialität": Dieses Döner-Rezept könnte bald in der EU Vorschrift werden.
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    "Gravierende Konsequenzen"

    Hartges fürchtet bei einer g.t.S.-Einstufung des Döners "gravierende Konsequenzen", und das für Gastrobetriebe wie auch die Konsumenten. So müssten demnach alle bisherigen Döner-Gerichte umbenannt werden, was zu einem wahren Chaos führen würde. "Dabei geht es explizit nicht um die Frage von Qualitätsstandards, sondern darum, was in Deutschland unter einem Döner zu verstehen ist."

    Das zuständige, deutsche Bundeslandwirtschaftsministerium hat nun die Einwände gesammelt, am 24. Juli müssen sie nach Prüfung der EU-Kommission übergeben werden. Anschließend wird der Döner dann im Konsultationsverfahren mit dem EU-Parlament von vorne bis hinten durchgekaut. Gibt es genug sachlich begründeten Widerspruch, könnte der Antrag abgelehnt werden.

    "Würde kein Mensch verstehen"

    Die Geschäftsführerin der CDU/CSU in Brüssel, Christine Schneider, gibt sich gegenüber "Bild" alarmiert, spricht von einem versuchten Missbrauch der EU-Gesetzgebung durch türkische Geschäftsleute: "Kein Mensch würde verstehen, wenn der Döner, wie wir ihn kennen, in Europa nicht mehr Döner heißen dürfte. Der Döner steht für Vielfalt, und er muss so vielfältig bleiben, wie er ist."

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      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Die Internationale Döner-Vereinigung in Istanbul beantragt bei der EU-Kommission, den Namen "Döner" als "garantiert traditionelle Spezialität" zu registrieren
      • Das würde bedeuten, dass die Bezeichnung nur noch für Fleischspieße verwendet werden dürfte, die den Vorgaben aus Istanbul entsprechen
      • In Deutschland gibt es scharfe Kritik, da die deutschen Döner andere Zutaten und Herstellungsweisen haben
      red
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