Wien
Dieser Wiener wird fürs Rutschen und Schaukeln bezahlt
Keine lockere Schraube ist vor ihm sicher: Seit über zwanzig Jahren ist Thomas Ackermann (58) als Spielplatzprüfer bei den Wiener Stadtgärten tätig.
Um sieben Uhr Früh, wenn auf Wiens Spielplätzen noch gähnende Leere herrscht, startet Thomas Ackermann in den Arbeitstag. Zunächst stehen Bürotätigkeiten an, dann geht es mit dem Auto los auf "Tour". Der 58-jährige sorgt als zertifizierter Spielplatzprüfer für die Sicherheit der Kinder.
Voller Einsatz für die Sicherheit
Vier Mal jährlich werden die Spielplätze überprüft, einmal gibt es eine Hauptkontrolle. Bei der wöchentlichen Reinigung wird zudem auf Sicht kontrolliert. "Wir prüfen die Standfestigkeit der Geräte, versichern uns dass alles in Ordnung ist und keine Schäden bestehen", erklärt der Experte. "Die Geräte sind sehr robust, meistens fehlen nur Schrauben oder ein Brett ist gebrochen. Das passiert aber eher selten. Kleinere Teile werden direkt vor Ort ausgetauscht."
Bei Holzgeräten wird darauf geachtet, dass nichts morsch ist, die Rutschen testet Ackermann gleich selbst mit einer "Fahrt". "Es dürfen keine Kratzer darauf sein oder etwas wegstehen, damit sich niemand verletzt", erklärt er. Auch mit der Seilbahn fährt der Wiener einmal selbst, um sicher zu gehen, dass sie gut in Stand ist.
"Mussten Frau aus Babyschaukel befreien"
Für die Arbeit haben die Kontrolleure spezielle Werkzeuge dabei: "Wir nuten Prüfkörper um zu testen, ob alles der Norm entspricht." Die Geräte werden damit abgetastet um sicher zu gehen, dass kein Kind hängen bleibt oder sich gar verletzt. Neben den Kinderspielplätzen sind die Mitarbeiter der Wiener Stadtgärten auch für Fitnessgeräte in den Parks, Ballspielplätze, die beiden Motorikparks sowie Calistehnics-Anlagen zuständig. Auch hier wird das Material auf Abnutzung überprüft.
Neben der Abnutzung ist auch Vandalismus immer wieder ein Thema: "Gerade an Silvester oder in heißen Sommernächten kann das passieren", erklärt Georg Lepiczeck, Leiter der Spielplatzsicherheit bei den Wiener Stadtgärten. Ab und an kommt den Prüfern auch ein kurioser Fall unter: "Wir mussten einmal eine junge Frau befreien, die in der Babyschaukel steckte", erzählt Lepiczeck. "Da waren wir mit der Bergeschere im Einsatz, die Feuerwehr war auch vor Ort."
Appell an Eltern: "Gebt auf Kinder acht!"
So sehr sich die Kontrolleure bemühen, für sichere Spielplätze zu sorgen – am Ende bleibt die Eigenverantwortung ein wertvolles Gut, weiß der Chef: "Unser größtes Anliegen ist es, die Geräte so sicher wie möglich zu gestaltet. Aber es gibt immer Situationen, in denen ein Kind fallen kann und das ist auch wichtig für die motorische Entwicklung. Ich appelliere hier an die Eltern und Kinder, acht zu geben."
Wem Abnutzungen oder Vandalismus auf Wiens Spielplätzen auffällt, kann das in der "Sag's Wien App", an das Gartentelefon (Montag bis Freitag, 8 bis 14 Uhr unter 01 4000 8042) oder per Mail an die Wiener Stadtgärten ([email protected]) melden.
Spielplatzkontrolleure gesucht!
Und wer jetzt Lust bekommen hat: Die Stadt sucht noch nach Spielplatzprüfern. Voraussetzung ist ein Führerschein sowie eine technische Ausbildung, Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Vor dem Einsatz ist ein Kurs zu absolvieren, der alle drei Jahre wiederholt werden muss um auf dem neuesten Stand zu sein.
Thomas Ackermann hat seinen Traumjob gefunden: "Ich wollte draußen arbeiten und für Sicherheit sorgen. Mir macht es wirklich Spaß", strahlt er. Und auch privat ist er gerne mit seiner Enkelin am Spielplatz unterwegs: "Sogar im Urlaub schau ich mir die Spielplätze an", lacht er. "Das hat man einfach so in sich."