Oberösterreich
Dieses Geheimnis macht Industrie-Semmeln so billig
Beim Semmerl dreht sich alles um die Frage: Handgemacht oder maschinell erzeugt? Eine bekannte Bäckerei liefert nun einen neuen drastischen Vergleich.
Am Beispiel Semmel lässt sich die Bedeutung von Arbeit messen. Josef Weghaupt, Gründer von Joseph Brot und gelernter Bäcker, beschäftigt eine Frage schon seit Längerem:
"Wie viele Menschen finden beispielsweise dank des Handwerks in einer echten Bäckerei einen wertvollen Arbeitsplatz? Und wie viele werden hingegen von der Backindustrie per Knopfdruck ersetzt?"
Jetzt lässt der findige Unternehmer die Konsumenten erneut über den Zusammenhang von Mensch und Arbeit nachdenken. Aber dieses Mal wählt der kreative Geschäftsmann für seinen Vergleich ein anderes bekanntes Gebäck.
Kunden lesen dieser Tage einen Satz auf dem Sackerl in schwarzen Buchstaben auf weißem Hintergrund: "Handwerk schafft 1,0 Arbeitsplätze bei 180 Stück Gugelhupf/Tag – Maschinen schaffen 0,045". Darunter der Hinweis: "180 Stück Gugelhupf entsprechen einer Tagesproduktion bei Joseph Brot".
Bäcker stellt wichtige Frage(n)
Im November eröffnete Weghaupt am Linzer Hauptplatz seine neue Filiale. Nicht zum ersten Mal regen die Botschaften der Bio-Bäckerei zum Nachdenken an. So war kürzlich dieser Satz auf einer Tafel vor dem Geschäft zu lesen: "Handwerk schafft 4,5 Arbeitsplätze bei 4.000 Semmeln/Tag, Maschinen schaffen 0,05".
Weghaupt setzte sich mit der Frage nach Arbeitsplätzen auseinander. Er wollte es genau wissen, rechnete nach und lieferte konkrete Zahlen. Dabei verglich der Bio-Bäcker eine handgefertigte und eine maschinell produzierte Semmel. Der Unterschied im Ergebnis ist enorm.
"Ein Kollege in unserer Bäckerei benötigt für zwei Handsemmeln durchschnittlich eine Minute. Im Vergleich hierzu beläuft sich der Output in der Backindustrie pro Person und Minute auf 166 Semmeln", erklärte Weghaupt im "Heute"-Gespräch Ende des Vorjahres.
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2009 im niederösterreichischen Waldviertel gegründet, betreibt das Unternehmen mittlerweile acht Filialen in Wien, Linz, Salzburg und Burgschleinitz (Bez. Horn).
Bäcker hat jetzt auch sonntags offen
Bis jetzt hatte der Standort am Sonntag geschlossen – und das trotz Top-Lage mitten am Linzer Hauptplatz. Der Grund wie dieser Tage so oft: Personalmangel.
Im Dezember versuchte die Bäckerei mit einem Aufruf per Plakat neue Mitarbeiter anzulocken: "Sie wünschen sich auch am Sonntag frisches Joseph Brot?", stand auf dem Zettel, der am Auslagenfenster der Filiale klebt.