Welt
Dieser Tesla Roadster ist auf dem Weg zum Mars
Die Rakete Falcon Heavy des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX ist zu ihrem Jungfernflug gestartet. Eine Boosterrakete krachte dabei in den Atlantik.
Die weltweit stärkste Raumfahrtrakete ist zu ihrem Jungfernflug gestartet. Die 70 Meter lange Mega-Rakete Falcon Heavy der privaten US-Raumfahrtfirma SpaceX hob am Dienstagnachmittag unter riesigem Jubel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab. Mit an Bord: Ein knallroter Tesla-Elektrowagen, am Steuer eine Puppe im Astronautenanzug. Ziel der Schwerlastrakete ist eine Umlaufbahn um die Sonne, die in Teilen in der Nähe des Mars entlang führt.
Der Start der Rakete verlief problemlos – ein Riesenerfolg für SpaceX. "Wow, habt Ihr Leute das gesehen? Das war großartig", sagte die SpaceX-Moderatorin Lauren Lyons, während Applaus durch das Kontrollzentrum toste. SpaceX-Kommentator John Innsbrucker sagte, der Testflug biete "alles was man sich nur wünschen kann".
Mehrere hunderttausend Menschen verfolgten den Start live im Internet, der mit spektakulären Bildern in Szene gesetzt wurde. SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk veröffentlichte im Kurzbotschaftendienst Twitter ein Video, in dem der rote Elektrowagen zu sehen ist, wie er zu den Klängen von David Bowies "Space Oddity" durch das Weltall zu rasen scheint: Am Steuer ein Dummy mit dem Namen "Starman", am Armaturenbrett die Worte "Don't Panic" (Keine Panik) als Anspielung auf Science-Fiction-Kult "Per Anhalter durch die Galaxis".
Winde verzögern Start
Musk hatte im Vorfeld von einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit gesprochen, dass die Rakete explodieren könnte. Im Verlauf des Dienstag war der Start der Falcon Heavy wegen starker Winde in Cape Canaveral zwei Mal verschoben worden.
Tausende Schaulustige versammelten sich für den Start, den auch SpaceX-Chef Elon Musk als Meilenstein darstellte. Er ließ seinen eigenen kirschroten Sportwagen seiner Elektroautofirma Tesla an Bord bringen, um dem Testflug – wie er sagte – etwas dramatisches Flair zu geben. Im Fahrersitz des Cabrios sass "Starman", ein Dummy in einem Raumanzug, eine Hand am Steuer. Zum Start erklang "Space Oddity" von David Bowie. "Starman" soll innerhalb von sechs Monaten in die Nähe des Mars gelangen.
Theoretisch kann das Auto laut Musk Milliarden Jahre zwischen Erde und Mars umherreisen, auch wenn die Batterie des Wagens selbstverständlich nicht so lange mitmachen dürfte: Sie sollte ungefähr nach zwölf Stunden versagen.
"Witzige Sachen sind wichtig"
"Irgendwie ist es blöd und witzig, aber ich glaube, dass blöde und witzige Sachen wichtig sind", sagte der SpaceX-Chef mit Blick auf das Auto in der Rakete. Leute auf der ganzen Welt sollten Aufregung verspüren. Angesichts des erfolgreichen Starts sagte Musk, er habe bereits so viele Raketen auf unterschiedliche Weise in die Luft fliegen sehen, da sei es eine große Erleichterung, wenn etwas funktioniere. "Ich hatte dieses Bild einer riesigen Explosion auf der Plattform, ein Rad, das die Straße hinunterrollt und das Tesla-Logo, das irgendwo landet", sagte er. "Zum Glück ist das nicht passiert."
Über die Zukunft seines Sportwagens spekulierte er auch: Irgendwann würden Aliens sich vielleicht fragen, was die Menschen mit diesem Auto gemacht und ob sie es verehrt hätten. "Das wird sie richtig verwirren."
Mittlerer Booster kracht ins Meer
Zwei der zum Start genutzten Boosterraketen setzten wenige Minuten nach dem Start wieder auf dem Luftwaffenstützpunkt Cape Canaveral auf. Der dritte, mittlere Booster krachte in den Atlantik, wie Musk Reportern sagte. Der Booster sollte eigentlich auf einer Plattform landen. Musk zeigte sich davon unbeeindruckt. Zu sehen, wie zwei Boosterraketen landeten, sei das spannendste gewesen, was er je gesehen habe, so Musk.
Für die Rakete gibt es bereits Kunden, die mit ihr schwere Satelliten ins All bringen möchten, darunter die US-Luftwaffe. Eine Explosion, insbesondere an der Startrampe, hätte das Programm mehrere Monate zurückwerfen können, wie Musk vor dem Start sagte. Das Auto sei seine geringste Sorge, lachte der Unternehmer, der in der Vergangenheit bereits Unfälle bei Starts und Flügen seiner Falcon-Raketen hinnehmen musste.
Der kanadische Astronaut Chris Hadfielt erklärte auf Twitter, SpaceX hänge mit diesem Testflug alle anderen Weltraumraketenfirmen ab.
Falcon Heavy kann 64 Tonnen transportieren
Bei der Jungfernreise der Falcon Heavy handelt es sich um einen reinen Testflug. Zunächst geplant, um Menschen zum Mond oder Mars zu bringen, soll sie nun vor allem Versorgungsmaterial ins Weltall bringen, wie Musk am Montag sagte. Die Falcon Heavy kann eine Ladung von fast 64 Tonnen transportieren.
Sie ist die stärkste operierende Weltraumrakete der Welt – allerdings nicht aller Zeiten. Die Saturn-V-Rakete, die im Rahmen des Apollo-Programms Ende der sechziger und siebziger Jahre US-Astronauten zum Mond brachte, konnte noch mehr Gewicht laden. Auch die sowjetische Energija-Rakete, die 1987 und 1988 zwei Mal ins All flog, war ein größeres Kraftpaket als die Falcon Heavy. Während ihres Testflugs ist die Space-X-Rakete nur leicht beladen. (jcg/chk)