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Dieser Kopfhörer misst im Gehirn deine Emotionen

Einem ETH-Spin-off ist es gelungen, eine Technologie zu entwickeln, die mittels Kopfhörern Gehirnwellen messen kann.

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    Das ETH-Spin-off Idun Technologies hat eine neue Technologie entwickelt.
    Das ETH-Spin-off Idun Technologies hat eine neue Technologie entwickelt.
    IDUN Technologies

    Kopfhörer sind meist für eines gedacht: Töne abzuspielen, die nur der Träger oder die Trägerin hört. Manche Modelle haben spezielle Funktionen wie eine Geräuschunterdrückung, andere unterscheiden sich durch Wireless-Technologie oder Kabel voneinander. Eine gänzlich neue Technologie hat nun das Schweizer ETH-Spin-off Idun Technologies für Kopfhörer entwickelt. Diese ermöglicht es, direkt ins Gehirn der Trägerin oder des Trägers zu hören.

    Was zu Anfang etwas gruselig klingt, erklärt der CEO und Co-Gründer von Idun, Simon Bachmann, wie folgt: "Die Technologie ist ganz einfach zu verstehen: Wir können direkt aus dem Hörkanal Gehirnwellen messen. Verschiedene Frequenzbänder im Gehirnsignal geben Auskunft über jeweilige Zustände wie Fokus, Emotionen oder kognitive Prozesse. So können wir zum Beispiel den Fokus oder die Nervosität des Trägers oder der Trägerin messen."

    Für den Alltag hat das laut Bachmann viele Vorteile: "Beispielsweise können wir uns vorstellen, die Technologie irgendwann mit unseren Kalendern zu synchronisieren. Dann können die Informationen dazu genutzt werden, unsere Tage besser zu planen." So könne eine solche Fokusmessung beispielsweise dabei behilflich sein, den Tagesablauf je nach individuellem Rhythmus besser zu planen. Für Leute, die morgens etwas länger brauchen, könnten automatisch weniger Termine in die frühen Morgenstunden und dafür vermehrt auf den Nachmittag gelegt werden.

    Anwendungsmöglichkeiten sind endlos

    "Wir befinden uns gerade in einer sehr spannenden Phase, was diese Neurotechnologie angeht", erklärt Bachmann. "Heutzutage ist es erstmals möglich, solche Technologie in Geräte zu verpacken, die wir im Alltag tatsächlich benutzen würden. Denn niemand würde mit einer typischen Hirnmessungs-Haube in den Zug steigen. Bei einem Kopfhörer schaut aber niemand zweimal hin."

    Seit Anfang 2020 investiert auch der Kopfhörerriese Sony in Idun. "Mit unserer Expertise und Sonys Rückenwind konnten wir schließlich die Dryode-Technologie entwickeln, die es möglich macht, Gehirnwellen mittels Kopfhörer zu messen", erklärt Bachmann. Nun gehe es zum nächsten Schritt, bei welchem ein System ausgearbeitet werden müsse, diese Rohdaten auch zu interpretieren. "Dafür haben wir Neuropsychologen als Experten mit an Bord geholt", so Bachmann.

    Die Anwendungsmöglichkeiten seien beinahe endlos. So hat Idun auch eine Partnerschaft mit dem japanischen Pharma-Unternehmen Takeda geschlossen. "Hier arbeiten wir im Bereich Schlafgesundheit zusammen. Ziel ist es, messen zu können, wie sich die Schläfrigkeit des Trägers oder der Trägerin den Tag hindurch verändert. Dies kann beispielsweise bei der Medikamentenentwicklung helfen, aber auch dem Träger oder der Trägerin direkt, um zu erkennen, wann die mental aktiveren und wann die eher passiveren Phasen sind."

    Und die Privatsphäre?

    Bachmann ist sich bewusst, dass eine solche Technologie viele Skeptiker auf den Plan rufen wird. "Wir wissen natürlich, dass wir es hier mit höchst privaten Daten zu tun haben. Aber es ist uns wichtig, dass wir als Unternehmen diese Verantwortung wahrnehmen", erklärt er. Daher werde bei ihnen der Nutzer und die Nutzerin ins Zentrum gestellt. "Am Ende soll jeder und jede selbst entscheiden können, mit welcher Applikation diese sensiblen Daten geteilt werden sollen."

    Eine mögliche Lösung sei auch, die Daten nur auf dem Endgerät zu verarbeiten. "So machen das moderne Smartphones ja bereits beispielsweise mit dem Fingerabdruck-Sensor. Apple zum Beispiel kennt den individuellen Abdruck ihrer Nutzerinnen und Nutzer nicht, das weiß nur das jeweilige Handy. Ähnlich könnten wir das mit den Gehirnströmen handhaben", so Bachmann.

    Die nächsten Schritte

    Um aber absolut sicher zu gehen, dass man auf dem richtigen Weg sei, baut Idun momentan ein Neuro-Ethik-Board auf, das sich genau mit solchen Fragen der Sicherheit und Privatsphäre beschäftigen soll. "Wir alleine können all diese Fragen nicht beantworten, da sich dieses ganze Ökosystem gerade erst entwickelt. Daher holen wir uns Hilfe von Experten aus dem akademischen Umfeld."

    Nun gehe es aber erst einmal daran, die Technologie einer großen Masse von Menschen zugänglich zu machen. "Dafür möchten wir unsere Technologie in bestehende Produkte wie zum Beispiel jene von Apple, Microsoft oder Sony einbauen. Mit Lizenzpartnern können wir unsere Technologie so schnell wie möglich an ein breites Publikum bringen", erklärt Bachmann. In nächsten Schritt arbeitet Idun an der Validierung der Technologie für verschiedener Anwendungen wie Schlaf, Stressmanagement oder für Hörgeräte.