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Dieser Delfin-Soldat kehrt vom Manöver zurück
Seit 1959 setzt die US-Marine Delfine und andere Meeressäuger zur Minenräumung ein. Trotz Protesten von Tierschützern existiert das Programm bis heute.
Zurzeit findet im Pazifik die groß angelegte Übung Rim of the Pacific (Rimpac) statt. Neben 46 Schiffen, fünf Unterseebooten und 200 Flugzeugen aus 25 Ländern nehmen auch Delfine der US-Marine daran teil. Die großen Tümmler (Tursiops truncatus) haben den Auftrag, nach Minenattrappen zu suchen und deren Lage zu markieren. Dabei werden die Tiere per Schiff zum Einsatzort transportiert. Dort angekommen, werden sie von ihren menschlichen Vorgesetzten auf ihre Mission geschickt.
In einer auf Navaltoday.com beschriebenen Übung brauchte ein Delfin nur 30 Sekunden, um die Minenattrappe zu finden und zur Oberfläche zurückzukehren. Um sicherzugehen, wurde der Tümmler gleich noch einmal losgeschickt. Nachdem er den Fund bestätigt hatte, wurde er ein drittes Mal mit einer Markierungsvorrichtung losgeschickt (Bild unten). Diese platzierte er, wie er es gelernt hatte, nicht auf, sondern direkt neben der Mine. Mission erfüllt
Der Technik überlegen
Die Delfine sind seit den 1960er-Jahren auf dem Marinestützpunkt Point Loma stationiert und werden offiziell als Mark 7 Marine Mammal System bezeichnet, was so viel wie Meeressäuger-System 7 bedeutet. Die Delfine sind für die US-Streitkräfte deshalb so wichtig, weil sie besser als jedes elektronische Sonar in der Lage sind, Minen unter Wasser mittels ausgesandter Schallimpulse zu orten.
Sie finden sich auch im dreckigen Wasser zurecht und können weitaus tiefer tauchen als Menschen. Noch hat es das US-Militär nicht geschafft, die Tiere durch Unterwasser-Drohnen zu ersetzen, wie die U.S. Navy zum sogenannten US Navy Marine Mammal Program (NMMP) schreibt, für das außer den großen Tümmlern auch kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus) eingesetzt werden. Beide Arten werden nicht nur für Suchaufgaben, sondern auch als eine Art Unterwasser-Wachhunde eingesetzt, die Schiffe und Häfen vor Eindringlingen schützen sollen.
Spekulationen und Kritik
Das Programm war bis in die frühen 1990er-Jahre streng geheim, auch wenn seine Existenz bekannt war. Das führte zu vielen Spekulationen und Gerüchten. So wurde spekuliert, dass die Meeressäuger auch als Angriffswaffen eingesetzt würden. Zu Zeiten der Geheimhaltung wurden diese Gerüchte von den US-Militärs nicht kommentiert. Inzwischen versichert die Navy, dass die Tiere ausschließlich für die beschriebenen Missionen eingesetzt würden.
Die Gerüchte halten sich dennoch hartnäckig. Ebenso die Proteste von Tierschützern, die fordern, dass die US-Marine aufhören soll, Delfine und Seelöwen militärisch zu nutzen. Unter anderem führen sie an, dass die Tiere unnötigem Stress ausgesetzt werden, wenn sie per Schiff oder Flugzeug an ihren Einsatzort und damit in eine ungewohnte Umgebung gebracht würden. Außerdem werden die Trainingsmethoden kritisiert, auch wenn die US-Marine angibt, Tierschutzstandards zu erfüllen, die die gesetzlichen Vorschriften sogar noch übertreffen. Für Kritik sorgten im vergangenen Jahr auch die Haltungsbedingungen der Delfin-Soldaten. (jcg)