Verheerende Zahlen
Diese Statistik wurde Barisic bei Rapid zum Verhängnis
Rapid trennt sich von Trainer Zoran Barisic. Die Zahlen der Krise belegen die Diskrepanz zwischen Außendarstellung und Realität in Grün-Weiß.
"Nein, es gibt keine Trainerdiskussion. Wir spielen so, wie es der Anspruch von Rapid ist: Wie ein Top-3-Team", sprach Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann am Sonntag Klartext, nachdem die bevorstehende Trennung von Trainer Zoran Barisic durchgesickert war. Ungewöhnlich klare Worte zur Stärkung des Coaches vor der Länderspielpause. Drei Tage später ist Barisic Geschichte, sagt Hofmann in einer Aussendung des Klubs: "Es gibt zahlreiche Argumente, die diese Entscheidung rechtfertigen und selbstverständlich trage ich diese mit."
Drei Tage, zwei völlig konträre Aussagen. Diese Schere zwischen Kommunikation und Realität ist dieser Tage in Hütteldorf keine Ausnahme.
So ist seit Wochen von einer Ergebnis-Krise die Rede. Die Punkteausbeute als einziges Problem in Hütteldorf, so die Außendarstellung von der Führungsetage abwärts. Tenor: "Wir belohnen uns nicht für unsere starken Leistungen." Ein oberflächlicher Blick auf die Zahlen scheint das tatsächlich zu belegen: Höchster xG-Wert (zu erwartende Tore), zweithöchste Torausbeute, nur vier Teams kassieren weniger Gegentore. Ist Tabellenplatz acht also dem fehlenden Glück im Abschluss geschuldet? Weit gefehlt.
Fakt ist: Rapid hält bei vier Saisonsiegen aus 14 Runden. Ebenso wenige wie Aufsteiger Blau-Weiß Linz. Noch entlarvender: Alle Siege feierte Rapid gegen Nachzügler. Zwei Mal schlugen die Hütteldorfer Altach, je ein Mal Blau-Weiß und das abgeschlagene Schlusslicht Lustenau. In diesen vier Spielen kassierten die Wiener kein einziges Gegentor, schossen gesamt 16 Tore – deutlich mehr als die Hälfte aller in dieser Saison erzielten Treffer.
Nimmt man nur die Spiele gegen die aktuellen Top 6 der Liga her, lautet die verheerende Bilanz: 0 Siege, 4 Remis, 4 Niederlagen, 10:14 Tore.
Werte unter der Lupe
Rapid gewinnt weniger als die Hälfte seiner Zweikämpfe (49,7%). Nach Rückständen holte der Rekordmeister nur zwei Punkte. Von neun Spielen, in denen Rapid in Führung lag, gewann Rapid nur vier, verlor eines. Die hohen xG-Werte sagen aus, dass Rapid viele Hochkaräter liegen lässt. Sie ergeben sich unter anderem aus den zweitmeisten Elfmetern (drei, alle verwandelt), aber auch aus der schieren Masse an Versuchen. Keiner schießt öfter aufs Tor, als der Tabellenachte (313 Schüsse). Zum Vergleich: Die Austria versuchte es mit 261 Schüssen am zweithäufigsten, gefolgt vom LASK (246), Sturm und Salzburg (je 243). Von diesen Klubs weist Rapid mit 8,6 Prozent eine durchschnittliche Erfolgsquote auf, liegt in etwa im Bereich des LASK (8,1), deutlich höher als die Austria (5,4). Beide liegen in der Tabelle vor Grün-Weiß.
Die besten Rapid-Spieler aller Zeiten
Barisic selbst war es, der sich in seiner damaligen Funktion als Sportvorstand von Vorgänger Ferdinand Feldhofer getrennt hatte. Seine zweite Trainer-Ära beim Klub sollte 46 Pflichtspiele lang dauern. In 35 Ligaspielen holte Barisic 12 Siege, 10 Remis, 13 Niederlagen. Erneut ist der Fokus auf die Topspiele erschreckend: Gegen die Top 5 in diesem Zeitraum (Salzburg, Sturm, LASK, FAK, Klagenfurt) holte Rapid 3 Siege, 7 Remis, 11 Niederlagen.
Mit 1,51 ist der Punkteschnitt von Barisic übrigens schlussendlich fast deckungsgleich mit jenem von Vorgänger Feldhofer (1,50).