Gesundheit
Diese Krankheit erkennen die meisten Frauen nicht
Im "Heute"-Studio sprechen Dr. Strohmer und Regisseurin Ranya Schauenstein über die häufig übersehene Krankheit Endometriose.
Regelschmerzen kennen die meisten Frauen. Doch was, wenn der Unterleib auch abseits der Regelblutung stark schmerzt und im Alltag überhand nimmt? Die Krankheit Endometriose betrifft ausschließlich Frauen. Bis es zur Diagnose kommt, dauert es im Schnitt 10 Jahre. Dazwischen liegen oft viele schmerzvolle Jahre. Den Satz, den Betroffene, oftmals auch von Ärzten, am meisten hören: "Das ist normal." Dass das nicht der Wahrheit entspricht, erzählen Dr. Heinz Strohmer, vom Kinderwunschzentrum an der Wien und "nicht die regel"-Regisseurin Ranya Schauenstein im Gespräch mit "Heute".
Strohmer und Schauenstein sprechen im Video-Interview über Symptome
"Es gibt Schätzungen, dass ungefähr vier bis zwölf Prozent Frauen von dieser Erkrankung betroffen sind. Schmerzen während der Monatsblutung können normal sein. In erster Linie geht es darum, dies zu artikulieren und darauf hinzuweisen, wenn die Schmerzen überdurchschnittlich sind", so Strohmer.
„"Es gibt Frauen, die sieben Jahre mit diesen Symptomen kämpfen und nicht draufkommen, was es sein könnte."“
Von der Krankheit betroffen ist auch Regisseurin Ranya Schauenstein. "Ich hatte, im Vergleich zu anderen Betroffenen, dass Glück, dass es rückblickend drei Jahre waren. Vom Beginn der Beschwerden, bis hin zu der Verdachtsdiagnose und schlussendlich zur OP", so die Filmproduzentin. "Es gibt Frauen, die sieben Jahre mit diesen Symptomen kämpfen und nicht draufkommen, was es sein könnte."
Regisseurin Schauenstein über ihren Film "nicht die regel"
Wie viele Betroffene, wurde Schauenstein von den Schmerzen in ihrem Alltag eingeschränkt. Für ihren Film "Nicht die regel" hat die Journalistin mit anderen Frauen über Symptome gesprochen. "Viele haben ihre Beschwerden überhaupt nicht mit der Menstruation in Verbindung gebracht. Es gab Frauen, die von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr berichtet haben."
„"Viele haben ihre Beschwerden überhaupt nicht mit der Menstruation in Verbindung gebracht. Es gab Frauen, die von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr berichtet haben."“
Dadurch, dass das Thema Periode in Österreich erst langsam aus der Tabuzone geholt wird, gestaltet sich die Diagnose noch immer schwer. "Wenn die Periode selber ein Thema ist, über das man nicht gerne redet, dann spricht man auch nicht über die Schmerzen", betont Schauenstein.
Strohmer und Schauenstein über Kinderwunsch mit Endometriose
Eine Behauptung im Zusammenhang mit der Krankheit, die sich hartnäckig hält, ist: Endometriose bedeutet Kinderlosigkeit. "Es spielen sehr viele Dinge eine Rolle, die zu einer Unfruchtbarkeit führen. Edometriose-Betroffene müssen nicht unbedingt einen unerfüllten Kinderwunsch haben. Ich selbst habe zwei Kinder und bin ein Beweis dafür, dass es auch mit Endometriose geht, dass man Kinder bekommen kann", erzählt Schauenstein.
Frauen, die an einer diagnostizierten Endometriose erkranken, haben in Österreich ein Recht auf Medical Freezing. Sprich, sie dürfen Eizellen einfrieren – auch als Single. Ohne medizinische Gründe, wird dies einer Single-Frau in Österreich noch immer verboten.
Bei der Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut, die sich normalerweise ausschließlich in der Gebärmutter befindet, auch außerhalb davon an - etwa auf den Eierstöcken, in der Blase oder im Darm. Man spricht dann von Endometriose-Herden. Da diese Herde - wie auch die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter - östrogenabhängig sind, werden sie im Rahmen des monatlichen Menstruationszyklus abwechselnd aufgebaut und mit einer kleinen Blutung wieder abgestoßen. Die Schleimhaut der Herde und deren Blut können jedoch nicht - wie bei der Menstruation - über die Scheide ausgeschieden werden. Manche Herde können vom Körper abgebaut werden, manche nicht.
Die Gewebereste und das Blut der Endometriose-Herde können Entzündungen und Verklebungen oder Verwachsungen auslösen, die mehr oder weniger starke Schmerzen verursachen können.