Szene

Dieser mobile Busen "stillt" Schwarzarbeiter

Heute Redaktion
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Kunstbusen, einmal anders. Ein Trinkbrunnen versorgt den Wiener Arbeiterstrich mit Wasser – ein Zeichen, um auf die Situation der Betroffenen aufmerksam zu machen.

Ohne Silikon, mit Message – die auf einem Kleinlaster montierte "Wiener Maria" pendelt bis 30.8. zwischen Triester-, Herbst- und Brünner Straße.

"Brust steht für Verletzlichkeit und gegenseitige Abhängigkeit"

"Geplante Provokation ist langweilig", so Initiator Milan Mijalkovic im „Heute"-Talk. "Aber natürlich will ich, dass die Leute zu denken beginnen. Über Arbeit an sich. Darüber, worauf sie hinarbeiten. Aufs Sterben?" Dafür verwendet er starke Symbole: die Brust ("steht für Verletzlichkeit und gegenseitige Abhängigkeit zugleich"), den LKW ("die Waffe des Kapitalismus und, seit den Terroranschlägen, eine echte Waffe") sowie Auszüge aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 an der Seitenwand des Lasters. Daneben steht in fetten Lettern: "Schwarzarbeiter, Schwarzarbeiter, kriegst ein Wasser."

Bundeskanzleramt förderte den "Trinkbrunnen"

Das Wasser dient als Zeichen für den "existentiellen Minimalkonsens" zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Denn weniger geht nicht. "Welche anerkennende Geste bringt jeder von uns denjenigen, die für ihn arbeiten, entgegen?", fragt Mijalkovic – und ließ sich die Brust mit einem Durchmesser von zwei Metern vom Bundeskanzleramt fördern.

Rumäne blies Luftballone für je einen Euro auf

Mit dem Milieu in Kontakt kam der in Mazedonien geborene und seit 2001 in Wien lebende Künstler und Architekt, als er für sein Projekt "The Monument of the Working Man" an einer Maschine tüftelte, die Luftballone vollautomatisch aufbläst und fliegen lässt. Auf der Suche nach einem Spezialisten traf er auf einen Maurer aus Rumänien, der anbot, den Job für einen Euro pro Ballon zu machen.

"The Monument of the Working Man"

Mijalkovic: "Gab Schwarzarbeitern heimlich Wegwerfkameras"

Seitdem beschäftigt sich Mjalkovic in seinen Arbeiten vorwiegend mit Männern aus Osteuropa, die sich – nicht kranken-, sozial- und unfallversichert – für acht Euro die Stunde am Wiener Arbeiterstrich "prostituieren". 2016 entstand u.a. die "Arbeitsstrich-Sammlung" – laut Mastermind eine "Reihe von Alben, die heimlich aufgenommene Fotos einzelner Schwarzarbeiter von ihren Einsatzorten versammeln." Mijalkovic zu "Heute": "Ich gab ihnen Wegwerfkameras, um ihr Tun zu verewigen. Man muss sich das so vorstellen: Sie werden in Bussen abgeholt und verbringen dann oft Tage am Bau. Sie wissen nicht einmal, wo sie sind." Um ihrem Schaffen ein Gesicht zu geben, heißt jede Sammlung wie ihr "Sammler".

Fotoserie zeigt Kurz beim Händeschütteln

Im gleichen Jahr nahm Mijalkovic an einer Gruppenschau im frei_raum Q21 uum 50-jährigen Jubiläum des Gastarbeiter-Abkommens zwischen Österreich und der Republik Jugoslawien teil. Auf mannshohen Sockeln positionierte er vor den Eingängen zwei Schwarzarbeiter, die das Eintreffen des damaligen Außen- und Integrationsministers Sebastian Kurz abwarteten und von denen einer Kurz schließlich die Hand schüttelte. Die Momente wurden in der Fotoserie "Herr Minister Kurz freut sich und begrüßt einen der Tausenden Schwarzarbeiter" abgebildet. Mijalkovic: "Kurz meinte, es sei sein Lieblingsbild."

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